Green Arrow: Auferstehung (Comic)

Kevin Smith
Green Arrow: Auferstehung
(Green Arrow (2001) 1-10)
Zeichnungen: Phil Hester
Übersetzung: Steve Kups
Panini, 2015, Paperback, 244 Seiten, 24,99 EUR, ISBN 978-3-95798-477-7

Von Frank Drehmel

Green Arrow ist tot! Gestorben bei einer Flugzeugexplosion vor 10 Jahren! Nur dass Oliver Queen, der aus heiterem Himmel in Star City auftaucht, nichts von seinem eigenen traurigen Ableben weiß. Im Gegenteil, er glaubt, er sei zusammen mit Hal Jordan nur wenige Wochen auf einem kosmischen Trip gewesen und wähnt sich in einer Vergangenheit, die so schon lange nicht mehr existiert.

Erste Irritation löst eine Konfrontation mit dem korrupten, auf blutjunge Mädchen stehenden Stadtrat Dreyfus aus, bei der dem Bogenschützen, welcher einen perversen Kindermörder - den City-Schlitzer - sucht, ein merkwürdiges unbekanntes technisches Gerät - ein Handy - in die Hände fällt. Und als ihm später ein Finanzhai nach einigen Prügeln mitteilt, dass der alte Bürgermeister tot und der alte Commissioner in Pension ist, beginnt das große Zweifeln. Das Positive dieser ersten Tage ist, dass das vor Dreyfus’ Gelüsten gerettete Mädchen, Mia, sich als äußerst tough erweist, sich fürderhin Ollie anschließt und zunächst in seinem neuen Domizil ihre Zelte aufschlägt.

Arrows Rückkehr bleibt natürlich auch in Spandex-Fetischisten-Kreisen nicht unbemerkt: zuerst ist es sein alter Kumpel Aquaman, dem er im Kampf gegen den Manta zur Seite steht, und dann findet er sich auf dem Satelliten der Gerechtigkeitsliga wieder, wo die Wiedersehensfreude durch eine eher peinliche, denn hochnötige Untersuchung seitens Batmans getrübt wird. Immerhin erhält Arrow eine Zusammenfassung über die wichtigsten Neuigkeiten der letzten zehn Jahre aus der Superhelden-Community.

Neuerlich brenzlig wird es, als Etrigan, der Dämon, Batman und Arrow, die Olivers altes Anwesen besuchen, auflauert, um den Zurückgekehrten zu töten. Zwar können sie den Höllenspross mittels allerlei Finten besiegen, doch Green Arrow verschlägt es daraufhin buchstäblich ins Paradies, wo er feststellen muss, dass es Ärger mit seiner Seele gibt.


Autor und Multitalent Kevin Smith dürfte vielen Comic-Lesern als Darsteller des Silent Bob in  mehreren Jay-und-Silent-Bob-Filmen - darunter auch „Dogma“ - ein Begriff sein. Abgesehen von der Schauspielerei fungiert Smith weiters als Drehbuchautor, als Filmprozent und als bekennender und umtriebiger Fan der Neunten Kunst - eben auch als Comic-Autor. In der Tat atmet jeder Dialog, jede Szene die Liebe eines Vaters für sein Kind, wartet Smith mit zahlreichen Bezügen und Anspielungen auf, überzeugt durch eine Frische und einen Humor, der im DC-Universum nach wie vor seinesgleichen sucht. Alleine die Anzahl zitatwürdiger, urkomischer Passagen lässt den Leser fast sprachlos zurück. Supermans „ Ach du heilige Kacke!“ kommentiert die betreffende Situation ebenso prägnant wie perfekt wie Olivers längere Einlassung zu den Green Lanterns:„Klasse! Zuerst der Schwarze, dann der Volldepp und nun ein Kleinkind! Bei allem, was heilig ist, die Blauzwerge verteilen diese Ringe wie Werbegeschenke!“. Über die brillanten Texte hinaus überzeugt die Story ebenso mit Schwung, Dynamik und einigen Wendungen wie mit kritischen Untertönen und Action.

Hesters kantiger, reduzierter, eher detailarmer Zeichenduktus ist zunächst gewöhnungsbedürftig, wächst dem Leser aber mit Voranschreiten der Handlung immer mehr ans Herz und erweist sich schlussendlich als perfekte Illustration einer Story, die ebenfalls alles andere als aalglatt daherkommt, sondern mit dem politisch Unkorrekten kokettiert.

Fazit: Ein brillanter Serien-Beginn. Urkomisch geschrieben, voller nerdiger Anspielungen und Bezüge, gesegnet mit einem zwar kantigen, aber durch und durch stimmigen Artwork. Kevin Smith ist ein Gott und Hester sein Li’l Bulb.