Arwen Elys Dayton: Die Stunde des Fuchses – Die Clans der Seeker 1 (Buch)

Arwen Elys Dayton
Die Stunde des Fuchses
Die Clans der Seeker 1
(Seeker, 2015)
Übersetzung aus dem Englischen von Sonja Häußler
Arena, 2015, Hardcover, 472 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-401-06968-5 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

Arwen Elys Dayton lebt mit ihrer Familie an der Westküste der USA. Für ihre Romane recherchiert sie oft monatelang, dabei lässt sie es sich auch nicht nehmen, sich die Schauplätze ihrer Geschichten wie die Burgruinen Schottlands genau so anzusehen wie Hongkong. „Die Stunde des Fuchses“ ist ihr erster Roman für Jugendliche und der Auftakt zu der Reihe um „Die Clans der Seeker“.

Ihr ganzes Leben hat sich, seit sie denken können, um ihre harte Ausbildung gedreht, John, Quin und Shinobu fiebern nun dem Tag entgegen, an dem sie den Eid ablegen und wie ihre Eltern und Vorfahren zu „Seekern“ werden sollen. Sie freuen sich schon darauf, für die Schwachen und Unterdrückten zu kämpfen, Gerechtigkeit zu üben, wo sonst keine existieren wird. Noch vor der letzten Prüfung wird John fortgeschickt . er sei nicht würdig, ein „Seeker“ zu werden. Aber vielleicht ist das auch sein Glück, denn am Tag, an dem Quin und Shinobu ihren Eid ablegen sollen, erfahren sie, was es wirklich bedeutet, eingeweiht zu sein.

Die Realität ist bitter, denn die Welt, die sie bisher kennengelernt haben, stürzt in sich zusammen und enthüllt unschöne Wahrheiten. Selbst John erfährt Dinge, die ihn an allem zweifeln lassen. Freunde und Verwandte werden zu Feinden, denn wenn sie nicht ganz an dem verzweifeln wollen, was sie bereits an Schuld auf sich geladen haben, dann können sie erst mal nur eines tun... Quin und Shinobu fliehen erst einmal an einen weit entfernten Ort, an dem sie versuchen, zur Ruhe zu kommen. Aber können sie ihrer Bestimmung wirklich entkommen? Oder wird sie diese unausweichlich einholen?

Nachdem in den letzten Jahren zahlreiche Dystopien den Buchmarkt für Jugendliche überrollt haben, die einander immer ähnlicher werden, müssen sich junge Autoren wohl oder übel neue Szenarien ausdenken, um Leser neugierig zu machen. Arwen Elys Dayton greift deshalb wieder auf die Urban Fantasy zurück und schildert eine Gesellschaft, die neben der unseren zu existieren scheint.

Der Leser lernt aber zunächst nur erst einmal die kleine abgeschiedene Welt in den schottischen Highlands kennen, in der die Protagonisten aufwachsen. Erst nach und nach erweitert sich der Horizont aller. Die ersten Kapitel dienen dazu, um Sympathie zu wecken und die Helden von ihrer netten Seite zu beschreiben. Der Wendepunkt in der Geschichte ist die Prüfung. Zwei der jungen Helden verändern sich sehr stark, haben sie doch etwas getan, über das man erst einmal eine ganze Weile rätseln darf. Ihr Freund weiß bereits mehr, ist aber vorzeitig ausgeschlossen worden und entwickelt sich in eine ganz andere Richtung. Das Schicksal will es aber, dass die drei einstigen Gefährten immer wieder aufeinandertreffen.

Ob es nun ein Vorteil ist, dass die Autorin kaum ein Wort über den Hintergrund und das Setting der Geschichte fallen lässt, muss wohl jeder Leser für sich entscheiden. Immerhin liest man mit Neugier weiter, um jede Andeutung oder Hinweise aufzusammeln, die die Gesellschaft der „Seeker“ erklärt und um sich selbst ein Bild zu machen – ob dies alles aber so stimmen wird, sei dahingestellt.

Ansonsten folgt die Autorin doch ganz gerne den Archetypen des Genres. Quin, Shinobu und John sind gut durchtrainierte Jugendliche, die aus einer starrten Gesellschaft ausbrechen wollen, in der ihre Zukunft bereits festgelegt ist. Und natürlich müssen sie dabei ordentlich Federn lassen. Auch kann das Freundesdreieck nicht auf Dauer funktionieren, denn natürlich spielt auch irgendwann die Liebe mit hinein. Inwieweit sich das in den kommenden Bänden auf die Geschichte auswirken wird – das muss man sehen.

Action gehört ebenfalls dazu, denn die Welt der „Seeker“ ist keine, in der die Helden in Harmonie zusammenleben, eher im Gegenteil. Die Gewaltschilderungen sind jedenfalls nicht ohne, deshalb richtet sich das Buch wohl auch eher an junge Erwachsene, die damit bereits umgehen können.

Alles in allem überzeugt Arwen Elys Dayton durch eine interessante Weltsicht und ambivalente Charaktere, bei denen man unwillkürlich immer wieder zwischen Sympathie und Abscheu schwankt, aber auch eine undurchsichtige Geschichte, bei der man sich allerdings gelegentlich doch ein wenig mehr Durchblick gewünscht hätte. So sollten gerade Leser keine leichte Lektüre erwarten, sondern ein Buch, das sie gleich in mehrfacher Hinsicht herausfordert

Obwohl „Die Stunde des Fuchses“ eigentlich wie so viele andere eine Welt der Unterdrückung und Grausamkeit schildert, fällt der erste Band über „Die Clans der Seeker“ doch ein wenig in der Masse der romantischen Dystopien heraus, was nicht nur an dem seltsam schwammigen Szenario liegt, sondern auch an den Figuren, die man gleichzeitig lieben und hassen kann. Wer eine leichte Liebesgeschichte mit einem Happy End erwartet, der wird jedenfalls eher enttäuscht.