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Batman: Der dunkle Prinz (Sammelband) (Comic)

Enrico Marini
Batman: Der dunkle Prinz (Sammelband)
(Batman: The Dark Prince Charming 1 + 2)
Übersetzung: Monja Reichert
Panini, 2018, Paperback, 148 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-7416-0967-1

Rezension von Elmar Huber

„Der dunkle Prinz“ 1: Aus heiterem Himmel sieht sich Bruce Wayne mit einer angeblichen Vaterschaft konfrontiert. Neun Jahre zuvor soll er ein Schäferstündchen mit der ehemaligen Kellnerin Mariah Shelley gehabt haben, aus dem eine Tochter namens Alina, hervorgegangen ist. Nach Waynes Abfuhr wendet sich Mariah an die Medien. Auch dem Joker bleibt die Berichterstattung nicht verborgen und in ihm reift ein Plan, wie er mit Alinas Hilfe den „Blue Cat“-Diamanten als Geburtstagsgeschenk für Harley Quinn klar machen kann. Er entführt das Mädchen und Batman eröffnet die Jagd auf seinen Erzfeind.

„Der dunkle Prinz“ 2: Auch fünf Tage nach Alinas Entführung hat Batman noch immer keine Spur vom Joker. Dafür erhält Bruce Wayne die Anweisung, den „Blue Cat“-Diamanten bei einer öffentlichen Versteigerung zu kaufen. Bei der Auktion kommt es zu einem Zwischenfall, der Alina in Lebensgefahr bringt. Im letzten Augenblick findet Batman das Versteck des Jokers und der Geisel. Doch auch Catwoman hat ein Auge auf den Edelstein geworfen und findet sich ebenfalls zum Showdown ein.


Im Vorwort zur Gesamtausgabe spricht Christian Endres von einer scheinbar unüberwindbaren Kluft zwischen Lesern europäischer Alben-Comics, die als eher kunstvoll gelten, und den Fans von Superheldenheftchen amerikanischer Couleur, Comic-Fast-Food. Mit „Der dunkle Prinz“ wollte Enrico Marini („Der Stern der Wüste“, „Die Adler Roms“) diese Kluft überwinden oder zumindest beide Welten zusammen bringen. Jim Lee war von der Idee eines ‚Europäischen Batman‘ angetan und gab im Verlag grünes Licht für die Story, die außerhalb der DC-Kontinuität spielt. Auf gewisse Art hat Marini sogar seine eigene Version der Helden und Schurken erschaffen. Alle bekannten Charaktere, Batman, Catwoman, der Joker, Harley Quinn und Killer Croc (hat eine kleine Nebenrolle)  bekamen ein ansehnliches Face- und Costume-Lift. Auch die Tatsache, dass Selina Kyle ihre Nächte regelmäßig auf Wayne Manor verbringt, hat einen angenehm erwachsenen Reiz.

Die Rahmenbedingungen sind also vielversprechend. Als weniger originell erweist sich die Story, die, wenn auch gut geplant, nicht richtig in Fahrt kommen will und sich in Szenen erschöpft, die man so oder so ähnlich schon mehr als einmal gelesen hat. Das eigentlich Interessante, die Gefühlslage der Figuren, wird lediglich angeschnitten. Schade, denn das Potenzial ist absolut vorhanden.

Die außergewöhnliche Optik, die hier beworben wird, ist ebenfalls nicht ein- oder gar erstmalig zu sehen und ist nicht das erwartete Alleinstellungsmerkmal. „Batman: Europa“ hatte bereits ein ähnliches Anliegen und Erscheinungsbild und war auch konsequenter, da das Abenteuer sogar in Europa spielt. Und es gibt andere Künstler, die eine durchaus eigenere ‚Handschrift‘ haben. Wie eine originelle Kollaboration von europäischen und US-Comics geht haben weit eigenständiger schon Moebius‘ Silver Surfer und Milo Manaras X-(Wo)Men („Frauen auf der Flucht“) gezeigt.

„Der dunkle Prinz“ ist zunächst als Zweiteiler im schmucken Albenformat im Januar und Juli 2018 erschienen, im September 2018 dann als Paperback- und wahlweise Hardcover-Sammelband im kleineren Format. Beide Versionen enthalten ein Interview mit Enrico Marini und einige Skizzen des Künstlers.

Fazit: Das etwas andere Artwork gefällt, die Story bleibt hinter ihren Möglichkeiten zurück.