Doctor Who – Season 8 Box (DVD)

Doctor Who – Season 8 Box
GB 2014, Regie: Douglas Mackinnon, Paul Murphy, Rachel Talalay u.a., mit Peter Capaldi, Jenna Coleman u.a.

Von Christel Scheja

Die achte Staffel markiert einen weiteren Wendepunkt in der Serie „Doctor Who“, der sich schon im vorhergehenden Weihnachtsspecial ankündigte: Matt Smith hat den Stab an Peter Capaldi übergeben. Und nun darf sich dieser als zwölfte Inkarnation des Doktors mit allerlei Feinden und den Schatten seiner eigenen Vergangenheit herumschlagen.

Vor allem für Clara ist das nicht leicht, wird sie doch nun mit neuen Facetten des Charakters konfrontiert, den sie zu kennen und zu lieben glaubte. Denn der Doktor ist nicht mehr der flippige, junge Mann mit dem sie unbeschwert durch das Universum reisen konnte, für den sie sogar bereit war, ihr Leben zu opfern. Er hat sich in einen älteren Mann verwandelt, der sie anfangs nicht nur nicht erkennt, sondern auch sehr schroff und hart reagiert. Es bedarf Madam Vastras Expertise, um sie daran zu erinnern, wie sehr ihr der Doktor vertraut, so dass er erstmals sein wahres Gesicht zeigt. Denn immerhin ist er ein über zweitausend Jahre alter Timelord und kein junger Hüpfer.

Dennoch bleibt sie erst einmal zurückhaltend, obwohl sie erst einmal weiter mit ihm durch Raum und Zeit reist. Halt gibt ihr unterdessen der neue Mathematik-Lehrer an der Coal Hill High School. Danny Pink ist freundlich und liebenswert – ein Mann, an den sie sich anlehnen kann und der sie nicht ständig mit Worten und Gesten zurückstößt.

Aber auch der Doktor muss einiges durchmachen. Ausgerechnet ein Dalek konfrontiert ihn mit einer bitteren Wahrheit, dann versucht er die Geheimnisse der Furcht zu ergründen. Und nicht zuletzt schlägt er sich mit dem ein oder anderen Monster herum. Dann wieder erlebt er mit, wie innerhalb einer Nacht die Welt von einem Wald überzogen wird, jemand ihn und Clara zu Komplizen in einem Bankraub macht und ausgerechnet Robin of Sherwood mit ihm die Bürde des Heldentums erläutert. Und wer zum Teufel ist die geheimnisvolle Fremde, die sich Missy nennt und den Doktor interessiert zu beobachten und aus irgendeinem Grund Verstorbene zu sammeln scheint?

Die achte Staffel zeichnet sich vor allem durch einen überraschend kontroversen Doktor aus. Denn Peter Capaldi verkörpert nicht mehr länger den netten und kumpelhaften Timelord, der schnell die Herzen seiner Begleiter und ihrer Familie oder Freunde gewann. Er ist deutlich älter als David Tennant und Matt Smith und setzt schon dadurch Grenzen zu seiner Begleiterin, die nun seine Tochter sein könnte. Zudem kehrt er immer wieder die Arroganz seiner Rasse heraus, grenzt sich gelegentlich sehr deutlich von den Menschen ab, auch wenn er ihnen trotzdem weiter beisteht, wehrt freundliche Zärtlichkeiten ab und ist manchmal sogar beleidigend zu seinem Gegenüber. Aber das alles passt zu seiner irritierenden Persönlichkeit, deren Stimmung ständig wieder umschlagen kann und macht ihn so überraschend uneinschätzbar.

Das manchmal sehr ruppige Verhalten führt vor allem mit Clara zu Spannungen, die sich bis ins Weihnachtsspecial hinziehen und entfremdet erst einmal einen Doktor von seinem Begleiter. Das mag nicht jedem gefallen, bringt aber erstaunlich frischen Wind in die Serie, die sich in den letzten Staffeln ein wenig eingefahren hatte.

Die Abenteuer sind überraschend abwechslungsreich. Es gibt düstere Geschichte, die am Ende aber auch nachdenklich zurücklassen, wie „Mission Dalek“ und „Listen“, da sie nicht alle Fragen beantworten, die innerhalb der Folge aufgeworfen werden und einen tiefen Einblick in die Seele des Doktors bieten. Dann wieder actionreiche Abenteuer ohne Hintergedanken wie „Die Mumie“ und „Verschlusssache“, humorvolle Spiele mit der Mythologie oder dem Alltag wie in „Robin of Sherwood“ und „Der Hausmeister“ oder Zugeständnisse an die jüngeren Zuschauer der Serie wie man schnell in „Ruf der Wildnis“ erkennt, in dem Kinder eine sehr wichtige Rolle spielen.

