Kealan Patrick Burke: Das Schiff / Der Wanderer - Timmy Quinn 2 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 30. Januar 2016 11:18
Kealan Patrick Burke
Das Schiff / Der Wanderer
Timmy Quinn 2
(Peregrine’s Tale, Vessels)
Aus dem irischen Englisch übersetzt von Julia Hecht
Titelillustration von Michael Schubert
Voodoo Press, 2016, Taschenbuch, 182 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-99957-56-02-4 (auch als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Seit seiner Jugend ist Timmy geplagt. Ausgerechnet ihn suchen sich die Geister Ermordeter aus, um ihre Rache an den Tätern anzustreben. Normalerweise trennt ein Schleier die Welt der Toten von der unsrigen, doch der Wanderer, ein mysteriöses Wesen, öffnet den rachsüchtigen Opfern eine Pforte zu Timmy.
Um endlich Ruhe vor seiner Gabe zu bekommen, fordert der inzwischen Erwachsene von seinem Vater eine alte Schuld ein. Er soll ihm einen Ort nennen, an dem er endlich Ruhe vor den Heimsuchungen hat. Im Beichtstuhl bekommt er von seinem Erzeuger eine Broschüre über eine einsame kleine irische Insel, dann ertönt ein Schuss - Timmys Vater hat sich selbst gerichtet.
Kaum auf der Insel Blackrock angekommen, wird Tim von seiner Vergangenheit eingeholt. Der örtliche Polizist hat recherchiert und wahrlich genügend Material über Wunder-Timmy gefunden. Dann stößt unser Flüchtling in eigener Sache in der örtlichen Kirche auf einen weiteren rachsüchtigen Geist, der weder ihm, noch seiner ihm nachgereisten Jugendfreundin Ruhe gönnt - und auch ein alter Bekannter lässt wieder von sich hören…
Kealan Patrick Burke gehört für mich zu den interessantesten Autoren, die in den letzten Jahren in Deutschland bekannt wurden. Nicht nur, dass er eigenständig zu unterhalten weiß, auch seine stilistisch ausgefeilten Sätze, die vorliegend von Julia Hecht wunderbar ins Deutsche übertragen wurden, wissen zu überzeugen.
Mit einigen wenigen Beschreibungen taucht der Leser förmlich in die Welt des Protagonisten ein, erlebt die Einsamkeit, den Regen und die Neugier der Bewohner mit, wie wenn er selbst dabei wäre. In diese eigentlich nachvollziehbar heile Welt hält dann einmal mehr - schließlich ist Burke ja kein Heimatschriftsteller, sondern begnadeter Horror-Autor - das Übersinnliche Einzug. Die Geister kennen wir aus den ersten beiden Novellen um Timmy, das Geheimnis um den Wanderer und den Schleier wird dann aber doch ein wenig gelüftet. Und es geht zur Sache - da gruselt es selbst den erfahrenen Horror-Lesern, er Tim an den Strand und zum dort angeschwemmten Boot folgt, trifft er dort doch…
Das letztlich offene Ende lässt auf weitere Timmy-Geschichten hoffen, denn eines ist sicher: Burke legt mit diesen beredt Zeugnis davon ab, wie versiert er zu ängstigen vermag.