Lenz Koppelstätter: Der Tote am Gletscher - Ein Fall für Commissario Grauner 1 (Hörbuch)

Lenz Koppelstätter
Der Tote am Gletscher
Ein Fall für Commissario Grauner 1
Gekürzte Lesung von Markus Völlenklee
Argon,2015, 5 CDs, ca. 414 Minuten, ca. 9,99 EUR, ISBN 978-3-8398-1426-0

Von Irene Salzmann

Unweit von jenem Ort, an dem der Gletscher vor einigen Jahren den berühmten ‚Ötzi‘ freigegeben hatte, wird die Leiche eines Mannes gefunden, der in seinem Dorf als Sonderling bekannt war. Pikanterweise wurde der Tote, der zuletzt einsam in einer Höhle im Wald gelebt hatte, durch einen Pfeil getötet, der ‚Ötzi‘ gehört hatte und offenbar kurz zuvor aus dem Museum gestohlen worden war.

Commissario Grauner und sein Helfer Inspettore Saltapepe tappen lange im Dunkeln, denn es gibt mehrere Personen, die ein Motiv gehabt haben, um den ungeliebten Mitbürger aus dem Weg räumen zu wollen. Doch auch ein unbekannter Name, später eine Liste fremder Namen gibt Rätsel auf.

Je näher die beiden Beamten dem Täter auf die Pelle rücken, umso gefährlicher wird es auch für sie selbst, insbesondere als der Fall plötzlich ganz neue Dimensionen annimmt und Antiquitätenschmuggel ins Spiel kommt.


Lenz Koppelstätter hat für seinen Debütroman zwei urige Polizisten geschaffen, die sich durch ihre Gegensätzlichkeit ergänzen. Während Commissario Grauner ein ruhiger, waschechter Südtiroler ist, der sich lieber um seinen Hof mit den Kühen kümmern würde, als Verbrecher zu jagen, wird Inspettore Saltapepe als temperamentvoller Süditaliener beschrieben. Infolgedessen weiß der eine, wie er die Menschen zu nehmen hat, von denen er Informationen erhalten möchte, wohingegen dem anderen die eigentümlichen Dörfler und ihre geliebten Berge suspekt sind und man ihm dasselbe Misstrauen entgegenbringt.

Prompt muss Grauner seinen Kollegen immer wieder zurückpfeifen, wenn er zu geradlinig vorprescht und dadurch die Vorurteile der Verdächtigen bestätigt, doch später kann Saltapepe beweisen, dass er sein Handwerk versteht und die richtigen Entscheidungen zur richtigen Zeit treffen kann. Obwohl die beiden immer eine gewisse Distanz wahren, merkt man, dass sie einander sympathisch finden und es eigentlich nur eines kleinen Anstoßes bedarf, dass au Kollegen Freunde werden.

Gemeinsam verfolgen sie die verschiedenen Spuren, landen in Sackgassen und finden aufgrund neuer Erkenntnisse aus diesen wieder heraus. Glaubte man schon, der Täter und sein Motiv wären endlich erkannt, passiert etwas, das dem Fall zu einer unerwarteten Wende verhilft, und schon ist alles wieder ganz anders. Man wird regelmäßig aufs Neue überrascht! Infolgedessen bleibt der realistisch angelegte Krimi spannend bis zum Schluss.

Markus Völlenklee wartet mit einer inszenierten Lesung auf. Er verleiht den Figuren durch veränderte Stimme, südtiroler Satzmelodie und ein wenig Dialekt Individualität. Gleichzeitig lebt dadurch das lokale Flair auf, und der Zuhörer fühlt sich, als wäre er vor Ort dabei.

„Der Tote am See“ ist ein packendes Hörbuch voller überraschender Entwicklungen. Man mag zu Beginn kleine Anlaufschwierigkeiten haben, bis man sich an die Art des Erzählens (Satzmelodie) gewöhnt hat, aber dann ist man voll dabei bis zum Finale.