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Top-Hits: Die Highlights der kommenden Monate

Zweimal jährlich fragt Phantastik-News.de die Herausgeber der wichtigsten deutschsprachigen Reihen im phantastischen Bereich nach ihren Lieblingstiteln im kommenden Halbjahr. Hier sind die Highlights der kommenden Monate.

Blanvalet

„Drachensturm“ von Torsten Fink ist mein Lieblingsbuch des ganzen Programms, wahrscheinlich sogar des ganzen Jahres. Zumindest habe ich bislang noch nichts Vergleichbares entdeckt. Dabei hat es historische Fantasy bei mir gar nicht leicht. Aber für „Drachensturm“ mache ich eine Ausnahme. Worum geht’s eigentlich? Im Jahre 1532 betritt die blinde Mila im Gefolge von Francisco Pizarro und der letzten Drachenreiter das heutige Peru. Alle betrachten die scheinbar hilflose junge Frau lediglich als Belastung. Da erwählt der mächtige Drache Al-Nabu sie trotz ihrer Blindheit als neue Reiterin. Plötzlich hängen die Geschicke von Menschen und Drachen von ihren Entscheidungen ab. Mila muss ihre unerwartete Verantwortung rasch akzeptieren, will sie nicht für den Tod aller verantwortlich sein. Denn im Reich der Inka lauert etwas weitaus Gefährlicheres als Drachen! Für mich muss ein guter Roman über eine rasante Handlung und liebenswerte Charaktere verfügen, mit denen ich mitfiebern will. Die blinde Mila ist ein solcher Charakter. Sie ist glaubwürdig und alles andere als übermenschlich. Einfach großartig! Die Drachen in diesem Roman sind nur das Tüpfelchen auf dem „i“. Torsten Fink hat mir als bekennendem Fan von Naomi Novik genau den – übrigens in sich abgeschlossenen – Roman abgeliefert, den ich mir erhofft hatte. Drachensturm ist meiner Meinung nach der wahrscheinlich beste Fantasy-Abenteuerroman, der 2011 erscheinen wird.

Wie viele Fantasy-Leser lese ich sehr viel, und als Lektor wird es natürlich auch nicht weniger. Durch diese Leseerfahrung und weil ich daran gewöhnt bin, Romane zu analysieren, werde ich nur noch selten überrascht. Vielleicht noch zweimal im Jahr denke ich: „Boah! Damit habe ich nicht gerechnet!“ Umso mehr freute ich mich, als es bei „Die Legenden von Attolia“ von Megan Whalen Turner passierte. Der junge Dieb Gen ist ein Meister seines Fachs. Doch auch der beste Dieb kann einmal Pech haben, und so wird Gen eines Tages von den Schergen des Königs gefasst und in den Kerker gesperrt. Seine einzige Hoffnung, jemals wieder das Licht des Tages zu erblicken, besteht darin, erneut zum Dieb zu werden. Gen soll für den König einen von den Göttern gesegneten Stein stehlen. Widerwillig stimmt der Dieb zu. Da lässt Verrat die Mission scheitern, und plötzlich hält Gen das Schicksal von drei Königreichen in den Händen. Und dann kam der Moment. „Wie jetzt? Boah!“ Diesen Moment verspreche ich mindestens 95% der Leser von Megan Whalen Turners „Die Legenden von Attolia“. Und aus noch einem Grund werden mir „Die Legenden von Attolia“ noch lange in Erinnerung bleiben. Kaum hatte ich die Rechte für Megan Whalen Turners Romane erworben, meldete sich die Übersetzerin Maike Claußnitzer bei mir. Ich weiß nicht, wie sie davon erfahren hatte. Jedenfalls bat sie mich, „Die Legenden von Attolia“ für mich übersetzen zu dürfen, weil Megan Whalen Turner eine ihrer Lieblingsautorinnen wäre. Nun ist Maike eine der viel beschäftigten Übersetzerinnen, und ich bin jedes Mal froh, wenn sie Zeit für einen Auftrag von mir hat. Klar also, dass ich sofort zustimmte. „Die Legenden von Attolia“ richten sich an alle, die Trudi Canavan lieben, und um in dieser Tradition zu bleiben, veröffentlicht Blanvalet die ersten drei Bände gleichzeitig im Dezember.

