Constantine 2: Zauberer und andere Scharlatane (Comic)

Constantine 2
Zauberer und andere Scharlatane
(Constanrtine 13-16)
Autor: Ray Fawkes
Zeichnungen: ACO, Edgar Salazar
Übersetzung: Josef Rother
Panini, Paperback mit Klappenbroschur, 116 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-95798-075-5

Von Frank Drehmel

John Constantine hat wahrhaft unruhige Zeiten hinter sich. Gemeinsamen mit mächtigen Mitstreitern hat er Blight besiegt, dem Projekt Thaumaton hat er Einhalt geboten, Zatanna warf ihn ob seines Verrats aus der Justice League Dark, er steht nun im Dienst des Kultes des Kalten Flamme und es gelang ihm, die Seele von Mister E. an ein Artefakt, ein Kurzschwert, zu binden.

Wer allerdings Constantine kennt, weiß, dass er Niemandem außer sich selbst dient. Und genau hier liegt Johns Problem, denn seit Zatanna in seinem Kopf rumspielte, hat er das Gefühl, nicht er selbst beziehungsweise nicht vollständig zu sein. Daher sucht er in Moskau den mörderischen Viktor Mironov alias Spellbinder auf – vorgeblich im Dienst der Kalten Flamme –, damit dieser durch seine Psycho-Magie unfreiwillig Licht in Constantines dunkle Seele bringe. Tatsächlich erhält der Hellblazer nach einem epischen Kampf einige Hinweise, die ihn nach einer unschönen Begegnung mit einem indianischen Geist und dank eines weiteren – nicht ganz uneigennützigen – Tipps des gefangenen Mr. E. nach Hongkong führen, wo eine Hexe namens Anmutiger Mond alle seine Fragen beantworten können soll. Doch Anmutiger Mond ist ebenso schön wie gefährlich und grausam und übt eine Magie aus, die eine ganze Stadt dahinsiechen lässt. Wiederum sind Johns ganzes magisches Können und einige Finten gefragt, um den Kampf, der in einer Katastrophe endet, zu überleben.

Echte Hilfe findet Constantine erst im Schwarzwald bei einem Magier, hinter dessen gutmütiger Fassade ein brutales Wesen lauert. Doch die Einschläge kommen näher, denn Tannarak und Sargon, die beiden Führer des Kultes der Kalten Flamme, ahnen, dass John auf eigene Rechnung arbeitet. Und ihnen steht ein Todeszauber zur Verfügung, den Papa Midnite einst in Constantines Geist verankerte.

Zwar ist John Constantine – und daran lässt Autor Fawkes kaum Zweifel – nach wie vor der arrogante, zynische und eiskalte Egomane und Trickser, als den wir ihn noch aus der Vertigo-Serie „Hellblazer“ kennen, doch zwischen dem „Gestern“ und dem „Heute“ liegen erzählerisch wie künstlerisch Welten.

Erzählerisch liegt der Fokus weniger auf ätzender, bissiger Religions- und Gesellschaftskritik beziehungsweise der Reflexion (pop)kultureller Phänomene, als vielmehr auf der actionreichen Inszenierung und Aneinanderreihung diverse Kämpfe, in denen John nach Manier eines Superhelden gegen unterschiedlich, monatlich wechselnde Gegner bestehen muss. Das ist weder originell noch intelligent noch sonderlich spannend, sondern lässt einen der größten Anti-Helden der heldischen Beliebigkeit anheimfallen. Die tiefgründige, misanthropische, zynische Coolness wie sie beispielsweise Garth Ennis’Story-Runs auszeichnete, ist zu einer rasenden, schrillen, kaleidoskopartigen Mischung aus Gewalt und Magie verkommen.

Und eben dieser Ansatz spiegelt sich perfekt im Artwork wider: Bilder, die an vielen Stellen kaum mehr als ein Brei aus Bewegung, Formen und Farben sind, Bilder die so überladen, grell und unstrukturiert wirken, dass man ruhige Panels als visuelle Oase geradezu herbeisehnt.

Fazit: Statt „großer Themen“ und tiefgründiger Auseinandersetzungen mit „Gott und der Welt“, welche „Hellblazer“ ehedem auszeichneten, versuchen sich Autor und Künstler heute an plakativer, schriller und wenig origineller Action eingerahmt von alibihaften Charakter-Momenten. Wer es bunt mit lustiger Magie mag, kann ja mal einen Blick riskieren.