Andrzej Sapkowski: Das Erbe der Drachen (Buch)

Andrzej Sapkowski
Das Erbe der Drachen
Hexer Geralt 3
(Krew elfów)
Aus dem Polnischen übersetzt von Erik Simon
Titelillustration von Balk & Brumshagen
dtv, 2009, Paperback mit Klappenbroschur, 380 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 978-3-423-24754-2 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Einst war Ciri, die Enkelin Calanthes der Löwin von Cintra, einer der vielen aus dem königlichen Geschlecht. Bewacht und behütet sollte sie heranwachsen, später vielleicht einmal für politisches Kalkül vermählt werden. Als Cintra fiel, gelang es dem Hexer Geralt, Ciri zu retten. Er brachte das Mädchen nach Cer Mohen, der alten Feste der Hexer um sie in Sicherheit zu bringen.

Hier erlernt das Mädchen all die Fertigkeiten, die die Hexer ihren Zöglingen einst vermittelten ohne die Mutation durchzuführen - doch irgendwie wissen die Hexer mit einem jungen Mädchen nicht so richtig umzugehen. Da gibt es solch Sachen, die man besser verschweigt, Zeiten, in denen junge Frauen unleidig sind, und man ihnen auch als Hexer besser aus dem Weg geht.

Ganz klar, eine Frau muss her. Zunächst nimmt sich Tess Merigold des Mädchens an, muss aber bald entdecken, dass sie die Fähigkeiten Ciris nicht ausbilden kann - das könnte nur die Zauberin Yeneffer, Genralts Ex…


Sapkowskis gefeierte Saga um den Hexer Geralt ist nicht nur als Vorlage für das Game ein Hit, auch die Bücher erfreuen sich einer breiten Anhängerschaft.

Grund dafür ist, neben dem Cross-Marketing, dass der Autor Fantasy für Erwachsene schreibt. Zwar treten auch in den Geralt-Büchern Elfen und Zwerge in einer archaischen Welt auf, doch so ganz einfach und stromlinienförmig verlaufen die Plots nicht. Bei Sapkowski werden schon einmal Themen wie Rassismus - Menschen gegen Elfen, Elfen gegen Zwerge, Zwerge gegen Menschen… - aufgegriffen und dem Publikum anschaulich präsentiert. Hier schimmert die Realität durch fast jede Zeile, werden die Figuren nachvollziehbar beschrieben. Es geht einmal nicht um den Kampf Gut gegen Böse sondern darum, eine große Geschichte mit den unterschiedlichsten Motivationen der Beteiligten zu erzählen. Dabei ist anzumerken, dass vorliegender erster Roman der Saga auf den zwei davor spielenden Bänden mit Kurzgeschichten um Geralt fußt. Ohne die Kenntnis dieser Erzählbände - insbesondere „Das Schwert der Vorsehung“ - tut man sich schwer, der Handlung wirklich zu folgen. Kaum eine der Figuren wird neu vorgestellt, immer wieder nimmt der Autor Bezug auf bisherige Geschehnisse.

Allerdings geschieht in vorliegendem Buch relativ wenig. So mancher der Dialoge zieht sich über mehr als eine Seite, wobei die Sapkowski’sche Ironie für Auflockerung sorgt.

Von Erik Simon kongenial ins Deutsche übertragen wartet so ein intelligenter, facettenreicher Roman auf den Leser, der uns interessante, vielschichtige Charaktere präsentiert, der die Grundlage für den mit diesem Roman begonnenen Pentalogie bildet, ohne dass der Plot schon die mitreißende Brillanz der späteren Teile aufweist.