Sara B. Larson: Schwert & Rose (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 27. Januar 2015 09:30
Sara B. Larson
Schwert & Rose
Defy 1
(Defy, 2014)
Aus dem Amerikanischen von Antoinette Gittinger
Titelillustration von Isabelle Hirtz
cbt, 2015, Paperback mit Klappenbroschur, 380 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-570-30945-2 (auch als eBook erhältlich)
Von Irene Salzmann
Eine feindliche Armee, angeführt von einem Zauberer, tötet in Antion viele Dorfbewohner und auch die Eltern der Zwillinge Marcel und Alexa Hollen. Als die Truppen von König Hektor eintreffen, nehmen sie die Überlebenden mit. Um nicht im Bruthaus zu enden, von den Soldaten fortwährend vergewaltigt zu werden und neue Krieger zu gebären, gibt sich Alexa als Junge aus: Alex. Die beiden 14jährgen melden sich zum Dienst in der Armee und steigen sehr schnell in die Leibgarde des verwöhnten Kronprinzen Damian auf.
Bei einem Angriff verliert Marcel sein Leben, und Alex ist nun ganz allein. Aus Sorge um seinen Sohn verfügt der König, dass ständig jemand von der Wache in Damians Nähe weilen muss. Die Wahl fällt auf Alex, den besten Mann der Garde. Dennoch kann sie nicht verhindern, dass der Prinz nach Blevon, ins Feindesland, verschleppt wird. Die Entführer nehmen auch sie und Rylan, ihren besten Freund und Kameraden, mit. Am Ziel erwartet die beiden Gardisten eine große Überraschung.
Überdies wissen zu Alex’ Verwunderung ihre Mitgefangenen um ihr Geheimnis und gestehen ihr ihre Gefühle. Das stürzt Alex in einen Konflikt: Hätte sich Rylan nur früher offenbart! Aber seit sie weiß, dass Damian nicht der ist, der er vorgibt zu sein, schlägt ihr Herz für ihn. Um keinen von ihnen zu verletzten, bemüht sie sich, beide auf Anstand zu halten. Außerdem hütet Damian zu viele Geheimnisse, sodass sie sich nicht sicher ist, ob sie ihm wirklich vertrauen kann oder er in ihr lediglich ein Mittel zum Zweck sieht, nämlich die Ermordung seines grausamen Vaters, um den Krieg zwischen Antion und Blevon zu beenden.
Sara B. Larson hat die „Defy“-Serie auf drei Bände angelegt, von denen zwei (in den USA) bereits erschienen sind. Im Mittelpunkt der Handlung steht die junge Alexa, die sich als Mann ausgeben muss, um nach dem Tod ihrer Eltern ein besseres Schicksal zu erfahren als die meisten ihrer Geschlechtsgenossinnen. Das Kampftraining, das sie unter der Aufsicht ihres Vaters genossen hat, kommt ihr dabei zugute. Außerdem hat sie, zumindest anfangs, ihren Zwillingsbruder an der Seite, der seinen Teil dazu beiträgt, dass ihr Geheimnis gewahrt bleibt. Als sie auch ihn verliert, eskaliert die Situation rasch genug, um sie nicht in Bedrängnis zu bringen.
Hat man das Buch soweit verfolgt, ist der zähe Beginn überstanden, und man beginnt, Anteil am Schicksal der Protagonisten zu nehmen. Zusammen mit Alex wundert man sich, was wirklich los ist, denn es gibt viele Ungereimtheiten, kaum jemand spricht die Wahrheit oder verrät wirklich alles, was er weiß. Erst nach und nach werden die Zusammenhänge aufgedeckt, und Alex wird zu Damians Waffe gegen seinen brutalen, skrupellosen Vater.
Vor diesem Hintergrund entwickelt sich die Dreiecksbeziehung Damian-Alexa-Rylan, doch dürfte so ziemlich jedem klar sein, in wen die junge Frau sich verliebt hat. Zu leidenschaftlich beschreibt die Autorin die Gefühle ihrer Protagonistin für Damian und betont auch immer wieder seine Attraktivität …, als wäre sie selbst in ihn verknallt. Rylan kommt die undankbare Aufgabe des eifersüchtigen, grummelnden fünften Rad am Wagen zu, mit dem Sara B. Larson scheinbar immer weniger anfangen kann, sodass seine Rolle stetig kleiner wird. Schade, da hätte man durchaus mehr herausholen können.
Ferner stolpert man über so manches Klischee: Die Bösen sind abgrundtief böse, die Guten extrem gut und edel, auch wenn das auf den ersten Blick hin nicht immer erkennbar ist und ihr wechselhaftes Handeln mitunter kaum nachvollziehbar ist. Um die jeweiligen Eigenarten zu veranschaulichen, werden unnötige Grausamkeiten wie die Vorgänge im Bruthaus beschrieben, aber nicht erklärt, warum ausgerechnet Damians Leibgarde kein Interesse daran hat, die Dienste der Insassen, darunter kleine Mädchen, zu beanspruchen. Diese fragwürdige Szene hätte man auch auslassen können. Die Entführer wiederum behandeln die Gefangenen recht höflich, man kämpft sogar gemeinsam, und plötzlich begegnet man ihnen mit Härte.
Ebenfalls erstaunlich ist, dass so gut wie niemand merkt, dass Alex eine Frau ist – nicht einmal bei einer mehrwöchigen Wanderung, die sie teils verletzt, teils mit gefesselten Händen bewältigen muss?! Und in der Zelle, die sie mit Damian und Rylan teilt, gibt es in der Ecke einen Nachttopf für alle?! Na, klasse… Gerade von einer Autorin hätte man doch etwas mehr Feingespür erwartet, wenn sie bei solchen Themen schon zwischen Verleugnung und Realismus schwankt.
Immerhin endet der Roman mit einer kleinen Überraschung, denn Alex trifft schweren Herzens eine Entscheidung, die aber gewiss nicht endgültig ist. Außerdem wurden längst nicht alle Fragen geklärt und durch entsprechende Andeutungen die Weichen für die Fortsetzung gestellt.
„Schwert & Rose“ hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Der beschriebenen Gräuel wegen möchte man ein Mindestalter von 15 Jahre empfehlen, aber aufgrund der angesprochenen Schwächen, die einem reiferen Publikum ins Auge springen, und der Romanze Marke cleanwird nur eine jüngere Leserschaft ihren Spaß an der Story haben und nichts hinterfragen.