Spezial
Top-Hits: Die Highlights der kommenden Monate
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- Kategorie: Spezial
- Veröffentlicht: Samstag, 25. Januar 2014 18:10
Zweimal jährlich fragt Phantastik-News.de die Herausgeber der wichtigsten deutschsprachigen Reihen im phantastischen Bereich nach ihren Lieblingstiteln im kommenden Halbjahr. Hier sind die Highlights der kommenden Monate.
Blanvalet
David Dalglish hat in seinem Heimatland USA Unglaubliches geleistet: Im Selbstverlag erschien seine „Wächter“-Trilogie und fand mehr als 300.000 begeisterte Leser. Ab August 2014 steht ihm mit „Der Tänzer der Schatten“ eine steile Karriere als Fantasy-Star bevor. Was Dalglish von anderen Genre-Autoren unterscheidet: Dynamik. Statt hunderte von Seiten zu füllen, hält Dalglish seine Leser von der ersten Seite an durch Geschwindigkeit in Atem, ohne ins Straucheln zu geraten. Sein Held Aaron, der zum legendären „Wächter“ wird, ist wunderbar vielschichtig – von ihm sowie von seinen Schöpfer können wir noch Großes erwarten.
Royce Buckingham ist mit seinem „Spiegel“-Bestseller „Die Karte der Welt“ der Sprung vom Autor für eine sehr junge Fantasy-Leserschaft zum Autor von Fantasy, die sich an eine erwachsene Zielgruppe richtet, äußerst erfolgreich gelungen. „Der Wille des Königs“ist das Prequel zu „Die Karte der Welt“ und erscheint im Oktober 2014. Es geht um Abenteuer, Verrat und Treue. Und natürlich wird geklärt, wie die Karte der Welt erschaffen wurde, die das Land nicht abbildet, sondern es beherrscht. Royce Buckingham sprüht nur so vor Fantasie und tollen Ideen, und „Der Wille des Königs „ist bislang sein Meisterstück.
George R. R. Martin ist natürlich in erster Linie für „Das Lied von Eis und Feuer“ bekannt, erst recht seit es als „Game of Thrones“ verfilmt wurde. Doch ich persönlich finde die von ihm herausgegebene „Wild Cards“-Serie sogar noch viel spannender. Das Projekt selbst begann bereits 1987, doch mit „Das Spiel der Spiele“ beginnt im August 2014 bei Penhaligon eine neue Ära im „Wild Cards“-Universum. Darum ist das der ideale Zeitpunkt, in die Serie einzusteigen. Es geht um Superhelden und Mutanten in unserer Welt. Der eine oder andere wird jetzt die Augen verdrehen und denken: Ach, X-Men! – Nun fast. Der Vergleich drängt sich natürlich auf. Aber „Wild Cards“ ist viel realistischer, die Helden haben viel alltäglichere Probleme und die Charaktere sind viel glaubwürdiger. Hier wissen die Helden teilweise nicht, wie sie die nächste Miete bezahlen sollen. Es geht um Rassismus und politische Umwälzungen. Und von denjenigen, die in „Das Spiel der Spiele“ bei der Casting Show „American Hero“ eine Millionen Dollar gewinnen wollen, merken manche nur sehr spät, dass wahre Superhelden nicht in einer Casting Show gefunden werden.
Ein ganz besonderes Buch und der Auftakt zu einer ganz besonderen Reihe.
Holger Kappel
Heyne
50 Jahre Heyne Science Fiction: Die Jubiläums-Edition
Jetzt muss ich ein wenig tricksen, denn eigentlich sind es sechs Bücher statt einem – aber selbst diese sechs werden dem Anlass kaum gerecht. Fünfzig Jahre spekulative Fiktion, fünfzig Jahre vollgestopft mit den ganz großen Klassikern, mit innovativen Autoren und Horizont erweiternden Ideen: das will gefeiert werden! Darum haben wir aus jedem Jahrzehnt ein Buch herausgegriffen, um nicht nur die damals und heute relevanten Themen der SF auszubreiten, sondern auch um die Vielfalt dessen zu zeigen, wozu das Genre literarisch fähig ist. Dem haben wir ein kleines Handbuch der Zukunft beigefügt, dem zentralen Begriff der SF, aus der Feder des Herausgebers der SF-Reihe bei Heyne. Freut euch also auf Ursula K. Le Guins „Die linke Hand der Dunkelheit“, Joe Haldemans „Der ewige Krieg“, William Gibsons „Neuromancer-Trilogie“, Iain Banks’ „Bedenke Phlebas“, Dmitry Glukhovskys „Metro 2033“ & „Metro 2034“ in einem Band, und Sascha Mamczaks „Die Zukunft – eine Einführung“.
