Stephen Blackmoore: Stadt der Vergessenen (Buch)

Stephen Blackmoore
Stadt der Vergessenen
(City of the Lost, 2012)
Übersetzung: Thomas Schichtel
Titelbild: Mihai Radu
Bastei Lübbe, 2015, Taschenbuch, 286 Seiten, 8,99 EUR, ISBN 978-3-404-20788-6 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

Stephen Blackmoore ist in Deutschland kein Unbekannter mehr, erschienen doch bereits einige andere Romane aus seiner Feder hierzulande, wie etwa „Tote Dinge“. Der US-amerikanische Autor scheint jedenfalls nicht nur Zombies und andere Untote zu lieben, sondern auch den urbanen Dschungel der Großstadt, wie er in „Stadt der Vergessenen“ wieder einmal beweist.

Joe Sunday ist eigentlich nie aus den dunklen Ecken seiner Heimatstadt herausgekommen. So lange er denken kann, schlägt er sich mit allerlei unehrlichen Geschäften oder als Handlanger mächtiger Bosse durchs Leben und die Unterwelt von Los Angeles und versucht sich nicht unterkriegen zu lassen. Dann aber verliert er sein Leben ausgerechnet durch den Rivalen seines Gangsterbosses – eigentlich müsste jetzt alles vorbei sein, aber weit gefehlt. Joe erwacht wieder zum Leben und fühlt sich im ersten Moment besser als je zuvor. Allerdings ist ihm auch klar, dass er eigentlich tot sein müsste, es aber nicht ist.

Nach dem ersten Staunen und der Zeit des Hochgefühls muss Joe allerdings auch feststellen, dass seine „Unsterblichkeit“ üble Schattenseiten hat. Nicht nur, dass er ab und zu einen unerklärlichen Hunger auf lebendes Fleisch und Blut hat, sein eigener Körper beginnt langsam aber sicher zu verfallen. Nun ist guter Rat teuer – und den findet er ausgerechnet in den Gerüchten um einen Talisman, der genau diesen Prozess aufhalten kann. Doch er ist nicht der einzige, der Jagd auf diesen „Stein des ewigen Lebens“ macht.

Was passt besser zu einem Horror-Roman als die düstere Welt des Verbrechens mit all ihren Gansterbossen, Schlägern und Killern? Stephen Blackmore wählt einen sehr klassischen Hintergrund, muss seinen Helden auch im zweiten Leben nicht allzu sehr verändern. Man merkt tatsächlich keinen Unterschied zwischen dem noch lebenden und kurze Zeit später toten Joe Sunday. Ihm macht es nichts aus, andere Leute umzubringen, auch wenn er es jetzt aus anderen Gründen tut.

Die Geschichte selbst läuft nach klassischem und daher vorhersehbarem Schema ab. Der Held legt sich mit dem Falschen an und wird verändert – er versucht einfach sein Leben fortzusetzen und bekommt einen zusätzlichen Motivationsschub, weil er mit demjenigen, der den Schlüssel zum Überleben hat, nämlich auch noch eine offene Rechnung hat.

Und so nimmt eine flotte und unterhaltsam geschriebene Geschichte ihren Lauf, die aber keine Überraschungen bietet. Der Held hat viele Begegnungen, die ihm dabei helfen, routiniert die Erkenntnisse zu gewinnen, die er braucht, um schließlich zum Ziel zu kommen. Mal wird es brenzlig, meistens jedoch hat er die Probleme schneller im Griff als gedacht.

Garniert ist das Ganze mit einer putzigen Mischung aus zynischen Sprüchen, wie man sie aus so manchem Noir-Thriller kennt, vertrauten Bildern der Unterwelt und jeder Menge Blut und Gewalt.

Alles in allem bleibt „Stadt der Vergessenen“ überschaubar, ist leicht zu verdauende Unterhaltung für Reise und Strand, die zwar routiniert geschrieben ist und nicht langweilt, aber auch keine besonderen Ansprüche an die Aufmerksamkeit des Lesers stellt oder noch lange im Gedächtnis nachwirkt.