Grit Richter (Hrsg.): Steampunk 1851 (Buch)

Grit Richter (Hrsg.)
Steampunk 1851
Titelillustration von Ina Reimer
Art Skript Phantastik Verlag, 2013, Paperback, 120 Seiten, 10,40 EUR, ISBN 978-3-9815092-8-1 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Schon bei Gründung ihre Art Skript Phantastik Verlags plante die Herausgeberin, in ihrem Haus nicht nur den Kurzgeschichten sondern auch dem Steampunk eine Bühne zu geben. Was also lag näher, als beide Projekte miteinander zu verbinden und eine wohlfeile, kleine Anthologie mit entsprechenden Beiträgen zu präsentieren. Zwischenzeitlich in der zweiten Auflage vorliegend stellt die Anthologie fiktive wie reale Geschehnisse des Jahres 1851 in den Mittelpunkt der Beiträge.

Diese selbst weisen eine recht große Bandbreite auf. Natürlich geht es um dampfbetriebene Erfindungen, immer wieder aber mischen sich typische Urban-Fantasy-Versatzstücke in die beschriebene Viktorianische Welt. So begegnen uns Vampire wie Werwesen, verrückte Erfinder, künstliche Wesen, Frankenstein ebenso wie mechanische Roboter und immer wieder selbstbewusste Frauen in einer Welt, in der dies beileibe nicht üblich oder auch nur erwünscht war.

Handwerklich unauffällig, inhaltlich überraschend erwartet den Käufer somit eine faszinierend andere Welt voller Dampf, Mystik und Wunder der besonderen Art, die eine ideale Lektüre für zwischendurch darstellt. Im Einzelnen sind dies folgende Geschichten:

Denise Mildes stellt uns in „Das Ende der Fiktion“ einen Wissenschaftler vor, der sich als Gott und Schöpfer aufspielt. Dass der Forscher dabei selbst ein Vampir ist, trägt nur dazu bei, dass seine Experimente noch waghalsiger und menschenverachtender ausfallen. Doch es gibt einen Artgenossen, der genau weiß, dass die Schöpfung nichts für Menschen und Vampire gleichermaßen ist.

Und sie dreht sich doch, heißt es sinngemäß in Sabine Frambachs „Monsieur Foucault und das Wesen des Lichts“. Doch dass der geniale Forscher, der neben seinem Pendel auch dem Wesen des Lichts auf die Spur kam, Hilfe der ganz besonderen Art hatte, das ahnen Sie erst, wenn sie die vorliegende Geschichte gelesen haben.

Marco Ansings „Lykonium“ berichtet uns von der ersten Weltausstellung, bei der ein neues Wundermittel, das die Energiegewinnung revolutioniert, vorgestellt wird. Als ein findiger Reporter dem Geheimnis der Herstellung von Lykonium auf den Grund geht, macht er eine grausame Entdeckung.

Die Jungfernfahrt der Eisenbahn von St. Petersburg nach Moskau dient Andrea Bienek in „Das Meisterwerk“ dazu, uns von einem gar mitteilungsbedürftigen und erfindungreichen Vampir zu berichten, der seine Gedanken mit einem Morse-Apparat festhält. Als er sein Coming-out plant, kommt ihm allerdings ein Artgenosse in den Weg – oder ist doch alles ganz anders und ein Mord im Zug passiert?

Hendrik Lambertus’ „R.S.O.C.“ stellt uns einen neuen Rekruten einer höchst geheimen Abteilung vor, deren Agenten sich alle durch ihre besonderen Gaben auszeichnen – wie unser Aspirant im Kampf gegen einen Vampir erst noch beweisen muss.

Markus Cremers „Archibald Leach und die Rache des Toten“ erzählt von der genialen Erfindung einer Zombie-Armee – schade nur, dass der Erfinder ein wenig meschugge ist – nein, besser: war.

In Luzia Pfyls „Tote Kaninchen“ begegnen wir einem Luftschiff-Schmuggler, dessen Crew von einem Dämon dezimiert wird. Bei der Aufklärung und Bannung sollen zwei Spezialisten helfen – dass diese Röcke tragen mindert ihre Kompetenz nicht im Geringsten.

Fabian Dombrowskis „Der Automat“ berichtet von dem Versuch eines Attentats auf Napoleon Bonaparte – ausgeführt von einer Maschine, die in ihrer Ich-Findung gefangen ist.