ASP & Kai Meyer: Astoria - Verfallen 1 (Buch, Hörbuch und Musik)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 31. Oktober 2015 09:42
ASP & Kai Meyer
Verfallen 1
Astoria
Limited Novel Edition
Ein Konzeptalbum zu einer Kurzgeschichte von Kai Meyer mit Bonus-CD mit 2 zusätzlichen Songs sowie einer Lesung Kai Meyers
Illustriert von Joachim Luetke
Trison, 2015, Hardcover, 72 Seiten, ca. 29,95 EUR (incl. 2 CDs, Album & Bonus-CD)
Von Carsten Kuhr
Es muss schon etwas Besonderes sein, wenn eine der bekanntesten Gothic Bands des Landes und ein Bestseller-Autor beschließen, ein gemeinsames Kunstwerk zu kreieren. Der eine, Kai Meyer, ist uns bestens durch seine immer eigenständigen und tiefsinnigen Romane bekannt, die anderen sind vorzügliche Musiker, die eine breite Fangemeinde hinter sich versammeln.
2013 trafen die verwandten Seelen erstmals auf dem M’era Luna Festival zusammen und unterhielten die Festivalbesucher derart gekonnt und faszinierend, dass der Gedanke eines gemeinsamen Projekts aufkam. Kai Meyer steuerte eine extra geschriebene Kurzgeschichte bei, die Band um ihren charismatischen Frontman Asp ließ sich davon inspirieren und setzte die Story kongenial in eindringliche Songs um.
Grundlage des Albums ist die Geschichte Meyers, die in Leipzig spielt.
Wir begegnen einem jungen, demonstrierenden Paar aus der alternativen Szene, das, nachdem die zunächst friedliche Demonstration von rechten Schlägern gestört wurde, flieht. Dass sich das nahe des Hauptbahnhofs gelegene, vor Jahrzehnten aufgegebene und eigentlich gegen Randalierende und Obdachlose gut gesicherte einstige Nobelhotel „Astoria“ so einfach betreten lässt, hätte die beiden stutzig machen sollen. Doch wer denkt schon Böses, wenn ein Skinhead mit einem Brecheisen hinter einem her ist? Also rein ins verlassene, ausgekernte Hotel, wo etwas Dunkles, etwas Haariges schon sehnsüchtig auf neue Opfer wartet…
Die Story als solche lässt einem Schauer über den Rücken laufen. Aber in Verbindung zu den Liedern, nimmt das Grauen dann noch einmal eine andere Dimension an. Wir werden förmlich in die leeren, dunkeln Räume des einstigen Nobelhotels gezogen, spüren die morbide Stimmung, die von den verlassenen Zimmern, den aus Decke und Wänden hängenden Leitungen und dem Staub und den überall herumliegenden Haaren ausgeht. Dass unser Paar in eine Falle getappt ist, dass die Gänge immer dusterer, immer enger und damit beklemmender werden, wird durch die musikalische Umsetzung noch eindringlicher.
So ist dies die gelungene Synthese von Text, wunderbar stimmigen Fotos und einer musikalischen Umsetzung, die insgesamt weit mehr als ihre Einzelteile darstellt.