Sie liebt gefährlich 1 (Comic)

Shun Narita & Osora
Sie liebt gefährlich 1
Aus dem Japanischen von Thilo Waßmer
Tokyopop, 2015, Taschenbuch, 200 Seiten, 6,95 EUR, ISBN 978-3-84201-731-3

Von Christel Scheja

Krimi und Schule - das passt in Japan immer zusammen, wie man bereits an Serien wie „Detective Conan“ gesehen hat. Und natürlich gibt es die Geschichten auch für jede Altersstufe. „Sie liebt gefährlich“ mag zwar anfangs zuckersüß wirken, ist aber stellenweise genau das Gegenteil davon, wenn man weiter liest.

 

Himeko ist die Tochter eines reichen Industriellen. Das verwöhnte Mädchen bekommt alles, was es sich wünscht und tanzt fröhlich durch das Leben. Weil die meisten anderen nichts mit ihrem Verhalten anfangen können, ist der zurückhaltende und stille Shu ihr einziger enger Freund. Er hält es auch problemlos aus, wenn sie ihm ihre neusten Liebesgeschichten erzählt, denn er kann die Informationen gut gebrauchen. Der junge Mann ist nämlich auch als Privatdetektiv unterwegs und ermittelt für die Polizei in kniffligen Fällen. Shu hat schon vor einer ganzen Weile gemerkt, dass Himeko einen untrüglichen Instinkt besitzt. Sie schwärmt grundsätzlich für Serienkiller, die bisher noch durch das Netz geschlüpft sind, wie etwa der „Kleidermacher“ oder der „Scherenmann“ und bringt sich damit - ohne es zu wissen - in tödliche Gefahr; wenn ihr Freund nicht immer rechtzeitig zur Stelle wäre…


Die Figuren sind denkbar einfach gestrickt. Himeko ist das zarte und süße Mädchen, das mit naiven Augen durch die Welt geht und sich leicht beeindrucken lässt, Shu der ernste, aufrechte und gerechtigkeitsliebende junge Mann, der Gewalt über alles hasst. Vermutlich bilden sie deshalb gerade ein unschlagbares Team - das Mädchen kann ihrem Freund nicht übel nehmen, dass sie sein Lockvogel ist, da sie es gar nicht bemerkt.

Auch die Serienkiller sind eher schablonenhaft gestaltet, entwickeln kaum eigenes Profil und haben schon keine besondere Vorgeschichte, so dass man gar nicht erst irgendwelche Sympathien für sie entwickelt.

Der Geschichte schadet das allerdings nicht, denn sie bewahrt sich dadurch einen leichten und verspielten Ton, vermeidet depressive Momente. Die Handlung ist ganz auf das Abenteuer konzentriert, wird flüssig und abwechslungsreich erzählt, auch wenn man natürlich nie das Gefühl loswird, in einem Märchen zu stecken. Gerade jüngere Leser werden sich deshalb in der Geschichte problemlos wiederfinden können, während erfahrenere vermutlich eher feststellen werden, dass die Fälle weniger in Erinnerung bleiben als bei vergleichbaren Titeln. Immerhin sparen sich die Künstler die Darstellung von Gewalt; diese kommt nur an in Andeutungen vor, wenn es wirklich ernst wird.

„Sie liebt gefährlich“ wendet sich an alle jungen Leser und Leserinnen, die spannende Mystery-Titel mögen, in denen es zwar gefährlich zugeht, die aber nicht wirklich grausam und gewalttätig werden. Stattdessen setzen die Macher bewusst auf eine niedliche Heldin, die eine gewisse Leichtigkeit in das Thema bringt und alles viel harmloser erscheinen lässt, als es eigentlich sein sollte.