Eigentlich hatte Terry Goodkind nicht vor, die Saga vom Schwert der Wahrheit weiterzuschreiben. Und eigentlich fand ich das auch gut so. Denn eigentlich sind elf Bände genug. Dachte ich zumindest… Doch dann haben mir Richard und Kahlan gefehlt. Denn „Das Schwert der Wahrheit“ halte ich noch immer für eine der großartigsten Fantasy-Sagas, die es gibt. Und darum ist es mir persönlich eine große Freude, dass Terry Goodkind sich doch entschlossen hat, zu seinem größten Helden-Paar zurückzukehren. „Das Schwert der Wahrheit“ ist abgeschlossen. Vorhang auf für „Die Legende von Richard und Kahlan“! Richard Rahl und seine geliebte Kahlan haben triumphiert. Die Bedrohung durch den finsteren Kaiser Jagang ist endgültig beseitigt, und endlich kehrt Frieden in D'Hara ein. Doch nicht für lange! Ein uraltes Orakel, das sich noch nie geirrt hat, prophezeit eine Katastrophe, die nicht nur Richard und Kahlan treffen wird, sondern jeden Menschen und alle Geschöpfe. Es scheint nur eine Möglichkeit zu geben, das Unheil abzuwenden – und der Preis dafür ist höher, als ihn ein Sterblicher zu zahlen vermag… Zwar ist mir mein liebstes Helden-Paar erhalten geblieben, doch Terry Goodkind beginnt einen völlig neuen Handlungsstrang, so dass „Dunkles Omen“, der erste Band, sich auch problemlos für Neueinsteiger eignet. Wenn sich also irgendjemand nicht getraut hat, mit der elfbändigen Saga vom Schwert der Wahrheit zu beginnen, der sollte hier zugreifen.

Im Dezember 2012 erscheint der vierte und abschließende Band der „Evernight“-Saga von Claudia Gray bei Penhaligon. Band eins überraschte wirklich jeden Leser. Der zweite Band war sogar noch erfolgreicher als sein Vorgänger. Teil drei ist leider noch nicht auf Deutsch erschienen, während ich diese Zeilen schreibe, allerdings wahrscheinlich schon, während du diese Zeilen liest. Und „Evernight – Gefährtin der Morgenröte“ hat zum Abschluss noch einmal das geschafft, womit mich auch schon der erste Band in seinen Bann gezogen hat: Claudia Gray hat mich völlig überrascht. Noch nie war die Barriere zwischen Bianca und ihrem geliebten Lucas größer. Denn während sie nun ein Geist ist, wurde Lucas von einem Vampir in einen Blutsauger verwandelt. Diese beiden Völker jedoch sind nur durch ihren Hass aufeinander verbunden. Nun wird Lucas nicht nur von seiner Familie gejagt, die sich ganz dem Töten von Vampiren verschrieben hat. Er muss auch lernen, seinen Blutdurst zu bezwingen. Da entdeckt Bianca, dass sie als Geist doch nicht so machtlos ist, wie alle behaupten. Im Gegenteil! Es scheint sogar einen Weg zu geben, um Lucas zu erlösen – wenn Bianca bereit ist, sich für ihn zu opfern… Gut, das liest sich jetzt noch nicht sooo überraschend, aber ich werde natürlich den Teufel tun, hier alles zu verraten. Was ich aber versichern kann, ist dies: „Evernight“ endet nicht halb so kitschig wie viele ähnliche Romane – und doch zum Heulen schön. Und noch eine tolle Neuigkeit habe ich für die Leser der Serie. Balthazar, Biancas vampirischer bester Freund, wird seinen eigenen Roman erhalten. Einen Termin kann ich leider noch nicht nennen, da Claudia Gray den Roman noch nicht geschrieben hat. Doch ich hoffe, dass er noch 2012 bei Penhaligon erscheinen wird.

Holger Kappel, Blanvalet Verlag

Heyne

Adam Nevill: „Im tiefen Wald“
Horror? Horror! Keine weichgewaschene Mystery oder gar vampirische Erotik. Nein, mit „Im tiefen Wald“ wandelt der britische Autor Adam Nevill ganz klar auf King’schen, Koontz’schen oder Barker‘schen Spuren und knüpft damit an eine Genre-Tradition an, die zuletzt in den Achtzigern große Erfolge feierte, sich dann aber mehr oder weniger in den DVD-Markt verabschiedete. Doch das geschriebene Wort vermag – zumindest geht es mir so – mehr als verwackelte Bilder und sirrende Soundeffekte: Der beste Horror, also der Horror als Katharsis, entsteht im Kopf. Und so gehört Nevills Geschichte von den vier Freunden, die sich in der schwedischen Wildnis verirren und dort dem „Bösen“ begegnen, in all ihrer mystischen Rätselhaftigkeit, in all ihrem archaischem Furor und in all ihrer existentiellen Wucht zum Spannendsten, was ich überhaupt je gelesen habe.

