Karl Edward Wagner: Kreuzzug des Bösen - Kane 2 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 12. Februar 2016 10:17
Karl Edward Wagner
Kreuzzug des Bösen
Kane 2
Dark Crusade)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Michael Görden
Titelillustration von Tom Edwards
Golkonda, 2015, Paperback mit Klappenbroschur, 236 Seiten, 16,90, ISBN 978-3-942396-92-9 (auch als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Ein lange vergessener Gott regt sich, steigt aus seinem Grab und sammelt neue Gläubige um sich. Sein Ziel: nichts weniger, als die Herrschaft über die Welt. Er besetzt den Körper eines ehemaligen Banditen, entsendet die Schatten, um seine Opfer zu meucheln. Sein Schwarzer Kreuzzug scheint zunächst am Widerstand der Ritter des Nachbarreiches zu scheitern - bis ein großgewachsener Recke seine Hilfe erhebt. Kane formt aus Söldnern und Hasardeuren eine schlagkräftige Armee und macht sich auf in die Schlacht…
Er ist einer der Archetypen des modernen Fantasy-Romans: Kane, der Verfluchte, ein dunkler Recke, ein Kämpfer, beileibe kein Held. Als solcher reiht er sich zu den Ewigen Helden Moorcocks ebenso wie zu Howards wilden Barbaren und Kämpfern. Sie alle sind ambivalent angelegt, sind keine Streiter einer gerechten Sache oder im Sinne des Guten unterwegs. Stattdessen haben sie, hat Kane in erster Linie seine eigenen Ziele im Sinn, wird er getrieben von seiner inneren Unruhe, seiner Heimsuchung und seiner Schuld.
Dass solch eine Gestalt kein angenehmer Erzähler ist, in dessen Haut man als Leser gerne schlüpft, ist klar. Dennoch, und hier liegt dann die Kunst des Autors, fasziniert uns diese Gestalt in all ihrer Brutalität, ihrem Hang zur Gewalt und ihrem Durchsetzungsvermögen. Kane ist ein Kind seiner Welt, seiner Zeit. In dieser Welt gilt das Recht des Stärkeren, des Brutaleren, werden zögerliche Kopfmenschen von den mannigfaltigen Gefahren, die ihnen drohen, gnadenlos ausgemerzt. So passt dieser Anti-Held wunderbar in seine Umgebung, ist er ein Teil dieser, und erlebt hier seine phantastischen Abenteuer.
Dass diese zumeist gewalttätig angelegt sind, hat Wagner den Ruf eingebracht, der Nachfolger Robert E. Howards zu sein. Die Schilderung der Kämpfe ist packend, große Schlachtengemälde wechseln sich mit Handgreiflichkeiten ab, dämonische Bestien, finstere Magie und unbeschreibliche Götter kreuzen den Weg unseren Recken. Das ist oft in seiner Deutlichkeit brutal, Autoren wie Gemmell oder Abercrombie nannten und nennen nicht umsonst Wagner als Einfluss. Und es ist, das ist gerade heute, wo viele Texte austauschbares Lesefutter anbieten, das ebenso stromlinienförmig, schnell konsumierbar ist, wie man es wieder vergisst, markant. Wer sich einmal auf Kane eingelassen hat, der wird von diesem berührt werden. Entweder, der Leser wendet sich mit Grausen ab, oder aber er ist begeistert.
Kane polarisiert, Kane provoziert, Kane fasziniert und so ist diese erneut für die Neuausgabe überarbeitete Edition, wenn auch nicht ganz so kraftvoll wie der erste Roman, eine Empfehlung mehr als wert.