Gruselkabinett 98: Der Schimmelreiter, Theodor Storm (Hörspiel)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 05. Mai 2015 09:03
Theodor Storm & Marc Gruppe (Script)
Der Schimmelreiter
Gruselkabinett 98
Sprecher: Claus Thull-Emden, Max Schautzer, Peter Weis u.a.
Cover von Firuz Askin
Titania Medien, 2015, 2 CDs, ca. 100 Minuten, ca. 9,99 EUR, ISBN 978-3-7857-5115-2
Von Christel Scheja
Theodor Storm (1817-1888) war zwar hauptberuflich Jurist, hinterließ aber auch als Schriftsteller und Lyriker Spuren in der deutschen Literaturgeschichte, die sich sehr stark mit seiner Heimat beschäftigten. „Der Schimmelreiter“ ist sein bekanntestes Werk und durch die unheimlichen Elemente geradezu prädestiniert, ein Klassiker für die „Gruselkabinett“-Reihe zu werden.
Ein Reisender sucht in einem Gasthaus bei einem Unwetter Zuflucht und erzählt von einer unheimlichen Begegnung mit einem geisterhaften Reiter. Die Einheimischen wissen genau mit wem er es zu tun hatte. Der Schulmeister erzählt deshalb die Geschichte von Hauke Haien, einem jungen aber glücklosen Mann, der zum Deichgrafen wurde und damit sein Schicksal besiegelte.
Als Sohn eines klugen aber armen Mannes kann der junge Hauke nicht viel vom Leben erwarten, aber er ist ehrgeizig und verdingt sich deshalb als Kleinknecht beim Deichgrafen. Da er klug und gebildet ist, wird er bald zu einer unverzichtbaren Kraft im Hause des reichen aber sonst eher unfähigen Mannes und erarbeitet sich trotz der Intrigen des Großknechts, mit viel Fleiß und der Unterstützung seines Vaters und der Tochter des Deichgrafen, schließlich die Stellung.
Doch damit zieht er das Unglück mehr denn je an. Ein geheimnisvoller Schimmel und ein Fluch, den er in seiner Jugend auf sich geladen zu haben scheint, sorgen für düstere Gerüchte unter den Bewohnern und als er gar seine hochfliegenden Pläne durchsetzt und Vernunft gegen Aberglauben setzt, beschwört er seinen Untergang herauf…
Auch wenn die Erzählung aus dem 19. Jahrhundert stammt, so ist sie doch mitreißend erzählt und schlägt in den Bann. Man merkt, dass Theodor Storm die gesellschaftlichen Strukturen seiner Heimat und archetypische Originale aus der Region kannte. Daher dürfen die alten Witwen mit den düsteren Vorahnungen ebensowenig fehlen wie die Sturköpfe, die auf altes Recht, Gesetz und Aberglauben setzen. Mit Hauke Haien erlebt man einen ambivalenten Hauptcharakter, der auf der einen Seite einfühlsam, klug und hilfsbereit ist, dann aber auch immer wieder seine dunklen Seiten durch impulsive Gewaltausbrüche, Wut und Intrigen zeigt.
Die Geschichte bekommt in der Hörspieladaption den richtigen Raum, denn sie ist nicht zu lang und auch nicht zu kurz, der Spannungsbogen bleibt von Anfang bis Ende aufrecht, da das Schicksal aller wichtigen Personen gut miteinander verwoben ist.
Marc Gruppe arbeitet geschickt die gruseligen Augenblicke heraus und erlaubt es den Hörern gelegentlich, mit den Figuren mit zu schaudern. Die Sprecher sind wieder einmal gut gelaunt und ganz bei der Sache, vor allem, die der Hauptfiguren, deren Gefühle man so sehr gut nachvollziehen kann. Dazu kommt dezente Musik und ein passender Teppich aus Geräuschen.
Auch alte deutsche Literatur-Klassiker können zu spannenden und lebendigen Hörspielen werden, das beweist die „Gruselkabinett“-Adaption von „Der Schimmelreiter“. Reinhören lohnt sich!