Elspeth Cooper: „Die Lieder der Erde“
Manchmal gehen die Dinge seltsame Wege: In einem Bereich, in dem vor nicht allzu langer Zeit Autorinnen wie Marion Zimmer Bradley oder Ursula K. Le Guin Bestseller-Serien schrieben, geben heute wieder fast nur Männer den Ton an. Joe Abercrombie, Peter V. Brett, Brandon Sanderson und natürlich George R. R. Martin – das sind die Fantasy-Heroen unserer Tage, und ihre Prosa klirrt nur so vor aufeinander schlagenden Schwertern. Höchste Zeit also, dass sich die Autorinnen wieder kraftvoll zu Wort melden, und wenn sie das so machen wie Elspeth Cooper in ihrem Debütroman „Die Lieder der Erde“, dann kann man sich eigentlich nur mehr davon wünschen. Denn Cooper erzählt nicht nur eine spannende Geschichte um einen jungen Novizen, der in die Geheimnisse der Magie eingeführt wird, sondern sie erschafft mit ihrer wunderbaren Sprache eine wirklich fantastische Welt. Bei ihr ist kein Wort zu wenig und kein Wort zu viel – und wer von unseren so erfolgreichen Fantasy-Männern kann das schon von sich behaupten?

Andreas Brandhorst: „Das Artefakt“
Zugegeben: Deutsche Science-Fiction-Autoren haben es wirklich nicht leicht. Schreiben sie wie die angelsächsische Konkurrenz – dann greifen die Leser lieber zum Original; versuchen sie, eine eigene Stimme zu finden – dann wird ihnen vorgeworfen, das sei aber nicht so wie Autor XY aus den USA. Ein Teufelskreis, aus dem nur wenige Autoren wie etwa Andreas Eschbach oder Frank Schätzing herausgefunden haben. Und Andreas Brandhorst! Seit etlichen Jahren schon schreibt er Science Fiction mit ganz eigenem, unverwechselbarem Sound und findet damit immer mehr Leser. Auch sein neuester Roman „Das Artefakt“ ist eine Space Opera, wie man sie sich nur wünschen kann: Mysteriöse Objekte in den Weiten des Alls, interstellare Katastrophen, Menschen auf der Suche nach den letzten Rätseln des Universums… Ein echter Brandhorst eben!

Cory Doctorow: „For the Win“
Kennen Sie Cory Doctorow? Nun, eigentlich müsste man fragen: Kennen Sie Cory Doctorow etwa nicht? Denn kaum ein anderer Science-Fiction-Autor der Gegenwart ist so ubiquitär wie Mr. Doctorow. Kein Thema, zu dem er nicht eine pointierte und originelle Meinung hätte; kein Trend, den er nicht schon hinterfragt hätte, ehe ihn die Öffentlichkeit überhaupt erst als Trend wahrnimmt. Doctorow ist nicht nur der William Gibson des 21. Jahrhunderts, er ist, wenn man so will, die nächstgezündete Raketenstufe: Ein SF-Autor, der die Veränderungen in der Gesellschaft nicht nur erspürt und extrapoliert, sondern der sie geradezu herbei schreibt. Glauben Sie nicht? Dann sollten Sie „For the Win“ lesen!

Sascha Mamczak, Heyne Verlag

Knaur

Das Herbstprogramm 2011/2012 bedeutet für die Knaur Fantasy den Aufbruch zu einigen neuen Ufern: Mit Sandra Mellis „Stern der Göttin“ (Dezember) erscheint erstmals wieder ein großer High-Fantasy-Roman bei Knaur. Im Mittelpunkt der Handlung steht die Katzenfrau Laisa, die in eine andere Dimension entführt wird und auf der Suche nach dem titelgebenden Juwel eine ebenso fremdartige wie faszinierende Welt entdecken und die Magie der Farben verstehen lernen muss. Hinter dem Pseudonym Sandra Meli verbirgt sich eins der erfolgreichsten Autorenduos Deutschlands (und, wenn ich das hier so sagen darf, das netteste), dessen erste Liebe die Fantasy ist; darum ist es nicht nur den Autoren, sondern auch mir eine Herzensangelegenheit, „Stern der Göttin“ im Programm zu haben.

