Michael Schmidt (Hrsg.): Zwielicht Classic 7 (Buch)

Michael Schmidt (Hrsg.)
Zwielicht Classic 7
Titelillustration von Björn Ian Craig
2014, Paperback, 180 Seiten, 9,90 EUR, ISBN 978-1-502-83483-6 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Neben den regulären Ausgaben des „Zwielicht“-Horror-Magazins, die im Verlag Saphir im Stahl erscheinen, sammelt und präsentiert der Herausgeber Michael Schmidt bereits einmal erschiene Geschichten und Artikel für eine Neuausgabe im Rahmen der „Zwielicht Classic“-Bände. Sei es, dass die Beiträge in längst nicht mehr erhältlichen Anthologien erstveröffentlicht wurden oder schlicht aufgrund von Insolvenz oder Interessenwechsel der damaligen Herausgeber nicht länger verfügbar sind, sie alle sind einfach zu gut um dem Vergessen anheimzufallen.

So macht sich der Herausgeber unermüdlich die Mühe, alte Veröffentlichungen durchzuforsten, bekommt aus der umtriebigen Szene sicherlich auch immer wieder einmal Hinweise und Tipps auf Texte, die es wert sind, wieder aufgelegt zu werden.

Schon ein Blick auf die Liste derer, die sich vorliegend zwischen den Buchdeckeln ein Stelldichein geben, beweist, dass der Herausgeber einmal mehr ein gutes Händchen bei der Auswahl bewiesen hat.

Wie immer erschien das Buch zunächst als eBook – Band 8 ist bereits so gut wie fertig –, die Printausgabe kommt ein paar Monate später in den Handel.

So wartet auch diesmal ein sehr abwechslungsreicher Strauß an phantastischen Geschichten auf den Leser, die alle nur eines verbindet: ein qualitativ hohes Niveau und die Fähigkeit, den Leser zu fesseln.

Den Auftakt macht Norbert Lütke, der uns in „In Ewigkeit Amen“ von einem katholischen Geistlichen berichtet, der angetrunken nach Hause fährt – und dabei sich selbst, dem STÜX und vielleicht gar seinem Schöpfer begegnet.

Malte S. Sembten entführt uns in „Der Blutfalter“ auf einen der legendären Raddampfer des Mississippi. Statt einem Pokerduell aber erwartet die Mitreisenden ein Russisches Roulette, das einer der Teilnehmer bereits elfmal überleben konnte – die Frage ist nur: wie ihm dieses Kunststück gelingen konnte?

Christian Baier wandelt dagegen auf ganz realen Pfaden. Statt Übersinnliches zu bemühen stellt er uns ein Paar in den besten Jahren vor, die auf der Suche nach einem dritten erotischen Mitspieler sind – dabei aber etwas andere Vorstellungen von der Menage a trois haben, als der Auserkorene.

Andreas Gruber stellt uns in „Ristorante Mystico“ einen Mann vor, der für seinen „Paten“ nicht nur in der Küche arbeitet, sondern auch besondere Aufträge erledigt. Dass er als Hobby Zeitungsausschnitte von besonderen Zufälligkeiten sammelt erweist sich als hilfreich, da er in seinem heruntergekommenen Mietshaus so Einiges an Zufällen einrichten muss.

Eine doch sehr andere Zombie-Story wartet in Christian Weis’ „Die andere Seite“ auf den Leser. Die wieder auferstandenen Verblichenen werden in Ghettos eingesperrt, dürfen von ihren Liebsten nicht einmal Abschied nehmen – was vielleicht gar nicht einmal so falsch ist.

Spät abends S-Bahn zu fahren ist nicht immer risikolos. Wie auch der Protagonist in Wolfgang Breitkopfs „Geisterbahn“ schmerzhaft erfahren muss.

Harald A. Weissen stellt uns in „Hypothermie“ einen Telepathen vor, der um Lebenszeit für seinen vorzeitig alternden Bruder zu erlangen bereit ist, sich auf ein geistiges Duell einzulassen – und dabei auch sein eigenes Leben gefährdet.

Arthur Gordon Wolfs „Opus Carnis“ stellt uns schließlich einen Mann vor, dem eine Frau seinen Liebhaber entführt hat – und der auf Rache aus ist.

Ein Artikel über Clark Ashton Smith aus der Feder von Achim Hildebrand sowie die neu eingeführte Rubrik „Aus dem vergessenen Bücherregal“ von Eric Hantsch, der sachkundig und mitreißend vergessene Perlen der Dunklen Literatur empfiehlt, runden den Band interessant ab.