Die neuen X-Men 19 (Comic)

Brian Michael Bendis, Chris Claremont
Die neuen X-Men 19
(All New X-Men 28 / X-Men Gold 1 (I), 2014)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Petz
Titelillustration von Stuart Immonen
Zeichnungen von Stuart Immonen, Bob McLeod, Wade von Grawbadger u.a.
Panini, 2015, Heft, 48 Seiten, 4,99 EUR

Von Irene Salzmann

Nicht nur die ersten, noch jungen X-Men sind durch die Zeit in die Gegenwart gereist, sondern auch ihre älteren Versionen, Nachkommen und neue Mitglieder. Allerdings verfolgt diese Bruderschaft der Mutanten das Ziel, die Zukunft zu verändern, ohne die eigene Existenz auszulöschen, und sie wollen Rache üben an den X-Men für Dinge, die in der Gegenwart geschehen sind, die möglicherweise durch das Auftauchen des originalen Teams erst in Gang gesetzt wurden.

Die Bruderschaft attackiert erfolgreich die Xavier-Schule. Dabei wird X-23 schwer verletzt, die Stepford-Cuckoos geraten unter die Kontrolle der Feinde, und der Kampf wird im Geist von Marvel Girl fortgesetzt, die nur raten kann, welche der Bilder, die sie sieht, real sind und welche nicht. Sie muss sich selbst helfen, denn ihre Kameraden sind weitgehend machtlos…

Die X-Men müssen sich gegen eine wachsende Schar Sentinels erwehren und gleichzeitig für die Sicherheit der Bevölkerung sorgen. Neuzugang Rogue, vormals Mitglied der Bruderschaft der bösen Mutanten, kann nun beweisen, dass sie ein zuverlässiger Kamerad ist. Sie gibt alles, ebenso wie die anderen, die durch ihren Einsatz eine Bedrohung bannen, ohne dass es ihnen irgendjemand dankt.

„Die neuen X-Men“ 19 beinhaltet zwei voneinander unabhängige Storys: Die erste setzt die laufende Handlung fort, und wer die Vorgeschichte nicht kennt, tut sich entsprechend schwer, aus den Dialogen und den Ereignissen zu rekonstruieren, was eigentlich los ist – und dann ist die Episode, in der vor allem die Bruderschaft aus der Zukunft Intrigen spinnt und über ihre bösen Pläne diskutiert, auch schon wieder vorbei. Ein Cliffhanger setzt den Schlusspunkt.

Mit der zweiten und in sich abgeschlossenen Story reist man in die Vergangenheit zurück zu einem Zeitpunkt (um „X-Men 175“, 1983), an dem Marvel Girl als tot galt und Cyclops mit ihrem Klon Madelyne Pryor verheiratet war, Wolverine von seiner Verlobten Mariko Yashida verlassen worden war und Rogue bei Professor Xavier Hilfe suchte, um ihre Fähigkeit, die Kräfte und Erinnerungen von Personen, die sie berührt, zu absorbieren, kontrollieren zu lernen. Das heißt auch: alte Frisuren, Kostüme, teils sogar Codenamen. Die persönlichen Momente stehen jedoch im Schatten eines typischen Kampfes, der vor allem dank der Ideen von Shadowcat und der Opferbereitschaft aller Mutanten gewonnen werden kann.

Als Einstieg in die Serie eignet sich das Heft nicht, da der ersten Episode Kopf und Schwanz fehlen, und die zweite aus dem Zusammenhang gerissen wirkt. Zwar helfen Vor- und Nachwort mit Informationen aus, aber richtig zufrieden ist man nicht und hat das Gefühl, als würde die aktuelle Storyline in die Länge gezogen durch ein Füllsel, das man vielleicht besser zusammen mit den anderen „X-Men Gold“-Storys als Sonderband und Hommage an die Künstler der 70er und 80er Jahre veröffentlicht hätte.

Die Zeichnungen sind recht comichaft und Geschmackssache.

„Die neuen X-Men“ 19 macht nur Sinn, wenn man die Serie treu verfolgt, die Vorgeschichte kennt und auch das Weitere lesen möchte. Schade, dass immer wieder Füllsel eingestreut werden, um das Tempo zu drosseln, aber das dürfte eine Notwendigkeit sein, um einen gewissen Vorlauf der US-Bände zu gewährleisten. Am besten blättert man ein wenig in dem Heft, wenn man kein regelmäßiger oder ein neuer Leser ist, um zu prüfen, ob man sich auf die Storys und den Zeichenstil einlassen möchte.