Und noch ein neues Ufer: Eve Kenin entführt uns in ihrem Zweiteiler „Dark Future“ („Herz aus Stein“ (November) und „Herz aus Feuer“ (Februar) in die Zukunft: Kriege und Naturkatastrophen haben unsere Welt zerstört, und in der rauen Eiswüste, die zurückgeblieben ist, hat das Leben eines Menschen kaum noch einen Wert. Raina und Tatiana mussten lernen, zu überleben – und verlernen, jemandem zu trauen. Doch dann begegnen sie zwei besonderen Männern … „Dark Future“ ist perfektes Lesefutter für Freundinnen der Romantic Fantasy mit vielen neuen Ideen – und ganz ohne Vampire oder Gestaltwandler: Actionreich, spannend, eiskalt, aber an den richtigen Stellen natürlich leidenschaftlich heiß.

Obwohl die Historische Fantasy in den letzten Jahren keine große Rolle auf dem deutschen Buchmarkt gespielt hat, sind wir bei Knaur sicher, dass dieses Genre vor einem Comeback steht – deswegen haben wir 2010 nicht nur Juliet Marillier neu aufgelegt und mit Maria D. Headleys „Königin der Unsterblichen“ die Geschichte der Cleopatra neu erzählen lassen, sondern legen jetzt auch nach: J. C. Grimwoods „Silberklinge“ (Februar) lädt uns in das Venedig des frühen 15. Jahrhunderts ein, wo nicht nur ein machthungriger Doge alles daran setzt, dunkle Allianzen zu schmieden, sondern auch österreichische „Kriegshunde“ ihr Unwesen treiben und eine mutige junge Frau einen besonderen Verbündeten findet: Tycho, den besten Assassinen der Stadt, der nicht weiß, woher er kommt oder was er ist… Wer schon einmal in Venedig war, der wird diesen Roman von der ersten Seite an lieben, denn die Kulisse ist einfach perfekt für eine übersinnliche Geschichte – und wer die Lagunenstadt noch nicht besucht hat, der sei gewarnt: Es ist nach der Lektüre fast unmöglich, nicht sofort ein Flugticket buchen zu wollen.

Aus den neun Büchern, die im Herbstprogramm 2011/2012 bei Pan erscheinen werden, nur eins herauszupicken, ist eine Qual – denn es schmerzt, Autoren wie Maxime Chattam, Jackson Pearce und Elena Melodia unerwähnt zu lassen. Auch eins meiner persönlichen Highlights, Ransom Riggs' „Die Insel der besonderen Kinder“, kann ich nur am Rand erwähnen: AUTSCH! Nicht weniger Herzblut steckt aber natürlich in unserem Spitzentitel, auf den ich aus mehreren Gründen sehr stolz bin – zum einen erzählt Thomas Thiemeyer zu meinen Lieblingsautoren. Zum anderen hat er mit „Das verbotene Eden: David und Juna“ (August 2011) einen wirklich außergewöhnlichen Roman geschrieben, eine dystopische Romeo-und-Julia-Geschichte, die mich und alle Testleser von der ersten Seite an begeistert hat. Das liegt daran, dass die Verwüstung, die unsere bekannte Welt vernichtet, so real wirkt, dass man sich fragt, wann es wirklich soweit sein wird. Das liegt an Thiemeyers clever durchdachtem Zukunftsszenario. Und das liegt vor allem auch an den großartigen Charakteren, die der Autor ins Rennen schickt, wobei ich mich immer noch nicht entscheiden kann, ob ich mir nun ein TEAM DAVID oder ein TEAM JUNA auf's T-Shirt schreiben soll. Thomas Thiemeyer beweist, dass phantastische Unterhaltung aus Deutschland es nicht nur locker mit der amerikanischen Konkurrenz aufnehmen kann, sondern ihr immer wieder um einige Nasenlängen voraus ist. „Das verbotene Eden“ bietet Action, einen ganz besonderen Thrill, finstere Abgründe, Figuren mit Ecken und Kanten und – ja, liebe männliche Leser dieser Zeilen, da müsst ihr nun durch – Romantik, die so ehrlich daherkommt, dass man (und auch MANN) gar nicht anders kann als laut zu sagen: „Wieso haben wir eigentlich so lange auf diese Geschichte warten müssen?“

