Thea Harrison: Das Lied der Harpyie (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 30. Januar 2015 10:50
Thea Harrison
Das Lied der Harpyie
Elder Races 6
(Kinked, 2013)
Übersetzung: Cornelia Röser
Lyx, 2014, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 416 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-8025-9497-7 (auch als eBook erhältich)
Von Christel Scheja
„Das Lied der Harpyie“ ist bereits der sechste Band der „Elder Races“ Reihe von Thea Harrison, in der sie magische Wesen aus Mythen und Sagen der Anderswelt auf unserer Welt leben und agieren lässt. Die Romane sind glücklicherweise nur locker miteinander verbunden, so dass ein Neueinstieg auch jetzt noch möglich ist.
Aryal ist eine Harpyie wie sie im Buche steht, stolz und unabhängig, aber auch überaus misstrauisch, was ihre Umgebung betrifft. Schon eine ganze Weile hat sie Quentin Caeravorn auf dem Kieker, der Dragos als Wächter dient, denn sie ist sich sicher, dass der Gestaltwandler und Panther eine Bedrohung für alle, die ihr wichtig sind, darstellt. Wann immer sie kann, beobachtet sie ihn heimlich. Doch auch wenn es sie anwidert, dass er eine Frau nach der anderen vernascht und keine Gewissensbisse hat, sie nach dem One Night Stand fallen zu lassen, so fühlt sie sich doch von ihm angezogen. Oder ist es nur ihr Körper, der durch die Pheromone seiner Männlichkeit dazu verdammt ist, zu reagieren?
Die Chance, das herauszufinden, kommt, als sie sich mit Quentin so in die Wolle bekommt, dass sie sich erbittert auf den Fluten der Zitadelle bekämpfen. Dragos schreitet ein und spricht ein Machtwort. Die beiden sind für die nächsten Wochen verbannt und werden dazu verdonnert einen heiklen Auftrag zu erfüllen. Gemeinsam sollen sie in dem vom Krieg verwüsteten Elfenreich Numenlaur nach dem Rechten zu sehen und ihm in einem Monat davon berichten. So begeben sich die ungleichen Partner in den Böhmerwald, wo der Zugang zu diesem Teil der Anderswelt liegt und merken recht schnell, wie sehr sie einander begehren. Und jenseits der Tore fordert die gefährliche Umgebung nicht nur intime Leidenschaft sondern auch engste Zusammenarbeit, sonst werden sie beide ihr Leben verlieren.
„Sie schlugen und sie liebten sich“, so kann man wohl das Motto dieses Bandes am besten zusammenfassen. Und auch sonst verläuft die Geschichte um „Das Lied der Harpyie“ in genau den Bahnen, die für solche Romantic-Fantasy-Reihen typisch sind.
Natürlich haben auch die Helden früherer Geschichten ihre Szenen, man erfährt so ein wenig mehr über ihr weiteres Leben, während die Autorin damit den roten Faden weiterspinnt. Nun rücken andere in den Mittelpunkt, die bisher eher die Kurzauftritte hatten und dürfen zueinander finden. Quentin und Aryal entsprechen ihren Archetypen: er ist der besonders maskuline Krieger, das leidenschaftlich veranlagte Raubtier, sie die stolze Kämpferin, die genau weiß, was sie will und was nicht, sich am Ende aber doch von dem unbezwingbaren Charme ihres Auserwählten einfangen lässt. Bis es so weit ist, wird das ganze Repertoire an Streitgesprächen, Balgereien und Anzüglichkeiten abgespielt, das man aus ähnlichen Geschichten bereits kennt, bis zum entsprechenden Showdown, der sie endlich vollständig zueinander bringt.
Die restliche Handlung bleibt da eher Nebensache. Das Abenteuer treibt zwar ein wenig die Geschehnisse voran, ist aber auch deutlich der Romanze untergeordnet. Der Hintergrund mit all seinen Gefahren und Konflikten wird nur so weit ausgearbeitet, wie es notwendig ist. Und die Fantasy verkommt letztendlich zum reinen Setting für einen erotisch angehauchten Liebesroman für einsame Herzen.
„Das Lied der Harpyie“ erfüllt alle Anforderungen, die man als Leser an eine paranormale Romanze mit Fantasy-Einschlag hat, dürfte aber für die meisten Genre-Fans trotz einiger netter Ideen eher enttäuschend sein, da nur die Beziehung im Vordergrund steht und nichts anderes.