Beatrix Gurian: Stigmata – Nichts bleibt verborgen (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 30. Januar 2015 11:05
Beatrix Gurian
Stigmata – Nichts bleibt verborgen
Titelbildgestaltung: Frauke Schneider
Arena, 2014, Hardcover, 384 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-401-06999-9 (auch als eBook erhältlich)
Von Christel Scheja
Leser kennen Beatrix Gurian vielleicht schon durch ihre romantischen Thriller wie „Prinzentod“ und „Höllenflirt“, die ebenfalls bei Arena erschienen. Nun erzählt die Autorin, die Theater- und Literaturwissenschaften studierte und später beim Fernsehen arbeitete, eine ganz besondere Geschichte, die von Erol Gurian entsprechend mit Fotos illustriert wurde: „Stigmata – Nichts bleibt verborgen“.
Emma steht unter Schock. Auch wenn die Leiche bisher nicht gefunden wurde, ihre Mutter muss bei einem Autounfall ums Leben gekommen sein. In dem Fahrzeug, das aus dem See gezogen wurde, war aber nur der Körper einer alten Frau, und das kann sie nicht verstehen. So zieht sie sich in die Wohnung zurück und ist erst einmal nicht ansprechbar – bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie ein kleines Päckchen erreicht das andeutet, dass die „Mörder ihrer Mutter noch irgendwo da draußen sind“. Diese Worte und ein Foto, das irgendwo herausgerissen wurde, stacheln Emma an, nach der Wahrheit zu suchen, getrieben wird sie aber auch von der Hoffnung, ihre Mutter könnte noch leben. Aus diesem Grund lässt sie sich auf die Teilnahme an einem Jugendcamp ein, das in einem abgelegenen Schloss stattfinden soll. Becker, der Leiter, fordert in den folgenden Tagen nicht nur von ihr, sondern auch den anderen Mitgliedern ihres Teams ungewöhnliche Dinge ab. Und da sind immer wieder die Fotos, die andeuten, dass genau an diesem Ort und vielleicht auch mit Emmas Mutter grausame Dinge geschahen. Das junge Mädchen lässt sich auf die Suche ein, durch die sie nicht nur ihre Schicksalsgenossen besser kennenlernt, sondern auch die Vergangenheit ihrer Mutter und sich selbst.
Das Cover suggeriert eine geheimnisvolle, ja phantastische Geschichte und so liest sich „Stigmata“ anfangs tatsächlich auch. Das Szenario hat klassische Horror-Bezüge, beginnend mit dem unheimlichen alten Schloss und seiner düsteren Geschichte, bis hin zu Schock-Momenten, in denen die Heldin glauben muss, dass das Morden weitergeht. Mehr als einmal lässt die Autorin die Leser so in die Falle tappen und schürt das Ganze auch noch, indem sie andeutet, dass nicht nur Emma ihre Geheimnisse vor den anderen hat, sondern auch die Jungs und das Mädchen etwas vor dem Rest des Teams verbergen. Der Fels in der Brandung scheint hingegen der ruhige und gelassene Becker zu sein, der psychologische Leiter des Camps.
Die Handlung ist überschaubar, wird aber nicht unbedingt geradlinig erzählt, denn sowohl Rückblicke in Emmas Leben, als auch in das der ehemaligen Bewohner des Schlosses, fügen nach und nach die Mosaiksteine hinzu, die am Ende das Gesamtbild ergeben.
Die Autorin hebt nicht den moralischen Zeigefinger, sondern versetzt sich selbst in die Wahrnehmung der Opfer von Kindesmisshandlung, Verführung Minderjähriger und den psychisch gebrochenen Menschen, die daraus hervorgehen. Auch wenn sie dabei Klischees bedient, kommt sie der Wirklichkeit doch recht nahe und hinterlässt einen tiefen Eindruck. Da wirkt es eher tröstlich, dass wenigstens Emma am Ende ein wenig aufatmen darf und mehr als nur einen Freund findet.
Die Romanze ist zwar vorhanden, bekommt aber nicht mehr Raum als nötig, genauso wie die Figuren, die bis auf Emma eher blass bleiben, so dass die Handlung ihre volle Wirkung entfalten kann. Das erweist sich als sehr vorteilhaft, wirken die Ereignisse in Vergangenheit und Gegenwart dadurch doch noch umso intensiver nach und bleiben lange in Erinnerung.
„Stigmata – Nichts bleibt verborgen“ greift ein Thema auf, das in den letzten Jahren immer wieder die Medien bewegt hat und verpackt es in eine spannende und dramatische Geschichte, die nicht nur junge Leser ansprechen dürfte, da sie wesentlich komplexer ist, als es im ersten Moment scheint.