Petra Hartmann: Timur (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 07. August 2015 12:11
Petra Hartmann
Timur
Titelbild: Miguel Worms
Saphir im Stahl, 2015, Taschenbuch, 136 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-943948-54-7 (auch als eBook erhältlich)
Von Christel Scheja
„Timur“ ist nach „Darthula“ bereits der zweite Fantasy-Jugendroman von Petra Hartmann, der im Verlag Saphir im Stahl erscheint und nicht die übliche Standard-Geschichte von dem Kind moderner Zeit, das in eine magische Welt gerät, sondern sich von klassischen Erzählungen inspirieren lässt. Denn auch die hier vorliegende Novelle basiert auf einer Erzählung der Dichterin Karoline von Günderrode (1780-1806).
Thia ist die blasse und schöne Prinzessin der Klippenfeste. Ihr Vater behütet sie wie seinen Augapfel und achtet darauf, dass kein schädlicher Einfluss das junge Mädchen erreicht, keine Schatten der Vergangenheit sie berühren, denn er hütet ein düsteres Geheimnis, von dem sie niemals erfahren soll. Doch das Schicksal nimmt seinen Lauf, als Thia von dem Gefangenen erfährt, der schon seit vielen Jahren tief in einem Verlies der Burg schmachtet. Sie fühlt sich von seinem Leid angezogen und sucht ihn. Damit setzt sie eine verhängnisvolle Kette von Ereignissen in Gang, an deren Ende die Erfüllung einer traurigen Prophezeiung steht.
Die Geschichte von „Timur“ mag nicht neu sein und in unzähligen Facetten existieren, aber Petra Hartmann gelingt es, den alten Mythos in moderne Worte zu kleiden und auch für junge Leser verständlich zu machen, ohne jedoch den magischen Zauber zu zerstören, der schon die Erzählung von Karoline von Günderrode prägt.
Es geht um vielerlei Arten von Liebe - die des Mannes, der großes Unrecht getan hat und nun fürchtet, das der Fluch, der seither über ihm liegt, auch sein Kind erfasst. Dann ist da der Gefangene, der viele Jahre Zeit hatte um seinen Zorn zu schüren und Rachepläne zu schmieden, ohne zu ahnen, dass die Liebe auch sein Verhängnis werden könnte.
Poetisch und kraftvoll zaubert die Autorin Bilder einer sturmumtosten Küste in den Kopf der Leser und entführt sie für ein paar Stunden in eine märchenhafte Welt, ohne dabei viele Worte machen zu müssen. Dazu erfährt man mehr über die Entstehungsgeschichte von Timur, die beiden Autorinnen und kann nicht zuletzt die originale Erzählung in einer kaum bearbeiteten Fassung lesen.
„Timur“ ist eine Novelle voller Magie und großer Gefühle, die dennoch ganz bodenständig erzählt wird und einen alten Mythos modern interpretiert, ohne dabei den mythisch-märchenhaften Zauber zu zerstören, der die Geschichte umgibt.