Die Mythologie um den Doktor selbst treiben wohl am meisten die Auftaktfolge „Tief durchatmen“ und der End-Zweiteiler „Dunkles Wasser“ / „Tod im Himmel“ weiter. Neben den ikonischen Monstern wie Dalek und Cybermen gibt es neben neuen Wesen und Monstern auch ein Wiedersehen mit anderen ikonischen Gegnern der Vergangenheit, vor allem mit einem, mit dem man gar nicht mehr gerechnet hat.

Das Weihnachtsspecial dagegen stellt die Weichen in einigen Dingen neu – gerade was die Beziehung zwischen dem Doktor und seiner Begleiterin angeht, beginnt sich Einiges zu verschieben. Das macht neugierig darauf, mitzuerleben, wie sich das in der neunten Staffel weiterentwickelt.

Alles in allem kommt die Serie gerade in dieser Staffel sehr kontrovers daher, gerade weil sie mit den Traditionen bricht, die „Doctor Who“ seit 2005 eingeführt hat. Das liegt nicht nur an der ungewöhnlich alten Titelfigur, sondern auch an seinem Umgang mit den Menschen und anderen Wesen, mit denen er zu tun hat, und ihn von dem Bild des netten großen Bruders oder Onkels löst und zunächst erst einmal eine Distanz zum Zuschauer schafft, die man so schon lange nicht mehr hatte. Die unterschiedlichen Geschichten bieten zudem für jeden Zuschauer etwas, da sie in Inhalt und Ton sehr deutlich auseinander gehen – sie einen mal zum Lachen bringen oder man nicht aus dem Schmunzeln herauskommt, sie mal die menschlichen Urängste vor der Dunkelheit und dem Unbekannten ansprechen und nicht zuletzt die schillernden und manchmal etwas abgedrehten Abenteuer bieten, für die die Serie seit fünf Dekaden bekannt ist. Nur diejenigen, die die unterschwellige Romantik geliebt haben, die in den vorhergehenden Staffeln zu finden war, kommen zu kurz, denn von den zärtlichen Gefühlen, die der Doktor etwa zu Rose, Amy und River entwickelte, ist nun definitiv nichts mehr zu spüren.

Das Bonusmaterial kann sich diesmal mehr als sehen lassen kann, denn Polyband ist es gelungen, nicht nur das Weihnachtspecial 2014 mit in die Box nehmen zu können, sondern auch Dokumentationen wie „Der ultimative Timelord“ und „Earth Conquest – The World Tour“ dazu zu bekommen, die zum Teil nicht einmal auf der britischen Staffelbox sind. Das entschädigt deutlich für das separat erschienene Weihnachtspecial 2013. Nicht zuletzt kommen die Zuschauer in den Genuss des Features „The Five(ish) Doctors“-Reboot, bei dem einige Doktoren der Classic-Serie ebenfalls versuchen, ihren Teil am „50th Anniversary Special“ zu haben. Diese halbe Stunde zählt zu den Highlights des Bonusmaterials und macht Lust darauf, mehr von Peter Davison, Colin Baker, Sylvester McCoy und Paul McGann sehen zu wollen. Und in Großbritannien kann man sie nur auf einer speziellen Edition sein eigen nennen. Das Bonusmaterial, zu dem auch Einblicke in die Dreharbeiten der einzelnen Folgen zählen, ist zwar nur deutsch untertitelt, aber ebenfalls sehr spannend und unterhaltsam, gerade wenn man mehr über die Hintergründe erfahren möchte.

Bild- und Tonqualität der einzelnen Folgen sind wie immer auf der Höhe der Zeit, besonders aufwendig wirkt diesmal das sorgfältig animierte Start/Haupt-Menü, das in Bezug zum neuen Intro steht.

Die achte Staffel von „Doctor Who“ bietet nicht mehr nur einen Neustart der Saga mit der nun zwölften Inkarnation der ikonischen Titelfigur, sondern auch sehr kontroverse Folgen, die mehr denn je beweisen, wie wandelbar die Serie eigentlich ist, und warum sie über fünfzig Jahre bestehen konnte.

Wie immer sind die einzelnen Folgen sehr abwechslungsreich gestaltet, so dass jeder Zuschauer seine Favoriten findet, es gibt keine wirklich inhaltlich schlechte Geschichte, auch wenn einige davon einen etwas verwirrt zurücklassen können. Und an den neuen Charakter des Doktors muss man sich natürlich auch erst einmal gewöhnen, was das Anschauen aber umso spannender macht. Auch das Bonusmaterial verdient seinen Titel diesmal zu Recht, bietet es diesmal sogar mehr als auf der britischen Originalbox, so dass man sich diese Staffel der britischen Kultserie nicht entgehen lassen sollte.

DVD-Facts:
Bild: 1,78:1 (16:9)
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1, englisch Dolby Digital 5.1
Untertitel: deutsch, englisch

DVD-Extras:
Featurettes, Behind the Scenes u.v.m.