Day Men 1 (Comic)

Matt Gagnon & Michael Alan Nelson

Day Men 1

(Day Men 1–4, 2013/2014)

Titelbild und Zeichnungen von Brian Steelfreeze

Übersetzung aus dem Englischen von Jacqueline Stumpf

Cross Cult, 2015, Hardcover, 208 Seiten, 16,80 EUR, ISBN 978-3-86425-677-6

Von Christel Scheja

Normaler Absatz (im Blocksatz)

Fans amerikanischer Thriller kennen das Szenario zu Genüge: Verfeindete Mafia-Clans mögen sich zwar Gebiete geschaffen haben, in denen sie die alleinige Kontrolle über das organisierte Verbrechen haben, aber da einer dem anderen gegenüber neidisch ist, kommt es immer wieder zu Übergriffen. Matt Gagnon und Michael Alan Nelson haben diese Idee nun mit einem übernatürlichen Zug versehen, wie man in „Day Men“ sehr gut sehen kann.

 

Vermutlich bereits seit Bestehen der menschlichen Zivilisation wird die Welt von nur fünfzig Vampirfamilien beherrscht. Zwar haben diese mittlerweile ein Netzwerk geschaffen und sich den Globus in eigene Reviere aufgeteilt, dennoch sind sie einander immer noch spinnefeind. Auch wenn sie dafür sorgen, dass sie unter dem Radar der Sterblichen bleiben, sind sie doch auf die Hilfe der Menschen angewiesen. In ihren Diensten stehen die sogenannten „Day Men“, junge Männer und Frauen, die um die Existenz der Blutsauger wissen und sich diesen entweder freiwillig oder aufgrund einer Schuld verpflichtet haben. Sie beschützen ihre Herren am Tage und sind auch dazu da, um die Drecksarbeit zu erledigen.

Noch nicht lange dabei ist David Reid. Er ist erst seit wenigen Monaten ein Day Man, als sich die Ereignisse an den Grenzen zum Territorium der Familie Ramses zuspitzen. Als er bei einem Einsatz viel riskiert, ja sogar über die Stränge schlägt aber dennoch wichtige Informationen sammelt, gerät er in den Fokus der Herren und Herrinnen aus dem Clan Virgo, die ihm nicht nur eine bedeutsame Waffe, sondern auch wichtigere Aufgaben zugestehen: Missionen, die ihn immer wieder an die vorderste Front und vor das Visier seines größten Gegenspielers bringen, den auch von den Vampiren gefürchteten „Jacob die Fackel“.

„Day Men“ erinnert nicht von ungefähr an amerikanische Gangsterfilme. Die Autoren orientieren sich nämlich bewusst an den Klischees und Figurenkonstellationen dieses Genres. Da macht es erst einmal nicht viel aus, dass die Bosse Vampire sind - Familien, die zwar gegenüber ihren Feinden zusammenhalten, nicht aber unbedingt alle das tun, was ihr Anführer will. Vor allem die Frauen haben einen Hang dazu, durchtriebene und männerverschlingende Femme Fatales zu sein und ihrem Gegenüber den Kopf zu verwirren. Aber diverse, den Blutsaugern seit altersher zugeschriebene Schwächen, sorgen glücklicherweise auch dafür, dass sie nicht zu übermächtig werden.

David Reid mag zunächst nur ein unerfahrener, manchmal etwas naiv wirkender Handlanger sein, der die Drecksarbeit macht, aber auch er entwickelt sich im Verlauf der Geschichte. Seine Vergangenheit und Beweggründe ein Day Man zu werden, bleiben ein Geheimnis, was für zusätzliche Spannung sorgt. Er ist allerdings auch die facettenreichste Figur, alle anderen bleiben auf wenige Wesenszüge reduziert und damit doch eher blass.

Übernatürlich wird es immer dann, wenn es um die Dinge geht, die die Vampire gegenüber den anderen Familien und Menschen verschleiern möchten. Denn ganz offensichtlich hat der Krieg ganz andere Wurzeln als die übliche Rivalität.

Durch den Held erfahren auch die Leser immer nur so viel wie sie sollen und werden durch eine actionreiche Handlung geführt, die der eines Thrillers in nichts nachsteht. Heraus kommt ein spannender Mix aus Action, Intrigen und Geheimnissen, der gleich aus den Klischee mehrerer Genres fischt und daraus eine neue und erfrischende Saga entwickelt, auf deren Fortführung man gespannt sein darf.

Wer Gangsterfilme und -romane und Actionthriller mag, wird in „Day Men“ durchaus zu seinem Recht kommen. Die übernatürliche Seite der Saga bleibt erst einmal noch verhalten im Hintergrund, wird aber mit der Zeit immer mehr zu einer wichtigen Triebfeder für die Spannung und sorgt dafür, dass die Geschichte immer wieder aus den gängigen Klischees ausbricht und so neugierig auf die kommenden Entwicklungen macht. Dazu kommt ein Held, der nicht nur Sympathien weckt, sondern ganz offensichtlich auch interessante Geheimnisse in sich birgt, die nur noch mehr Neugier wecken.