Timothy Sonderhüsken, Droemer-Knaur Verlag

Lyx

Gesa Schwartz: „Die Chroniken der Schattenwelt – Nephilim“
Bekannt wurde Gesa Schwartz mit ihren Romanen um den Gargoyle Grim. Nun legt sie mit „Die Chroniken der Schattenwelt“ einen würdigen Nachfolger vor – genauso fesselnd und mitreißend geschrieben. Der junge Nando lebt in Rom bei seiner Tante und ahnt wie alle anderen Menschen nichts von der Existenz von Engeln oder Dämonen – bis er eines Tages von einem gefährlichen Schattenwesen verfolgt wird, das ihm nach dem Leben trachtet. Nur um Haaresbreite gelingt ihm die Flucht, und er erfährt, dass er ein Nephilim ist, ein Nachkomme der Engel, allerdings kein gewöhnlicher: Er ist der Sohn des Teufels persönlich. Luzifer will sich Nandos Kräfte zunutze machen, um die Tore der Hölle zu öffnen und sich zum Herrscher über die Welt der Menschen aufzuschwingen. Um dieses Schicksal abzuwenden und sein Leben zu retten, hat Nando nur eine Chance: Er muss sich der Finsternis stellen.

Meljean Brook: „Die Eiserne See – Wilde Sehnsucht“
England im 19. Jahrhundert: Zwei Jahrhunderte lang lebte das Königreich unter dem grausamen Joch der Mongolen. Der Pirat Rhys Trahaearn befreite das Land schließlich aus den Fängen des Feindes und wurde dadurch zu einem der mächtigsten Männer Englands, dem Eisernen Herzog. Eines Tages wird von einem Luftschiff eine Leiche direkt auf sein Anwesen abgeworfen, was die Polizei-Inspektorin Mina Wentworth auf den Plan ruft. Während ihrer Ermittlungen stoßen Mina und der Herzog, der nicht von ihrer Seite weicht, auf eine düstere Verschwörung, die ganz England bedroht. Eine abenteuerliche und gefährliche Reise zu Luft und zur See beginnt, quer durch von Untoten verseuchte Gebiete und über den riesigen Ozean. Meljean Brook hat mit „Die Eiserne See“ geschafft, was bisher nur wenigen Autoren im neuen Steampunk-Trend gelang: Sie entwirft eine wunderbar ausgefeilte, düster-schillernde Alternativrealität, bevölkert von interessanten Charakteren. Ein perfektes Steampunk-Setting in einer Welt, deren Geschichte etwas anders verlaufen ist als die unsere, mit einer Technologie, die zugleich faszinierend und erschreckend ist, und einer heißen Liebesgeschichte zwischen zwei Charakteren, die lebendig und schillernd aus den Seiten treten.

Mira Grant: „Feed – Viruszone“
Mit „Feed“ hat Mira Grant einen postapokalyptischen, spannenden und nervenaufreibenden Thriller geschrieben, der einen von der ersten bis zur letzten Seite in Atem hält. Im Jahr 2014 hat die Menschheit den Krebs besiegt und auch das Schnupfenvirus. Doch nebenbei hat sie einen ganz neuen Erreger geschaffen, einen, der die Toten wieder auferstehen lässt. Das Virus übernimmt das Kommando über den Körper eines Menschen und verwandelt ihn in eine seelenlose Kreatur, die nur noch ein Ziel hat: Ihren unbändigen Hunger zu stillen! Zwanzig Jahre später gehören die Zombies zum Leben dazu, und die Meinungen und Gedanken der Überlebenden werden von Bloggern bestimmt. Zu ihnen gehören auch Georgia und Shaun Mason, die der größten Story ihres Lebens auf der Spur sind: der dunklen Verschwörung, die hinter dem Auftauchen des Zombie-Virus steckt.

Sarah Beth Durst: „Ice – Hüter des Nordens“
Als Cassie noch klein war, erzählte ihre Großmutter ihr immer wieder dieselbe Geschichte: dass ihre Mutter die Tochter des Nordwinds sei, die einst den König der Eisbären heiraten sollte. Da sie sich jedoch in einen Menschenmann verliebte, versprach sie dem Bären ihr erstes Kind. An ihrem 18. Geburtstag erfährt Cassie, dass es sich dabei keineswegs um ein Märchen handelt, sondern dass sie dieses Kind ist, auf das der Eisbär nun Anspruch erhebt. Und so beginnt für sie eine Reise durch die eisige und erbarmungslose Arktis, durch die Wälder des Nordens und auf dem Rücken des Nordwinds. Sarah Beth Dursts Roman verknüpft die Welt der Arktis und des ewigen Eises, Legenden der Inuit und ein altes skandinavisches Märchen mit einer zarten Liebesgeschichte. Dabei gelingt es ihr auf unnachahmliche Weise, die Faszination der arktischen Welt aus Eis und Schnee, deren Schönheit und Kälte geradezu spürbar werden, auf den Leser überspringen zu lassen.