Andreas Brandhorst: „Das Kosmotop“
Auf diesen SF-Roman habe ich mich schon eine ganze Weile gefreut! In ferner Zukunft wird die Galaxis von intelligenten außerirdischen Zivilisationen regiert – und die Menschheit steht kurz vor dem Aussterben. Einer der letzten Menschen, ein Mann, der sich schon seit Jahrhunderten selbst immer wieder geklont hat, ist inzwischen zum Berater der galaktischen Regierung aufgestiegen. Als auf der alten Erde ein seltsames Artefakt gefunden wird, soll er ermitteln, was es damit auf sich hat. Es verbirgt, das wird schnell klar, das Geheimnis der Zukunft des Universums …
Andreas Brandhorst schafft es meiner Meinung nach wie kein zweiter deutscher Autor, gewaltige Weltallpanoramem zu zeichnen und den Leser mit einer packenden Geschichte zu fesseln. Ein Pageturner!
Manel Loureiro: „Apokalypse Z“
Zombies in Europa – das wäre mal ein Aufruhr! Der Spanier Manel Loureiro hat sich die typische Zombie-Survival-Horrorstory geschnappt und sie genüsslich ins Spanien der gegenwärtigen Wirtschaftskrise versetzt: Eine Reihe mysteriöser Krankheitsvorfälle in Russland ist den internationalen Nachrichtenagenturen nicht mehr als eine Randnotiz wert – bis sich herausstellt, dass der Erreger ein hochansteckendes Virus ist, dass innerhalb kürzester Zeit jeden, der sich infiziert, in ein blutrünstiges Monster verwandelt. In der Folge kollabieren Regierungen, Chaos bricht aus und bald kämpft jeder nur noch für sich selbst. Einer der Überlebenden ist ein junger spanischer Anwalt, der beginnt, das Ende der Welt zu dokumentieren … Toll gemacht und erschreckend gut!
Sebastian Pirling
Knaur
Thomas Thiemeyer: „Valhalla“
In „Valhalla“ begegnet der Leser wieder der Archäologin Hannah Peters. Die Geschichte ist weniger phantastisch diesmal, aber das Setting ist faszinierend neu: Der Roman spielt zum Großteil in Spitzbergen, Norwegen, dem nördlichsten Siedlungspunkt der Menschheit. In einer Welt aus Eis und Schnee, die Jahr für Jahr überschattet ist von einer viermonatigen Polarnacht.
Hannah Peters wird dort zu Ausgrabungen hingeschickt, weil man etwas Seltsames entdeckt hat: Aufnahmen von Wärmesuchkameras aus dem Weltraum haben unter dem arktischen Eis seltsame Strukturen ausfindig gemacht. Das Forscherteam nimmt an, dass es sich um die Fundamente einer versunkenen antiken Stadt handeln könnte – etwa das sagenumwobene Nordreich Hyperborea, bisher nur aus dem griechischen Mythos bekannt, das durch den Klimawandel und das großflächige Abschmelzen der Gletscher plötzlich sichtbar geworden ist. Hannah schließt sich dem Team vor Ort an, man bricht feierlich eine steinerne Tür unter dem Eis auf – und entdeckt eine riesige Stadtanlage. Doch was ein sensationeller Erfolg sein sollte, erweist sich als menschliche Katastrophe. Schon am nächsten Tag erkranken die Mitglieder der Truppe mit unglaublicher Heftigkeit und sterben; allein Hannah verliert „nur“ das Bewusstsein, kann rechtzeitig isoliert werden und scheint durch eine ganz eigenständige Reaktion ihres Körpers zu überleben.
Daniel H. Wilson: „Das Implantat“
Nach „Robocalypse“ ist „Das Implantat“ der zweite Roman von Daniel H. Wilson bei Droemer. Auch in diesem Roman geht es wieder um die Auswirkungen des technischen Fortschritts auf die Menschheit.
