Birthright 1: Heimkehr (Comic)

Joshua Williamson
Birthright 1
Heimkehr
(Birthright 1-5, 2015)
Titelbild und Zeichnungen von Andrei Bressan
Übersetzung aus dem Amerikanischen von Franz He
Cross Cult, 2015, Hardcover, 128 Seiten, 20,00 EUR, ISBN 978-3-86425-679-0

Von Christel Scheja

Wie oft wurden schon Menschen von der Erde entführt, um in einer anderen Welt zu Auserwählten zu werden? Vom Aufhänger her macht „Birthright“ da sicherlich keine Ausnahme - aber die Künstler mischen schon auf den ersten Seiten die Karten wieder neu und zäumen die Geschichte von einer ganz anderen Seite auf.

 

Als er mit seinem Vater im Wald unterwegs ist, damit er nicht mitbekommt, dass die Mutter und der ältere Bruder die Geburtstagsfeier vorbereiten, verschwindet der kleine Mickey spurlos und ist auch nach intensiver Suche nicht mehr aufzufinden. Daran zerbricht die Familie, denn natürlich gerät Mr. Rhodes unter Verdacht - Öffentlichkeit und Polizei machen es sich einfach, indem sie sich einen Sündenbock suchen und vorverurteilen.

Ein Jahr später hat Mickeys älterer Bruder es in der Schule immer noch nicht leicht, weil er die Suche nicht aufgeben möchte, seine Mutter und sein Vater haben sich getrennt, letzterer richtet sich mit Alkohol langsam zugrunde.

Dann aber werden sie alle von der Polizei gebeten, sich einen seltsamen Mann genauer anzusehen - scheinbar ein irrsinniger Landstreicher. Der behauptet Mickey zu sein, obwohl er inzwischen erwachsen ist, aussieht wie Conan persönlich und eine ganze Waffenkammer mit sich herumträgt. Seine Erzählung klingt zu phantastisch um wahr zu sein - etwas habe ihn in die Welt Terrenos gerissen, wo er erfahren musste, dass er dazu bestimmt ist, gegen einen mächtigen Tyrannen zu kämpfen. Doch können und dürfen sie das wirklich glauben? Oder steckt vielleicht noch mehr dahinter?


„Birthright“, dessen erster Band „Heimkehr“ nun vorliegt, bietet einen interessanten Auftakt auf. Normalerweise rechnet man ja damit, dass man nach dem Verschwinden des Helden dessen Geschichte weiter erfährt - diesmal ist es aber anders. In Rückblenden wird zwar erzählt, wie es Mickey auf Terrenos ergangen ist und welche Freunde dort an seine Seite traten - aber das sind nur kurze Schnipsel, die gerade einmal Andeutungen und Hinweise bieten, das etwas nicht stimmt. Der Großteil der Handlung spielt auf der Erde, erzählt von den Schwierigkeiten, die der Heimgekehrte hat, denn man will ihm natürlich nicht glauben. Nur ein Einziger schenkt ihm sein Vertrauen, und das ist dann auch die Chance, die er ergreift.

Die Handlung ist zwar mehr oder weniger überschaubar, weist aber dennoch genug Twists und Andeutungen auf, die die Spannung bewahren und neugierig auf die Fortsetzung machen - denn tatsächlich ist nicht alles so wie es scheint und die Geschehnisse driften bald in eine interessante Richtung, die den Comic von der Masse gleichartiger Titel abheben.

Das Artwork ist dynamisch und detailreich, die Farben geben den einzelnen Szenen die richtige Atmosphäre, sodass auch künstlerisch keine Wünsche offen bleiben.

Alles in allem lohnt es sich durchaus einen Blich in „Birthright“ zu werfen, wenn man Fantasy-Comics mag, die zwar viele Klischees bieten, diese aber doch immer wieder in eine andere Richtung führen als man erwartet. Spannung wird durch die vielen Andeutungen und Hinweise garantiert, die schon darauf hindeuten, dass mehr hinter allem steckt, als man erwartet.