Gruselkabinett 102: Mrs. Amworth, E. F. Benson (Hörspiel)

E. F. Benson & Marc Gruppe (Script)
Mrs. Amworth
Gruselkabinett 102
Sprecher: Sven Dahlem, Eckart Dux, Anita Lochner u.a.
Titania Medien, 2015, 1 CD, ca. 70 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-5162-6

Von Christel Scheja

E. F. Benson (1867-1940) ist ein britischer Schriftsteller, der zwar einige unheimliche Geschichten verfasste, aber hierzulande so gut wie gar nicht bekannt ist, was daran liegen mag, dass seine Geschichten eher ruhig verlaufen und viele altgediente Klischees benutzen, so dass sie sich nicht wirklich von den Werken anderer abheben.

 

Der Pensionär Emmet Foster verbringt seine alten Tage in dem verschlafenen Örtchen Maxley in Sussex, das nur ein Problem hat: Die vielen Urlauber, die zwischen Freitagnachmittag und Sonntagabend durch das Dorf rasen, um zur Küste oder wieder zurück nach London zu kommen. Hier kennt jeder jeden, so dass Langeweile vorprogrammiert zu sein scheint. Immerhin hat er in dem emeritierten Professor Urbridge einen guten Freund gefunden, auch wenn dessen Kopf voll von okkultem Geschwafel ist.
Umso aufregender ist die Ankunft der jungen Witwe Amworth, die früher mit ihrem Mann in Indien gelebt hat. Sie bezieht das Haus direkt in der Nähe des Pensionärs und gewinnt sein Interesse, weil sie frischen Wind in sein Leben bringt. Professor Urbridge ist da eher misstrauisch, spürt er doch etwas in der Frau, was ihm Sorgen macht - und das scheint sich zu bestätigen, als eine unheimliche Epidemie in Maxley ausbricht, die sich keiner erklären kann.


Auch die Umsetzung des Hörspiels ist eher beschaulich geworden und verzichtet zugunsten von Atmosphäre auf Spannung. Inhaltlich mag nicht viel Neues geboten werden, denn zu schnell ist klar, dass Mrs. Amworth nicht die ist, die sie zu sein scheint,  und auch noch eine dunkle Seite hat. Immerhin schaffen es die beiden Hauptsprecher, ihren Figuren Leben einzuhauchen, den Pensionär und seinen Professorenfreund lebendig zu machen, so dass man an ihrem Schicksal und ihren Entdeckungen Anteil nimmt. Alle anderen Figuren, auch die Gegenspielerin, bleiben jedoch ziemlich blass, was auch deren Sprecher nicht ausgleichen können.

Spannung sollte man nur wenig erwarten. Letztendlich dürften vor allem erfahrene Leser schnell wissen, auf was alles hinaus läuft; das ist aber nicht den Machern des Hörspiel vorzuwerfen, die aus der Vorlage alles herausholen, was sie können, sondern wohl eher dem Autor, der sich auf ausgetretenen Pfaden bewegt und die Möglichkeiten, die er durchaus gehabt hätte, grandios verschenkt, weil er sich zu sehr an die gängigen Vampirbilder klammert.

Am Ende bleibt ein zwiespältiger Eindruck dieser Folge übrig: Während gerade die beiden wichtigsten Sprecher durch ihre Spielfreude punkten können, bleibt alles anderen hinter den Erwartungen zurück.

Alles in allem ist „Mrs. Amworth“ ein eher durchschnittliches Hörspiel der „Gruselkabinett“-Reihe, das man zwar anhören kann, aber nicht unbedingt kennen muss, da es gerade inhaltlich größere Schwächen aufweist.