Frostfeuer 3: Sieben Pforten (Comic)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 17. Mai 2015 19:50
Frostfeuer 3
Sieben Pforten
Idee: Kai Meyer
Text: Yann Krehl
Zeichnungen: Marie Sann
Splitter, 2014, Hardcover, 48 Seiten, 14,80 EUR, ISBN 978-3-86869-295-2
Von Frank Drehmel
Während Maus die sieben Pforten durchschreiten muss, will sie den hinter der letzten Tür verborgenen Herzzapfen der Schneekönigin zurückholen, damit die Zauberin in ihr Reiche zurückkehre und die Kälte des Anbeginns, der tiefe Winter, der Sankt Petersburg fest in den eisigen Klauen hält, weiche, kämpft im Keller des Grandhotels Tamsin Spellwell mit jenem Anarchisten, dessen monströse Bombe das Gebäude in Schutt und Asche legen soll, sobald es der Zar betreten hat.
Nachdem Maus’ Vorhaben von Erfolg gekrönt war und sie der Königin das Artefakt überreichen konnte, versuchen sie und Erlen, das verzauberte Rentier, in Erwartung der Bomben-Detonation verzweifelt, das Hotel zu verlassen, wobei ihnen ihr alter Freund Kukuschka zur Hilfe kommt. Gerade als die drei die Treppe hinabeilen, werden sie zwar Zeugen, wie Tamsin in einem der oberen Geschosse des „Aurora“ die Schneekönigin stellt, um ihre Rechnung mit der Hexe zu begleichen, setzen allerdings ihre Flucht fort.
Als Maus im Keller neben der Bombe eine Nachricht von ihrer Freundin findet, beschließt sie, an den Ort des Kampfes zurückzukehren, um Tamsin zu retten, kommt jedoch zu spät: die junge Frau ist dabei, langsam einem Zauber der Königin zu erliegen, einem Zauber der sie nach und nach in Eis verwandelt. Und kein Außenstehender kann sie retten.
Die Geschichte selbst hinterlässt einen etwas unsteten Eindruck: Szenen voller Redseligkeit und einem Informationsüberfluss, stehen stille Momente gegenüber. Während Vieles dessen, was wir über Maus’ Vergangenheit oder die politischen Gegebenheiten im Zarenreich erfahren, die Story kaum voranbringt und stattdessen die Illusion des Märchenhaften, des Verzauberten zerbricht, sind es diese ruhigen Momente, Momente weniger oder keiner Worte, in denen Marie Sanns nach wie vor grandioses Artwork seine ganze magische Kraft entfalten kann. Expressive, zwar pastellen-weiche, jedoch gleichermaßen kräftige, von Blau und Violett dominierte Farben, kippende, gebogene Fluchtlinien nach einer Art sphärischer Projektion und der nuancen- beziehungsweise texturreiche Farbauftrag lassen Bilder und damit die Geschichte ins Surreale, ins Magische gleiten. Es sind diese ruhigen Momente sowie das märchenhaft-versöhnliche Ende, die die (ver)störende „Out of Character“-Action nach „Mission Impossible“-Manier – etwa wenn Maus sich einen Fahrstuhlschacht hochkämpft oder über eine unter ihr wegbrechende Eisbrücke stürmt – gänzlich vergessen machen.
Fazit: Auch dieser Abschlussband überzeugt zuerst durch sein grandioses, „mindblowing“, expressives Artwork. Die Geschichte selbst ist zwar unterm Strich märchen- und zauberhaft, bedarf aber der politischen und persönlichen Kontextinformationen nicht, um zu funktionieren. Glücklicherweise halten sich diese überflüssigen Szenen in Grenzen.