Petra Hartmann: Hut ab, Hödeken! - Sagen aus dem Hildesheimer Land (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 07. August 2015 12:15
Petra Hartmann
Hut ab, Hödeken! – Sagen aus dem Hildesheimer Land
Titelbild: Thorsten Machens
Verlag Monika Fuchs, 2015, Taschenbuch, 104 Seiten, 7,95 EUR, ISBN 978-3-940078-37-7
Von Christel Scheja
Wer sich genauer mit der deutschen Sagen- und Märchenwelt beschäftigt, merkt schnell, dass diese viel facettenreicher und vor allem auch erwachsener geprägt ist, als die Gebrüder Grimm mit ihren Sammlungen zeigen wollten. Eigentlich hat jede Region ihre guten Geister oder Kobolde, die ihr Unwesen treiben - nicht nur Köln kann mit seinen Heinzelmännchen aufwarten. Im Hildesheimer Land ist ein ganz anderer Geselle aktiv gewesen, wie „Hut ab, Hödeken!“ beweist, eine Sammlung von Sagen, zusammengestellt und frisch bearbeitet von Petra Hartmann.
Wer ist der eigenwillige Geist mit dem riesigen Filzhut, der zusammen mit dem Umhang sein Gesicht und einen großen Teil des Körpers verdeckt, wenn er nicht nur als Stimme auftaucht? Warum nimmt der Hödeken eines Tages Kontakt mit Bischof Bernhard von Hildesheim auf, der im Laufe der Zeit seinen Rat regelrecht zu schätzen beginnt und sich mit dem magischen Wesen anfreundet? Er scheint jedenfalls den Menschen wohlgesonnen, wenn sie nett zu ihm sind oder seiner Hilfe bedürfen, wie der stotternde Mönch, der plötzlich auf einer Versammlung vor vielen anderen Glaubensbrüdern sprechen soll, oder dem jungen Georg, der als Bierkutscher arbeitet und ihm einen kühlen Trunk verschafft.
Er kann aber auch anders, wie ein Jäger zu spüren bekommt, der von dem Kobold in die Irre geführt wird, oder das treulose Weib des Rosskamms, das irgendwie kein Glück mit ihren geheimen Liebschaften hat. Das Blatt wendet sich erst, als ein übermütiger Küchenjunge den Zorn des Hödeken heraufbeschwört…
Natürlich dürfte einem die ein oder andere Idee bekannt vorkommen - die guten Kirchenmänner sind sicherlich nicht die einzigen, die die Hilfe eines eigentlich „gottlosen“ Wesens gerne annehmen und seinen Rat zu schätzen wissen; andere Menschen wieder müssen den Schabernack des Kobolds erdulden, weil sie seine Grenzen übertreten oder sogar einen hohen Preis dafür zahlen - aber die Geschichten sind trotzdem nicht langweilig, bieten sie doch etwas andere Facetten dessen, was man vielleicht als Sagenkenner gewohnt ist.
Dazu kommt der leichte und beschwingte Stil von Petra Hartmann, Die Autorin schafft es, alle Erzählungen - auch die letzte und dunkelste von allem - mit einem Augenzwinkern zu erzählen und so einen lichten Schein über dem Buch zu bewahren. Dennoch verschweigt sie die dunklen Seiten des Hödeken nicht - die auf der anderen Seite durchaus nachvollziehbar sind. Trotzdem bewahrt sie genug Abstand, so dass man die Geschichten durchaus auch Jungen und Mädchen im Kindergarten-Alter vorlesen oder erzählen kann.
„Hut ab, Hödeken“ wird so zu einem hübschen Kleinod für alle, die mehr über die Mythen des Hildesheimer Landes erfahren wollen oder sowieso Spaß an alten, weniger bekannten Sagen Deutschlands haben. Gerade die frische Erzählweise bringt die alten Geschichten auch den Jüngsten auf leichtfüßige Art und Weise nahe.