.hack//SIGN - Collector’s Edition Vol. 1 (DVD)

.hack//SIGN - Collector’s Edition Vol. 1 
J 2002

Von Christel Scheja

Die Anime-Serie „.hack//SIGN“ beschäftigt sich mit einem Thema, das im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends in aller Munde war, inzwischen aber einfach zum Leben mit dazu gehört. Die 26teilige Fernsehserie aus dem Jahr 2002 nutzte den Trend, um eine ganz eigene Geschichte zu erzählen und damit ein großes Franchise loszutreten. In Deutschland wurde sie 2007 erstmals auf Animax ausgestrahlt, nun veröffentlicht Nipponart die Saga in zwei edel gestalteten Digipacks, von denen Vol. 1 nun erschienen ist.

 

„The World“ ist das virtuelle Universum, in dem sich die Spieler des weltweit erfolgreichsten Multi Massive Online Player Roleplaying Game (MMORG) als Helden, Schurken oder Gauner je nach Lust und Laune austoben oder geheimnisvollen Questen folgen können. Es ist (fast) alles erlaubt, nur eine Sache wird nicht gerne gesehen: wenn ein Spieler sich durch Hacks oder Cheats Vorteile verschafft. Kommt das ans Licht, wird der Schuldige gleich komplett aus dem Spiel verbannt und darf nicht mehr zurückkehren.

Normalerweise bleibt die Welt für die Spieler so virtuell, wie sie ist - sie können weder Temperaturen, noch Gerüche oder anderes wahr nehmen. Das aber scheint bei Tsukasa anders zu sein. Als der Junge im Spiel erwacht, muss er feststellen, dass er Hitze und Kälte spüren und sogar Schmerzen empfinden kann, so als ob seine Sinne komplett funktionieren würden. Dafür allerdings fehlt ihm jegliche Erinnerung an sein vorhergehendes Leben. Da er sich nicht so verhält, wie andere Spieler und zudem noch von einem Wesen begleitet wird, dass es im Spiel eigentlich nicht geben dürfte, fällt er schon bald den „Roten Rittern“ unangenehm auf, einer Gruppe von selbsternannten Wächtern für das Spiel, die ihn für einen Hacker halten und von nun an jagen. Doch als sie ihn stellen, erleben sie eine unangenehme Überraschung: Ein Monster taucht aus dem Nichts auf und beschützt ihn, etwas, das auch Auswirkungen auf die reale Welt hat.

Das macht das Rätsel um Tsukasa noch größer und weckt das Interesse von mehr Leuten, als dem Jungen lieb ist. Der findet in Bear, Mimiru und anderen aber schließlich sogar auch Freunde, die die Roten Ritter nicht gerade mögen und ihm helfen wollen. Gemeinsam versuchen sie für und mit ihm herauszufinden, was mit ihm passiert ist - denn noch eines muss Tsukasa bald feststellen: er kann sich nicht ausloggen. So könnten nur die anderen für ihn in der realen Welt nach dem wahren Tsukasa suchen… und kommen auch dort einem dunklen Geheimnis auf die Spur.


Die erste Hälfte der Staffel lässt es eher gemächlich angehen, auch wenn Tsukasa bereits von der ersten Folge an präsent ist. Aber durch die Augen des Jungen lernt auch der Zuschauer die Welt und deren Mechanismen durch die Ingame-Unterhaltungen der Spieler kennen. Das wirkt zunächst etwas anachronistisch, dass das Setting selbst eher High-Fantasy ist, wird aber von Szene zu Szene normaler und gibt der Serie ihren besonderen Reiz. So erscheinen auch die Helden zunächst nur wie klassische Archetypen aus dem Game; wir haben den schwerbewaffneten und bulligen Barbarenkrieger oder die hübsche Amazone genauso wie den skrupellosen Dieb. Aber wer schon bald zum Freund oder Feind der zentralen Figur wird, entwickelt mehr Profil und Charakter, darf nach und nach enthüllen, was und wer er eigentlich im realen Leben ist. Das macht die handlungstragenden Helden durchweg lebendig und bis zu einem gewissen Grad auch vielschichtig. In erster Linie sind sie dem Zuschauer sympathisch, so dass er ihre Bemühungen gerne mitverfolgt.

Geheimnisvoll bleibt dagegen Tsukasa, denn der junge Mann lässt nicht wirklich jemanden an sich heran und versucht, den Kontakt mit den anderen so gut er kann zu vermeiden, selbst die, die ihn unterstützen wollen, bekommen das zu spüren. Und dann ist da noch das geisterhafte Wesen, das immer präsent ist und eigene Pläne mit ihm zu haben scheint.

Die Geschichte mag anfangs sehr klassisch wirken, entwickelt aber schon bald auch eine erstaunlich eigene Dynamik, da die Figuren es immer wieder schaffen aus den Klischees auszubrechen und so zu überraschen, was Spannung bringt, da man ihr Verhalten nicht ganz vorhersehen kann. Dazu kommen Hinweise und Andeutungen zum Hintergrund. Diese sind gut in der Geschichte verteilt, so dass keine Längen aufkommen.

Man merkt schon in der ersten Hälfte, dass die Handlung wirklich gut durchdacht ist und der rote Faden konsequent geführt wird. Fantasy-Fans werden sich jedenfalls sehr wohl fühlen können, da die irdischen Probleme ihren gelungenen Widerhall in der magischen Welt finden. Zugleich dürften Fans von Online-Spielen viele Elemente kennen, die sie selbst aus ihren Sessions kennen.

Natürlich sind die Animation und Bilder nicht mehr mit heutigen Standards zu vergleichen, aber in der neuen Edition wurde das Beste aus dem Material herausgeholt, die gewisse Unschärfe gibt der Saga zudem ein wenig mehr Atmosphäre. Der Ton ist auch klar und deutlich zu hören und entspricht dem üblichen Fernseh-Standard der damaligen Zeit.

Bei den Extras mögen die Textless Openings- und Endings mittlerweile schon überall dazu gehören, das Highlight sind allerdings die Interviews mit den Machern, in denen man viele interessante Zusatzinformationen erhält.

Alles in allem versteht man schon durch Vol. 1 der „.hack//SIGN“-Serie, warum diese überhaupt zu einem solchen Kult werden konnte: Die Macher haben eine eigentlich klassische Fantasy-Queste mit all den Elementen ausgestattet, die viele Fans bereits durch Online-Games kennen, was nicht nur für das Durchbrechen von Klischees, sondern auch für einen amüsant hohen Wiedererkennungswert sorgt. Aber auch wer mit „Warcraft“ und Co. nicht so viel am Hut hat, kann durchaus gut unterhalten werden, wenn er spannende Fantasy-Abenteuer liebt.


DVD-Facts:
Bild: 1,78:1 (16:9 anamorph)
Ton: deutsch Dolby Digital 2.0 Stereo, japanisch Dolby Digital 2.0 Stereo
Untertitel: deutsch

DVD-Extras:
Interviews, Textless Opening & Ending