Markus Heitz: Drachengift (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 27. Januar 2016 10:49
Markus Heitz
Drachengift
Drachen 3
Titelillustration von Anke Koopmann
Piper, 2016, Hardcover, 558 Seiten, 19,99 EUR, ISBN 978-3-492-70353-6 (auch als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Wir schreiben das Jahr 1927. Der Erste Weltkrieg ist vorbei, der Kampf gegen die europäischen Drachen zwar nicht endgültig entschieden, doch die mächtigen Lindwürmer wurden von Silena und ihren Drachenjägerkollegen von den Skyguards in ihre Grenzen verwiesen.
Gegenwärtig aber muss Silena Leída Havok die Führung der Drachenjäger überlassen, auf die turbulente Zeiten zukommen.
Einst hat Winfried Hohenheim das Kampfgas für die Truppen des Kaisers entwickelt, jetzt präsentiert er der Welt Resacro, ein Gas, das für Menschen unschädlich, für die Drachen aber absolut tödlich ist - so zumindest das Versprechen des Chemikers. Erste Vorführungen verlaufen triumphal, die Gefahr durch die Lindwürmer scheint endgültig gebannt. In Amerika, so der Erfinder, sei die Gefahr durch die Drachen schon endgültig gebannt.
Währenddessen darf Silena, hochschwanger, in Russland die ungeliebte Zarengattin-Rolle geben und ihrem Mann bei der Bekämpfung der Bolschewiken zur Seite stehen. Dass sie ihre frühzeitig geborene Tochter kaum annehmen kann, dass sie ihre Mutterrolle ablehnt, sie sich nach der Freiheit der Lüfte in einem Doppeldecker sehnt, lässt sie übersehen, dass ihr Gatte seinem alten Laster von neuem verfallen ist. Grigorij schnupft das dunkle Pulver, mehr noch, er ist den dunklen Einflüsterungen eines Altvorderen verfallen.
Während Ichneumon sich nach Amerika aufmacht, um dort herauszufinden, ob die Versprechen um Resacro tatsächlich zutreffen und dabei auch Nikola Tesla kennenlernt, betreiben die Altvorderen in Europa weiterhin ihre Ränke und Intrigen - als ob es die Bedrohung durch das Gas nicht gebe…
Sieben Jahre ist es nun schon her, dass der gefeierte „Zwerge“-Autor Markus Heitz das letzte Mal einen Ausflug in die wilden Zwanziger unternahm. Vorliegend wirken die Beschreibungen der Welt zu Beginn des letzten Jahrtausends auf mich überzeugender, als ich diese aus den ersten Bänden in Erinnerung hatte. Man bekommt ein sehr gutes Gefühl dafür, wie die Menschen damals gelebt, was sie gedacht und wie sie gehandelt haben. Der wirtschaftliche Aufschwung, der Erfindergeist, der sich auch - aber nicht nur - durch Tesla personell festmachen lässt, die Lebenslust nach Krieg, dies alles hat der Autor in seinen Zeilen eingefangen. Das wirkt in sich stimmig, nutzt dabei aber beliebte Stereotypen weidlich.
Inhaltlich hat Heitz seine Handlung in sich logisch und überzeugend fortentwickelt. Die Existenz der Drachen und deren Einflussnahme auf Politik und Wirtschaft sind glaubwürdig in den Plot eingearbeitet, und dienen als Grundlage für die einmal mehr sehr spannend aufgezogene Handlung.
Den Roman prägen einmal mehr die verschiedenen handlungsrelevanten Personen. Neben der Zarin verfolgen wir dabei insbesondere den ägyptischen Drachenjäger Ahmat und Leída bei ihren Ermittlungen und Abenteuern. Durch die unterschiedlichen Sichtweisen, die parallel ablaufenden Handlungsstränge, erhält der Leser ein sehr umfassendes, detailreiches Bild der Welt und der Vorkommnisse. Auch wenn Heitz mit dem vorliegenden Band die Trilogie um die Drachen abschließt, hat er sich ein paar Anknüpfungspunkte offen gelassen, so dass eine Rückkehr durchaus denkbar, wenn auch nicht zeitnah zu realisieren wäre.
Als Fazit bleibt, dass Markus Heitz mit vorliegendem Roman den wohl besten, inhaltlich überzeugendsten Teil der Trilogie vorgelegt hat, einen Roman, der mit den geflügelten Echsen ebenso aufwartet wie mit der Aufbruchsstimmung der wilden 20er Jahre, mit Zeppelinen und Doppeldeckern, Tonfilm und einer Welt wie sie so durchaus vorstellbar wäre.