Eoin Colfer: Der Klunkerfischer (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 28. Juni 2015 10:52
Eoin Colfer
Der Klunkerfischer
WARP 2
(W.A.R.P. – The Hangman’s Revolution)
Übersetzung: Claudia Feldmann
Titelbild von Iacopo Bruno
Loewe, 2015, Hardcover, 392 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-7855-7948-0 (auch als eBook erhältlich)
Von Christel Scheja
Eoin Colfer wuchs in Wexford an der irischen Südostküste auf, studierte in Dublin und arbeitete mehrere Jahre in Saudi-Arabien, Tunesien und Italien, ehe er in seine Heimat zurückkehrte und sich aufs Schreiben verlegte. Deutsche Leser kennen ihn sicherlich vor allem durch seine „Artemis Fowl“-Reihe. „Der Klunkerfischer“ ist der zweite Band seiner Reihe „WARP“, in der Vergangenheit und Zukunft durch Zeitreisen ordentlich durcheinander geraten sind.
Der schottische Professor Charles Smart entwickelte gegen Ende des 20. Jahrhundert ein Verfahren, durch das er einen Zeittunnel in die Vergangenheit öffnen konnte, was natürlich gleich die entsprechenden Regierungen interessierte, hauptsächlich um Zeugen bis zur Verhandlung zu verstecken. Allerdings missbrauchte einer der verantwortlichen FBI-Agenten das WARP-Projekt für seine eigenen Zwecke. Mit einem Team reiste Colonel Box in das ausgehende 19. Jahrhundert, um dort die Macht zu übernehmen. Das konnten nicht einmal die halbindianische Anwärterin Chevron Savano und Riley, der Schüler eines Jahrmarktzauberers, verhindern, die von der Sache Wind bekamen. Das Unheil nahm seinen Lauf.
Während Chevron in ihrer Gegenwart feststeckt und unter dem totalitären Regime zu leiden hat, das Colonel Box quasi zu einem Gott hochstilisiert hat, kämpft Riley weiterhin im Jahre 1899 um sein Überleben, denn nicht nur eine der örtlichen Verbrecherbanden der Stadt hat es auf ihn abgesehen, auch die Verbündeten von Colonel Box versuchen ihn auszuschalten, weil er zu viel weiß.
Als sich die Schlinge um seinen Hals zuzieht, weiß Riley, dass er schnellstes etwas tun muss. Dankenswerterweise wendet sich das Blatt, als die Anhänger von Box einen schwerwiegenden Fehler begehen.
Und dann kommt auch noch wieder Chevron ins Spiel, der es gelingt, den Zeittunnel erneut zu durchschreiten und so die Erinnerung an ihre richtige Realität zurückzugewinnen. Doch können die beiden das Verhängnis wirklich noch aufhalten.
Schon in seinen „Artemis Fowl“-Romanen bewiest Eoin Colfer, dass er schräge Ideen und kauzige Figuren mag. In seiner neuen Reihe setzt er noch Einiges drauf und bindet dazu noch beliebte Themen mit ein.
Die Geschichte spielt auf zwei Ebenen; einmal in einer dystopischen Welt, in der ein tyrannisches Regime versucht, die junge Generation gleichzuschalten und bei dem jeder Widerstand oder Ungehorsam, sei er noch so passiv, im Keim erstickt wird. Auf der anderen Seite entführt die Story in das Jahr 1899, also in die späte Viktorianische Ära, die gerne für Steampunk Fiction verwendet wird, und schlägt so zwei Fliegen mit einer Klappe. Natürlich setzt der Autor dabei vor allem auf die Figuren. Gerade in der Londoner Unterwelt ist eine Gestalt schräger als die andere.
Was dabei etwas zu kurz kommt, ist die eigentliche Charakter-Entwicklung. Chevron und Riley mögen zwar sehr viel tun, wirklichen Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt bekommt man aber nicht, so dass sie einem eher fremd bleiben. Noch schlimmer ist das bei den Nebenfiguren oder gar den Gegenspielern. Colonel Box und seine Schergen bleiben extrem eindimensional und sind auf ganz wenige besondere Eigenschaften reduziert.
Auch die Handlung liest sich stellenweise schwer, sie wirkt dadurch sehr holprig. Colfer springt gerne von einem Thema zum anderen und verliert sich auf der anderen Seite wieder in Details. Dann wird man das Gefühl nicht los, dass die Helden erst einmal so gar nicht wissen, was sie gegen ihre Feinde tun können. Mehr als einmal sorgt deshalb Kollege Zufall für eine Wendung des Schicksals. Alles in allem fehlt dem Buch trotz der skurrilen Ideen tatsächlich so Einiges, um wirklich über die ganze Länge der Geschichte fesseln zu können.
So lässt „Der Klunkerfischer“ den Leser mit einem eher durchwachsenen Eindruck zurück. Zwar wissen die schrägen Ideen und kauzigen Gestalten zu gefallen, die die Handlung bevölkern, wirklich warm wird man allerdings weder mit der Handlung noch mit den Charakteren.