Revival 4: Flucht nach Wisconsin (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 08. November 2015 12:26
Tim Seeley
Revival 4
Flucht nach Wisconsin
(Revival Vol. 4: Escape to Wisconsin, 2014)
Titelbild von Jenny Frison
Zeichnungen von Mike Norton
Übersetzung von Frank Neubauer
Cross Cult, 2015, Hardcover, 128 Seiten, 18,00 EUR, ISBN 978-3-86425-576-2
Von Christel Scheja
Tim Seeley schuf mit seiner Serie „Revival“ eine neue Form von Zombie-Horror, die ein wenig an eine französische Serie angelehnt sein mag, die auch in der US-amerikanischen Fassung als „The Returned“ erinnert, aber doch anders ist. Denn in einer kleinen Stadt im Herzen der Vereinigten Staaten ist irgendwann alles anders, als es einmal war...
Wausau im ländlichen Wisconsin rühmt sich, eine multikulturelle Kleinstadt zu sein, in der jeder willkommen ist, der bereit ist, sich in die Gemeinschaft einzufügen. Allerdings wird diese Aussage auf den Kopf gestellt, als plötzlich die Toten wieder da sind. Die Verstorbenen kehren aus ihren Gräbern zurück… weder als Zombies, noch als Ghule, noch als Vampire. Sie wirken eigentlich ganz normal, auch wenn einige von ihnen irgendwann bösartige Ticks entwickeln.
Das ruft aber auch die Regierung auf den Plan. Wausau wird unter Quarantäne gestellt und abgeriegelt, damit man die Sache in aller Ruhe untersuchen kann. Und natürlich ist auch schon bald die Presse zur Stelle, genauso wie religiöse Fanatiker aller Richtungen.
Inzwischen ist einige Zeit vergangen und die Bevölkerung von Wausau hat gelernt, mit den Zurückgekehrten zu leben, auch wenn sie einigen aufgrund ihres Verhaltens misstrauisch gegenüber stehen. Officer Dana Cypress gebeten, das FBI zu unterstützen und einen „Erwachten“ schnellstens zu finden.
An anderer Stelle lernt Em „Road Rash“ kennen, einen anderen Erwachten, der seine eigene Philosophie aus der Rückkehr von den Toten entwickelt hat und ihr damit einen neuen Blick auf ihr weiteres Leben eröffnet.
Und nicht zuletzt bleibt Sheriff Wayne Cypress in der Stadt zurück, um sich vor allem mit dem knorrigen Edmund Holt herumzuschlagen, der immer unkontrollierbarer wird - aber ausgerechnet die Person sein wird, die ihn auf eine neue Perversität aufmerksam macht, die sich mittlerweile hinter den Kulissen herauskristallisiert hat.
„Revival“ greift ein interessantes Thema auf, interpretiert es aber ganz anders als die Fernsehserien, erlaubt das Medium Comic doch mehr Freiheiten. Was passiert, wenn Tote aus dem Grab zurückkehren und so wirken, als sei nichts geschehen? Ist das göttliches Wirken, der Eingriff einer außerirdischen Macht oder das Wirken alter Kräfte? Stecken Wissenschaft oder Magie dahinter? Das bleibt auch weiterhin ungeklärt, während die Auswirkungen weitere Kreise ziehen.
Diane Cypress darf sich mit dem FBI herumschlagen und muss sich auf fremden Terrain bewegen, was ihr Kopfzerbrechen bereitet, eine Erweckte begegnet einem Mann, der beschlossen hat, aus seinem neuen Leben Profit zu schlagen… und man kommt einem Treiben auf die Schliche, das wohl die makaberste Auswirkung der Wiederauferstehung spielt und weder etwas mit Religion noch mit Wissenschaft zu tun hat.
Spannend wie in einem Thriller bewegt sich die Geschichte auf drei Ebenen und verwebt nach und nach die Geschehnisse enger miteinander, spinnt zudem die Entwicklungen weiter. Auch die Figuren erhalten ihren Raum, haben die Gelegenheit, sich ansprechend und glaubwürdig weiter zu entwickeln.
Wie zu jedem guten Horror-Comic gehört, dass die Erzählweise eher nüchtern und mit einem zynischen Unterton versehen bleibt. Schock-Momente gibt es nur selten - aber das macht auch den Reiz der Geschichte aus, die Spannung weniger durch Action als die unausgesprochenen Wahrheiten zwischen den Zeilen erzeugt. Alles in allem liefern die Künstler wieder mehr als solide Arbeit ab; eine Geschichte, die sich wohltuend von den üblichen Zombie-Schockern abhebt.
„Flucht nach Wisconsin“, der vierte Band der Serie Revival“, hält die Qualität der vorhergehenden Geschichten und bietet eine Fortsetzung, die zwar erste Fragen beantwortet, aber auch wieder neue aufwirft. Spannung entsteht hier mehr durch die Interaktion und die Intrigen als durch Action und Horror-Momente, was die Saga deutlich von anderen Serien mit diesem Thema abhebt.