100% Marvel 52: Spider-Man: Die wahre Klon-Saga (Comic)

Tom De Falco, Howard Machie
100% Marvel 52
Spider-Man: Die wahre Klon-Saga
(Spider-Man: The Clone Saga 1-6, 2009/2010)
Aus dem Amerikanischen von Michael Strittmatter
Titelillustration von Pasqual Ferry
Zeichnungen von Todd Nauck, Victor Olazaba, Javier Tartaglia
Panini, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 148 Seiten, 14,95 EUR

Von Irene Salzmann

„Spider-Man: Die Klon-Saga“ erschien im Original bei Marvel von 1994 bis 1996. Bei Panini wurde die komplette Story 2014/2015 in sieben Sammelbänden neu aufgelegt. Da die Macher der Saga bestimmte Vorgaben seitens des Verlags befolgen mussten und nicht ganz so vorgehen durften, wie sie es geplant hatten, folgte 2009/2010 eine Art Director’s Cut, der die Handlung in geraffter Form und etwas anders präsentiert. Die sechs Episoden fasste Panini in einem Paperback mit Klappenbroschur zusammen, das mit kurzen Informationen zu den Künstlern und einer Cover-Galerie aufwartet.

 

Peter Parkers Tante May leidet an einer mysteriösen Degenerationskrankheit und liegt im Sterben. Plötzlich zeigt Peters hochschwangere Frau MJ dieselben Beschwerden und muss zur Behandlung in der Klinik bleiben. Peter ist verzweifelt und fühlt sich hilflos. Ausgerechnet jetzt taucht auch noch sein Klon, den er tot geglaubt hatte, auf. Er nennt sich Ben Reilly, gibt sich als Cousin von Peter aus und bekennt, dass er die ganze Zeit telefonischen Kontakt zu Tante May gehabt hat und in Sorge um sie ist.

Zunächst ist Peter alles andere als begeistert, dass sein Klon noch lebt und als zweiter Spider-Man aktiv ist, doch zum Wohle ihrer Angehörigen raufen sie sich zusammen - und das keinen Moment zu früh, denn Kaine, ein weiterer Klon von Peter, führt sie zu einem geheimen Labor, in dem sich vielleicht das Mittel befindet, welches Tante May, MJ und das ungeborene Baby retten kann. Allerdings tappen alle drei in die Falle des Schakals, der sich als Initiator des Ganzen outet und eine riesige Klon-Armee geschaffen hat, inklusive eines Gwen-Stacy-Klons.

Es kommt aber noch schlimmer: Der Schakal behauptet, nicht Peter, sondern Ben wäre das Original. Es gelingt den beiden und Kaine, die Fabrik zu zerstören und mit dem Serum zu entkommen. Danach beschließt Peter, ganz für seine Familie da zu sein und Ben das Kostüm von Spider-Man zu überlassen. Allerdings gibt es noch einen Feind, der die Klon-Technologie benutzt und May, die Tochter von Peter und MJ entführt, um Peter leiden zu lassen für all das, was, wie er meint, ihm von diesem angetan wurde…


Wer die originale „Klon-Saga“ gelesen hat, weiß, wie komplex und detailreich sie ist. Es gibt viele Handlungsstränge, die ausführlich die Konflikte von Peter und Ben und sehr viel mehr beleuchten. Mitunter gehen die Details so weit, dass man beinahe den roten Faden verliert. Das passiert in der Neufassung nicht, denn hier wird das Wesentliche auf den Punkt gebracht, die Zusammenhänge müssen nicht wie Puzzle-Stücke über einen längeren Zeitraum herumgeschoben und neu verlegt werden, sondern die Hintergründe erschließen sich konsequent und logisch.

Neben der spannenden Handlung bleibt auch Raum für die Beziehung der Klone und des Originals zueinander. Da nicht sicher ist, wer die Wahrheit sprach, ob Peter oder Ben der Klon ist, spielt es letztendlich für keinen von ihnen eine Rolle, und niemand will sich die Mühe machen, diesen Aspekt aufzuklären - das geschieht später in einer anderen Storyline. Allein Kaine, der leichte Degenerationserscheinungen aufweist, ist definitiv ein Klon, der viele seiner Geheimnisse bewahrt, ebenfalls für spätere Geschichten.

Zu den Höhepunkten des Sechsteilers zählt gewiss das kurze Erscheinen der unvergessenen Gwen Stacy, Peters früherer Freundin, die Geburt der kleinen May und das Besiegeln der Freundschaft von Peter und Ben sowie das Auftauchen eines ganz speziellen Feindes, der noch lange ein Thema sein wird.

Die Illustrationen sind zeitgemäß und sehr viel gefälliger als die der Original-Serie, denn sie profitieren von den neuen Computerprogrammen, insbesondere bei der Kolorierung. Somit runden die dynamischen Zeichnungen die packende Story ansprechend ab.

„Die Klon-Saga“ als Director’s Cut gefällt aufgrund der gradlinigen, dramatischen Handlung und der gefälligen Illustrationen. Da keine wichtige Frage offen bleibt, kann der Band ganz ohne Vorkenntnisse gelesen werden und auch in Neulingen den Appetit auf mehr „Spider-Man“ wecken.