Alexey Pehov: Schattendieb (Buch)

Alexey Pehov
Schattendieb
Novellen aus Siala und anderen Welten
Aus dem Russischen übersetzt von Christiane Pöhlmann, Titelillustration von Dijana Kuraja
Piper, 2015, Paperback mit Klappenbroschur, 458 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-492-70327-7 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Seit dem Start der Piper-Fantasy-Edition hat Herausgeber Carsten Polzin einige Autoren für den deutschen Markt aufgetan. Neben Richard Schwartz („Askir“-Saga) dürfte Alexey Pehov wohl die auch kommerziell bedeutsamste Entdeckung darstellen.

Von dem Russen, der in seinem Heimatland von den Auflagezahlen sowohl einen Sergej Lukianenko als auch einen Tolkien auf die Ränge verweist, hat der Verlag bislang zwei große Reihen vorgelegt. Dank der jeweils einfühlsamen und kongenialen Übersetzung aus der Feder Christiane Pöhlmanns wurden sowohl die „Siala“-Saga um den Meisterdieb und Schattenwandler Garrett als auch die „Hara-Chroniken“ zu Bestsellern, die uns einen Autor präsentierten, der die High Fantasy zwar nicht runderneuerte, der aber überaus versiert und mitreißend zu fabulieren wusste. Mit dem bislang als Einzelroman publizierten „Dunkeljäger“ kombinierte Pehov dann auf sehr amüsant zu lesende Art und Weise Elemente der Völker-Romane mit Steampunk-Elementen.

Die Fans des Russen ließen aber nicht locker, forderten vehement Lese-Nachschub, der mangels Originalmanuskripten gegenwärtig nicht bedient werden kann. So fragte der Verlag beim Autor an, und dieser stellte seinem deutschen Verlag exklusiv teilweise unveröffentlichte Novellen zur Verfügung.

In der umfangreichen Kollektion warten insgesamt acht Erzählungen auf den Leser. Nicht alle dieser Beiträge konnten mich in gleichem Maße überzeugen, doch auch vorliegend wird der Fantasy-Freund einen bunten Strauß im wahrsten Sinne des Wortes magischer Geschichten finden.

Den Auftakt macht ein Wiedersehen mit Garrett, bei dem sich ein vermeintlich einfacher Diebes-Auftrag als weit gefährlicher und schwieriger für unser Schlitzohr erweist, als der Meisterdieb je gedacht hätte.

Lennart aus Gröngras, bekannt als der Solist, gehört zu den versiertesten Kopfgeldjägern seiner Welt – bis er bei der Verfolgung in einer magischen Nacht auf die alten Götter stößt.

„Der Leuchtturm“ – wohl die schwächste Geschichte des Bandes – erzählt von einer Frau, deren Profession es ist, die Geister der Verstorbenen den Weg in die Nachwelt zu weisen.

Danach geht es zum ersten Mal nach Hara. Auf der Suche nach einem der machtvollsten, seit Jahrzehnten verschollenen Hilss, kommt ein Sdisser-Nekromant in ein einsames Dorf, das von einem untoten Geist heimgesucht wird. Selbst für den Nekromanten ist es nicht einfach, den Untoten zur Ruhe zu betten.

Im folgenden Beitrag geht es wieder um Geister, die ihren Weg in die Nachwelt nicht alleine finden. Als ein Schattenseher in eine heimgesuchte Stadt kommt, ahnt er noch nicht, dass hier Arbeit auf ihn wartet. Dass sich die Toten aus ihren Gräbern erhoben und ihren Tanz aufgeführt haben, hätte ihm Warnung genug sein sollen, dass die Ratten die Stadt fluchtartig verlassen haben, hätte ihm als Vorbild dienen sollen, allein, Ludwig hat einen Ruf zu verteidigen.

Danach geht es in die Welt der Dunkeljäger in der es zu einer höchst ungewöhnlichen Allianz zwischen einem Elfen, einem Ork und einer Gnomin kommt.

In dem vorletzten Beitrag begegnen wir Soldaten in einem Glaubenskrieg. Im Auftrag der heiligen Inquisition sollen sie eine Hexe zum Richtplatz und dem dort wartenden Scheiterhaufen überführen – auch wenn eben jene Hexe ihnen mit ihren Kräften das Leben rettet.

Die letzte Novelle entführt uns wiederum nach Hara. Hier begegnen wir einem menschlichen Bogenschützen, der den Anschlag auf die Unterzeichnung des Friedensvertrags zwischen Elfen und Menschen aufklären und den Schuldigen festnehmen soll – und dies alles in Begleitung der verhassten Elfen.

Wer sich von dem etwas gewöhnungsbedürftigem Cover nicht abschrecken lässt, der wird hier unterhaltsame, ein wenig nachdenkliche aber in jedem Fall spannende Geschichten entdecken, die in bekannte aber auch neue Welten entführen und als Lesestoff zwischendurch bestens geeignet sind.