Anja Arendt, Egmont-Lyx Verlag



Piper

Lia Habel: „Dark Love“
Die Fantasy bewegt sich, wer hätte das noch vor ein paar Jahren gedacht, mit voller Kraft in Richtung Zukunft. Und Lia Habels „Dark Love“, dieses bemerkenswerte Debüt der US-Autorin, das im November weltweit erscheint, trifft da genau ins Schwarze: Eine dystopische Welt ist es, in der die junge Nora Dearly lebt, eine Gesellschaft, die im Schatten einer neuen Eiszeit zerfallen ist und sich in viktorianischer Tradition neu errichtet hat. In Noras Leben gibt es aber nicht nur Gaslampen, Kutschen und Digitagebücher, sondern auch Feinde – Untote, die in den verwüsteten Weiten außerhalb der Städte leben und immer wieder angreifen. So wird Nora entführt und trifft auf den Anführer der Untoten, Bram. Und sie erkennt, dass ihre Feinde einen ganz anderen Plan verfolgen als die Menschen glauben… „Dark Love“ ist ein Abenteuer der besonderen Art – die Steampunk-Elemente machen einen Heidenspaß, Nora ist eine coole, nie unglaubwürdige Heldin, die Liebesgeschichte – selten genug – überzeugend und hochspannend, und das Ganze steigert sich zu einem wahrhaft epischen Finale. Wenn ihr wissen wollt, was moderne Fantasy alles zu bieten hat, testet Lia Habels „Dark Love“ an.

Richard Schwartz: „Die Götterkriege: Die Weiße Flamme“
Es ist schon bemerkenswert, welch große Fangemeinde sich Richard Schwartz in kurzer Zeit erarbeitet hat. Welche Serie kann schon wie „Das Geheimnis von Askir“ von sich behaupten, dass sie von Band zu Band erfolgreicher wird? Die mehrfache Nominierung für den Deutschen Phantastik Preis kann sie ebenfalls für sich verbuchen. Und kaum zu einem Thema erreichen uns so viele eMails wie zur Frage, wann es endlich mit Richard Schwartz’ neuer Reihe „Die Götterkriege“ weitergeht. Die gute Nachricht ist – im Januar ist es endlich soweit: Die Halbelfe Leandra ist in der Kronstadt angekommen, doch dort erwartet sie der Kriegsfürst Corvulus, und die Scheiterhaufen der Weißen Flamme sind bereits entzündet…

Veronica Wolff: „Isle of Night: Die Wächter“
Wieviele Romane gibt es inzwischen, in der das sexy Girl auf den geheimnisvollen Fremden trifft? Eine Oktillion? Eine Fantastilliarde? Und warum ist Veronica Wolffs „Isle of Night“ das eine Buch, das man trotzdem nicht verpassen darf? Weil es endlich den frischen Wind ins Genre bringt, auf den wir gewartet haben. Weil sich ihre Heldin Annelise nicht Blümchen ins Haar flicht, sondern lieber auf Leben und Tod mit ihren Feinden duelliert, um eine der Wächterinnen zu werden und zur Eliteeinheit der mächtigen Vampirkaste zu gehören. Die Mischung aus irrwitzigen, treffsicheren Dialogen, Überraschungen hinter jeder Ecke und kompromissloser Spannung entlässt einen erst auf der letzten Seite wieder in die graue Wirklichkeit des ungefüllten Kühlschranks – eines dieser Bücher, das man zu Weihnachten verschenken will und dann einfach selbst behält.

Jonas Wolf: „Heldenwinter“
Im Dezember 2012 kehren die Hobbits endlich auf die Leinwand zurück – wir stimmen alle Fans der Halblinge schon einmal darauf ein! In Jonas Wolfs „Heldenwinter“ muss sich der junge Halbling Namakan seinem Meister anschließen, um die Vorherrschaft des dunklen Königs Arvid und des unheimlichen Kriegers in Weiß zu brechen. Doch Namakan ahnt nicht, dass auch sein Meister ein verhängnisvolles Geheimnis hütet… Freut euch auf Fantasy, in der Magie noch wirklich magisch ist, Auseinandersetzungen noch mit dem Schwert geführt werden und das Wort Epos hält, was es verspricht – das größte Abenteuer der Halblinge eben.

Carsten Polzin, Programmleiter Piper Fantasy