Die Smaragdstadt von Oz (Comic)

Eric Shanover
Die Smaragdstadt von Oz
(The Emerald Town of Oz 1-5, 2011-2014)
Aus dem Amerikanischen von Gerlinde Althoff
Titelillustration und Zeichnungen von Skottie Young
Panini, 2015, Hardcover, 140 Seiten, 24,99 EUR, ISBN 978-3-95798-186-8

Von Christel Scheja

Ein letztes Mal kehren Eric Shanover und Skottie Young in das Land Oz zurück, in dem sie nun den sechsten Band der Geschichten von Frank L. Baum umsetzen. Wieder einmal steht die kleine Dorothy in „Die Smaragdstadt von Oz“ im Mittelpunkt der Geschichte und begegnet dabei alten Freunden wie auch Feinden.

Auch wenn sie wieder zusammen mit Onkel Henry und Tante Em in Kansas lebt, so hält Dorothy doch Kontakt mit ihren Freunden in Oz, vor allem mit Ozma, die zu einer engen Freundin geworden ist. Doch nun könnte sich Einiges ändern, denn die beiden alten Leute können nicht mehr verbergen, dass sie schwere Sorgen belasten. Sie sind nicht mehr in der Lage, die Pacht zu bezahlen, was bedeutet, dass sie früher oder später ihre Heimat verlassen und anderswo leben müssen, und dass auch Dorothy gezwungen sein wird, zu arbeiten. Doch das Mädchen kennt eine Lösung. Mit Einwilligung von Ozma holt sie Tante Em und Onkel Henry nach Oz. Wenn es in Kansas nicht mehr geht, dann sollen sie einfach in der Smaragdstadt leben, denn immerhin ist Dorothy dort eine Prinzessin.

Damit sie das Land besser kennenlernen, starten sie eine Rundreise, in deren Folge sie nicht nur erstaunliche Abenteuer erleben und Dorothys Gefährten kennenlernen, sondern auch auf eine große Gefahr aufmerksam werden. Denn der Wergenkönig hat die Schmach nicht vergessen, die ihm das Mädchen aus Kansas zusammen mit Ozma zufügte und sinnt nun auf Rache. Zudem findet er einen General, der genau zu wissen scheint, wie man Erfolg haben kann…

Im letzten Band der Oz-Saga fangen die Künstler noch einmal den Zauber ein, den die Geschichten von Frank L. Baum für die meisten Amerikaner haben. Hierzulande sind die Romane ja eher unbekannt und den Meisten ist nur das Musical mit Judy Garland und modernere Verfilmungen aus den letzten zehn Jahren bekannt.

Auch wenn Panini sich deshalb mit der Veröffentlichung der Saga auf glattes Eis begab und ein großes Risiko wagte, wurden sie nicht enttäuscht. Gerade die ersten Bände wurden zu Bestsellern und weckten das Interesse von Jung und Alt, was nun mit einem nur in Deutschland zu findenden Bonus-Teil belohnt wird, der neben den Titelbildern auch noch ausführliche Interviews mit den Künstlern und einem Kenner der Romane von Frank L. Baum enthält. Das rundet den Inhalt mehr als ab und ist nicht nur für die hartgesottenen Fans interessant, sondern auch sehr informativ für Neuleser.

Die Geschichte selbst ist genau so verspielt und magisch umgesetzt wie in den letzten Bänden. Auch wenn es zum Ende hin um Kampf und Krieg geht, so bleiben die Künstler doch immer nah an der Vorlage und erzählen die Ereignisse kindgerecht. Sie heben die magischen und skurrilen Abenteuer ihrer Heldin viel stärker hervor, betonen den naiven Charme aller Figuren und sorgen für Lösungen, die weit von aller Gewalt entfernt aber doch logisch sind. Am Ende ergibt sich so eine Geschichte, die Eltern schon mit ihren Vorschulkindern lesen können, die liebenswerte Botschaften der Menschlichkeit vermittelt, aber auch auf humorvolle Momente und märchenhafte Abenteuer setzt, bei denen es mitzufiebern gilt. Erwachsene Leser werden sich in ihre Kindheit zurückversetzt fühlen und vor allem die intensive Atmosphäre schätzen, ebenso wie die verspielten, in sich stimmigen Zeichnungen oder die harmonische und warmherzige Erzählweise, die aber auch immer wieder kleine Anspielungen auf die Gesellschaft wagt, die auch heute noch aktuell sind.

Fans werden vermutlich traurig sein, dass Eric Shanover und Skottie Young mit „Die Smaragdstadt von Oz“ ihren magisch-märchenhaften Spielplatz verlassen; aber vielleicht ist es auch gut so, lautet ein altes Sprichwort doch dass man gehen soll, so lange es am Schönsten ist. So bleibt ein würdiger Abschluss für die Serie, der noch einmal alles vereint, was die Geschichten von Frank L. Baum so besonders macht. Märchenhafte und skurrile Abenteuer vor einem phantastischen Hintergrund, die voller Wärme und kindlicher Naivität erzählt werden – etwas, was heute sehr selten geworden ist.