Allerdings stehen diesmal nicht Roboter im Mittelpunkt des Geschehens, sondern kleine Geräte, die man sich direkt ins Gehirn einsetzen lassen kann. Diese Geräte sorgen dafür, dass die natürlichen körperlichen oder geistigen Fähigkeiten des Trägers um ein Vielfaches verstärkt werden. Erkennbar sind die Träger eines Implantats an dem kleinen Ausgang, der wie ein Leberfleck aussieht und sich an der Schläfe befindet. Diese Behandlung ist sehr teuer, und nicht jeder kann sie sich leisten. Die Gesellschaft ist gespalten zwischen Implantat-Träger und sogenannten Puristen, die die Implantierten ausgrenzen und unterdrücken. Schnell bildet sich eine Widerstandsbewegung von sogenannten Puristen gegen die Implantierten. Die Puristen setzen in der Folgezeit eine Reihe von diskriminierenden Maßnahmen gegen Implantierte durch, beispielsweise dürfen implantierte Kinder nicht mehr die regulären Schulen besuchen, und vieles mehr. Inmitten dieser Atmosphäre aus Hass, Furcht und Unterdrückung gerät der junge Lehrer Owen, selbst Implantat-Träger, zwischen die Fronten. Denn was Owen nicht ahnt ist, dass sein Implantat erheblich mehr kann, als nur die Epilepsie zu unterdrücken – und diese anderen Fähigkeiten bringen Owen auf einmal in höchste Gefahr, denn die Puristen wollen ihn deswegen vernichten und die implantierten Widerstandskämpfer würden alles tun, um ihn zu aktivieren…
Diana Menschig: „So finster, so kalt“
Für ihr neuestes Projekt hat sich Diana Menschig von „Hänsel und Gretel“ inspirieren lassen. So findet sich also die Hauptperson, die Hamburger Anwältin Merle, nach dem Tod ihrer Großmutter allein in deren abgelegenem Haus im tiefsten Schwarzwald wieder. Bei der Durchsicht des Nachlasses findet sie ein altes Dokument, das die Lebensgeschichte eines gewissen Johannes erzählt. Dieser lebte Ende des 15. Jahrhunderts in dem Haus und berichtet über merkwürdige Geschehnisse rund um das Haus und seine Schwester Margareta. Merle tut diese Geschichte zunächst als Aberglaube ab, doch dann verschwinden auf einmal Kinder aus dem nahegelegenen Dorf und auch um das Haus selbst häufen sich merkwürdige und unheimliche Ereignisse. Und Merle muss sich widerwillig fragen, ob an der Geschichte aus dem 15. Jahrhundert doch mehr dran sein könnte, als sie zunächst wahrhaben wollte.
Patricia Kessler
Piper
Sebastien de Castell: „Blutrecht – Greatcoats 1“
Die Zeit der großen Fantasy-Epen ist vorbei? Niemals – solange es so außergewöhnlich gute Autoren wie Sebastien de Castell gibt, die in Widescreen schreiben, ohne die Charaktere, die gekonnten Überraschungen in der Handlung, die feinen Untertöne in den Dialogen außer Acht zu lassen. Die „Greatcoats“-Saga des kanadischen Multitalents (neben der Schriftstellerei betätigt er sich als Schauspieler und Musiker) wird alle überzeugen, die auch einen Peter V. Brett im Regal stehen haben:
Die Greatcoats galten einst als Hüter des Rechts in einer gesetzlosen Welt, als perfekt ausgebildete Krieger im Dienste des Königs. Doch der König ist tot, und die Greatcoats nicht mehr als Herumtreiber und Diebe, die von den Erinnerung an alte Legenden leben. Bis der junge Falcio und seine ehemaligen Verbündeten sich wieder zusammenfinden müssen, um eine letzte Mission zu erfüllen…
Markus Heitz: „Tobender Sturm – Die Legenden der Albae“
Wer Markus Heitz kennt, bitte nicht weiterlesen, sondern direkt das Buch bestellen. Wer ihn nicht kennt, hier eine Kurzeinführung: Mit Markus Heitz haben wir erstmals einen aufstrebenden Debütautor im Programm, der mit seiner kleinen, aber feinen Reihe um die dunklen Elfen, die er Albae nennt, hoffentlich eines Tages die Gunst eines größeren Publikums finden wird. Ach ja, Zwerge kommen in dem Buch auch vor… also schaut mal rein.
Robert Corvus: „Schattenkult“
Mit „Die Schattenherren“ hat Robert Corvus uns vorgemacht, was es heißt, moderne dunkle Fantasy zu schreiben: Grausam geht es bei ihm zu, wenn es grausam sein muss, aber zugleich berühren seine Figuren wie gute Freunde oder erbitterte Feinde. Ein Corvus-Roman ist dicht und voller doppelter Böden, von einer Qualität, die einen immer wieder zum Regal greifen lässt – noch mal lesen und wieder etwas Neues entdecken… Das gilt auch für „Schattenkult“, den neuen Einzelroman aus der Welt der Schattenherren. Er kündet von einer einzigen Nacht, in der der Kult ein faszinierendes Ritual vollführen muss. Und die junge Anwärterin Tynay erfährt, was es heißt, den unsterblichen Herren zu dienen…
Carsten Polzin
(Zusammenstellung: C. Kuhr)