Fairy Quest 1: Gesetzlose (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 22. August 2015 10:15
Paul Jenkins
Fairy Quest 1
Gesetzlose
Aus dem Englischen von Jano Roleder
Zeichnungen: Humberto Ramos, Leonardo Olea
Popcom, 2015, Hardcover, 64 Seiten, 14,00 EUR, ISBN 978-3-8420-1807-5
Von Christel Scheja
Das Popcom-Label soll das Angebot des Tokyopop-Verlags erweitern. Dabei konzentriert man sich bewusst auf Titel, die sich nicht nur an Jugendliche und Erwachsene wenden, sondern auch an Kinder ab acht, neun Jahren, deren Interesse an längeren Comics erwacht ist. „Fairy Quest“ stammt aus Amerika und erinnert ein wenig an die „Oz“ Serie von Eric-Shanover und Co., in der auch Märchen und Kinderbuch-Klassiker einander berührt haben. Mit „Gesetzlose“ startet die Reihe.
Seit die Bewohner denken können, regiert Herr Grimm mit harter Hand das Märchenland. Aller Schicksal und Rolle ist vorherbestimmt, wer auch nur einen Funken von Rebellion gegen seine Gesetze zeigt wird quasi ausgelöscht, im Gedankenradierer einer Reinigung des Geistes unterzogen. Und da das immer wieder geschieht, schweigen die meisten nur noch und erdulden ihr Schicksal. Nicht so Rotkäppchen. Sie weiß eigentlich, dass sie vor dem bösen Wolf davonlaufen und sich irgendwann auch einmal verschlingen lassen sollte - aber das geht nicht mehr, seit sie sich mit ihm angefreundet hat. Deshalb begehrt sie auf und weckt damit auch den Funken des Widerstandes in anderen Märchengestalten; Aschenputtel wird sogar zur Wortführerin. Als Herr Grimm dessen gewahr wird, ruft er eine Treibjagd aus, die Rotkäppchen und ihren Wolf zu einer halsbrecherischen Flucht zwingen - und zu seinem großen Abenteuer. Denn Rettung können sich die beiden nur an einem Ort erhoffen: der legendären Realwelt.
Aber nicht nur die Welt der Märchen spielt in „Fairy Quest“ eine Rolle, auch Peter Pan und seine Fee Tinkerbell haben einen wichtigen Auftritt in der Geschichte um das rebellische Rotkäppchen und ihren Verbündeten, den grimmigen Gevatter Wolf. Sie sind die Gegenspieler eines tyrannischen Herrschers, der nicht erlaubt, dass die alte, von ihm festgelegte Ordnung aufgebrochen wird, wohl wissend, dass damit auch seine Herrschaft schwinden könnte und würde.
Dementsprechend grausam geht er vor - wenngleich auch in einem Maße, wie Kinder das aus ihren Märchenbüchern kennen. An sie wendet sich auch die quirlige Geschichte, die bekannte und vertraute Motive miteinander vermischt und zu einen lebhaften Abenteuer verwebt, das sich vielleicht vieler bekannter Handlungsmuster bedient, aber doch genug durch neue, freche Ideen einbringt, um auch „ältere“ Leser zu fesseln.
Die Figuren sind denkbar einfach gestrickt, entsprechen dem, was man aus den Märchen kennt und entwickeln nur wenige zusätzliche Qualitäten. Aber es reicht aus, um gelegentlich mit einer schrägen Wendung zu überraschen und neugierig auf die kommenden Seiten zu machen. Wie zu erwarten, endet die Geschichte zwar offen, hat aber zumindest ein vorläufiges Ende, so dass man nicht ganz enttäuscht ist, wenn man merkt, dass Rotkäppchen vermutlich noch eine ganze Weile brauchen wird, um an ihr Ziel zu gelangen.
„Gesetzlose“ ist der gelungene Auftakt von „Fairy Quest“, einer unterhaltsamen Reihe für junge und junggebliebene Leser ab acht Jahren, die großen Spaß an Märchenwelten haben und Abenteuer mögen, in denen es magisch und gruselig zugleich zu geht, ohne jedoch befürchten zu müssen, dass die Gewalt überhand nimmt.