Felix Woitkowski: Rattensang (Buch)

Felix Woitkowski
Rattensang
p.machinery, 2015, Taschenbuch, 140 Seiten, 7,90 EUR, ISBN 978-3-942533-92-8 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

Der Autor erzählt in seinem Vorwort von der Entstehungsgeschichte seines Romans. „Rattensang“ existierte erst nur als Kurzgeschichte, wurde dann zu einem Heftroman erweitert und später durch eine andere Geschichte ergänzt. Beide zusammen ergeben nun das Werk, das hier vorliegt.

 

Sie haben sich an den Fluten des Colorado River niedergelassen und hoffen nun, das Land bestellen und ein gottesfürchtiges Leben führen zu können. Aber die Gruppe von Quäkern rechnet nicht damit, dass sie schon bald von ganzen Horden von Ratten attackiert werden. Diese fallen über das Vieh her und machen auch nicht vor den Hütten halt. Schließlich wissen die Menschen nicht mehr ein noch aus. In diesen Tagen der Verzweiflung kommt ein Fremder in den kleinen Ort, der weder einen Namen noch einen Colt trägt, sondern nur eine Mundharmonika bei sich hat. Tatsächlich ist er der Retter in der Not, aber er nennt erst einmal nicht den Preis, den er für seine Hilfe verlangen wird. Das geschieht erst später - und er ist entsetzlich hoch. Sind die Quäker bereit, ihn zu zahlen?


Viele werden es schon bei der Zusammenfassung ahnen: Die Geschichte mag zwar in den Wilden Westen verlegt worden sein, aber die Western-Romantik täuscht nicht darüber hinweg, dass hier ein sehr altes Sagen-Motiv aufgegriffen wird. Der Rattenfänger von Hameln ist zur Stelle um die Plage zu beenden und verlangt das, was auch schon im Mittelalter gefordert wurde.

Doch ist das wirklich schon alles gewesen? Die Handlung mag tatsächlich bis zu einem gewissen Punkt vorhersehbar sein, aber dann verlässt der Autor glücklicherweise die ausgetretenen Pfade und gibt den Geschehnissen einen ganz anderen Hintergrund als man ihn erwartet haben mag und verbindet ihn enger mit dem amerikanischen Kontinent, als man denkt. Allerdings geht er dabei nicht sonderlich in die Tiefe. Man merkt der Erzählung durchaus an, dass sie als Heftroman gedacht war - nicht nur stilistisch, sondern auch inhaltlich sind die Figuren und die Handlungselemente sehr einfach und überschaubar gezeichnet. Und das ist leider auch eine der Schwächen der Geschichte. So gut wie die Ideen im letzten Drittel des Romans sein mögen, ihnen fehlt die Atmosphäre, um wirklich Eindruck und Klarheit zu hinterlassen.

So erweist sich „Rattensang“ als solider phantastischer Roman mit interessanten Ideen, die der Geschichte zwar einen netten Twist geben, aber nicht wirklich in Erinnerung bleiben, da die Erzählung an sich so oberflächlich wie jeder typische Heftroman bleibt - eben reine Unterhaltung ohne Hintergedanken.