Kevin Hearne: Gehämmert – Die Chronik des eisernen Druiden 3 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 24. Mai 2015 09:13
Kevin Hearne
Gehämmert
Die Chronik des eisernen Druiden 3
(The Iron Druid Chronicles III. Hammered, 2011)
Aus dem Amerikanischen von Alexander Wagner & Friedrich Mader
Titelgestaltung von Birgit Gitschier
Hobbit Presse, 2015, Paperback mit Klappenbroschur, 364 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-608-93933-0 (auch als eBook erhältlich)
Von Irene Salzmann
Der uralte Druide Atticus genießt die unerwünschte Aufmerksamkeit zahlreicher Gottheiten und Fabelwesen, seit er die keltischen Götter Aenghus Óg und Bres getötet hat, um sein Leben zu retten.
Aufgrund von Gefälligkeiten, die eine mächtige Person einfordert, ist er gezwungen, sich nach Asgard zu begeben, um einen goldenen Apfel der Idun zu stehlen. Zwar lernt er dadurch die dortigen Begebenheiten kennen, doch die nordischen Götter sind nun gewarnt. Und gerade das mag sich als fatal erweisen, weil Atticus kurz darauf mit fünf Gefährten erneut nach Asgard reist – ebenfalls ein Versprechen, das er einzulösen hat – mit dem Ziel, Thor zu töten. Persönlich hegt der Druide keinen Groll gegen den Donnergott, doch der Werwolf Gunnar, der Vampir Leif, die Gottheiten Zhang Guo Lao, Väinämöinen und Perun erzählen von Erlebnissen, die ihren Wunsch nach Rache rechtfertigen.
Zwar wurde Atticus mehrfach gewarnt, dass Thors Tod seinen eigenen und womöglich das Ende der Welt zur Folge haben könnte, doch ist es ihm unmöglich, ein gegebenes Wort zurückzunehmen. Nicht nur bangt er um sein eigenes Leben, sondern auch um das derjenigen, die ihm nahe stehen, weil er außer den Asen auch noch Bacchus und russische Dämonenjäger fürchten muss, die keinerlei Skrupel haben, an seiner statt andere zu quälen und zu töten.
„Gehämmert“ ist nach „Die Hetzjagd“ und „Verhext“ der dritte Band der „Chronik des eisernen Druiden“, und auch wenn der Roman relativ abgeschlossen ein Asgard-Abenteuer behandelt, sollte man die Vorgeschichte kennen, um zu wissen, wer die Hauptfigur ist, wer seine Verbündeten und Gegner sind, sowie wie die Magie in dieser zeitgenössischen Fantasy-Welt funktioniert. Wer die erste Story noch etwas langatmig fand aufgrund der Erklärungen aus Atticus’ Sicht, die schon an Selbstbeweihräucherung grenzten, der wird die Folgebücher als wesentlich kurzweiliger erachten, weil dieses Wissen nun vorausgesetzt wird und die fortlaufende Handlung im Mittelpunkt steht.
Atticus muss diesmal für die Hilfe zahlen, die ihm andere im Kampf gewährten. Der Diebstahl von Iduns Apfel wirkt noch wie ein Spaziergang und hätte keine Konsequenzen nach sich ziehen müssen, wäre die Aktion ohne Kollateralschäden verlaufen. Doch wurde man in Asgard aufgeschreckt, sodass die Asen auf der Erde nach dem Mörder der Nornen suchen würden, um Vergeltung zu üben. Insofern ist es für Atticus besser, den Krieg schnell nach Asgard zu tragen und das Überraschungsmoment auszunutzen.
Die Asen, die sich an der Auseinandersetzung beteiligen, bleiben leider recht blass. Nur Thor erhält ein sehr negatives Image, damit der Kampf seine Rechtfertigung hat. Die Gegner, von Gunnar und Leif, die Bekannte von Atticus sind, einmal abgesehen, dürften den meisten Lesern kaum vertraut sein, stammen sie doch aus Kulturkreisen, die hier wenig bekannt sind: Zhang Guo Lao ist einer der acht taoistischen Unsterblichen der chinesischen Mythologie, Väinämöinen taucht in der finnischen „Kalevala“ auf, und Perun ist der slawische Donnergott.
An dieser Stelle möchte man gar nicht mehr über den Kampf zwischen den Asen und den Eindringlingen verraten, der Opfer auf beiden Seiten fordert. Dass Atticus angeschlagen davonkommt, ist allerdings kein Geheimnis, denn die Serie geht weiter, schließlich sind noch einige Rätsel zu lösen, und die Weichen für das Kommende wurden so gestellt, dass ein Cliffhanger die Neugierde weckt.
„Die Chronik des eisernen Druiden“ kann man inzwischen nicht mehr als Geheimtipp für Fantasy-Leser bezeichnen. Die Serie hat was! Trotz des flapsigen Tons, mit dem der Autor alias Atticus die Geschichte erzählt, ist die Handlung packend und stellenweise neben all der Dramatik amüsant. Vertrautes erhält ein neues, flottes Gewand und man kann bloß noch gespannt auf den nächsten Teil warten: „Tricked“ (engl.).