Ritchie Pogorzelski: Die Prätorianer – Folterknechte oder Elitetruppe? (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 24. Dezember 2014 11:36

Ritchie Pogorzelski
Die Prätorianer – Folterknechte oder Elitetruppe?
Titelgestaltung von Gerald Habel unter Verwendung des Motivs „Ausschnitt aus dem Cancelleria-Relief A“
Nünnerich-Asmus, 2014, Hardcover, 152 Seiten, 29,90 EUR, ISBN 978-3-943904-24-6,
Von Irene Salzmann
Das Bild der Prätorianer, das so ziemlich jeder hat, wurde von diversen Kinofilmen geprägt („Quo Vadis“, „Cleopatra“, „Der Untergang des Römischen Reiches“ und so weiter), schickt Autor Ritchie Pogorzelski voraus. Anhand bereits erfasster Funde, die mehr über diese Sondereinheit innerhalb des römischen Militärs verraten können, möchte er jene dramaturgisch eingefärbten Vorstellungen korrigieren.
Seine sorgfältigen Recherchen fußen auf den wenigen schriftlichen Quellen und Artefakten, die bei Ausgrabungen entdeckt wurden. Die Ausführungen belegt er mit passend ausgewählten Abbildungen – dazu gehören auch Fotos von den Aktivitäten verschiedener Vereine, die dem Publikum das Leben in wiederaufgebauten Legionslagern und Garnisonen veranschaulichen – und Auszügen aus den Texten zeitgenössischer Chronisten.
Ihre herausragende Stellung verdanken die Prätorianer dem Umstand, dass sie als kaiserliche Leibgarde direkt dem jeweiligen Herrscher und seiner Familie unterstanden. Zu ihren Aufgaben zählte, den Kaiser und seine Angehörigen zu beschützen, doch wurden sie auch als eine Art Polizei eingesetzt, um in der Stadt Rom Unruhen zu beenden, und sogar um Steuern einzutreiben und ähnliches. Mochten sie zu Beginn (vor- und frühkaiserliche Zeit) noch wie eine Schlägertruppe erscheinen, so entwickelten sie sich rasch zu einer Elitegarde, in die nicht jeder aufgenommen wurde, deren Mitglieder andere Regeln und Pflichten hatten als die gemeinen Soldaten und deren Ausrüstung sich auch von der der anderen Truppen unterschied.
Ritchie Pogorzelski beschreibt die Details, soweit sie bekannt sind, verschweigt aber auch nicht, wo das Wissen lückenhaft, bestenfalls spekulativ ist. Anschließend rollt er die Geschichte der Prätorianer auf vom 1. Jh. n. Chr. bis zur Schlacht an der Milvischen Brücke 312, auf welche die Auflösung der Truppe folgte. In ihrer Blütezeit verfügte sie über große Macht und war dadurch in der Lage, Kaiser abzusetzen, die gegen das Wohl des Volkes beziehungsweise die Interessen der Prätorianer handelten, und neue Herrscher zu krönen. Im Rahmen des historischen Abrisses nennt der Autor die Kaiser einschließlich der ihnen zur Seite stehenden Anführer der Garde und zitiert hier besonders großzügig aus den Quellen.
Abgerundet wird mit zahlreichen Abbildungen, die wenigstens Kreditkartenformat haben und maximal zwei Drittel einer Seite belegen. Interessant ist, dass die Reliefs, die man nur weiß kennt, weil die Bemalung verloren ging, von Angi Delrey anhand von Mosaiken, Fresken, Beschreibungen in historischen Texten und so weiter koloriert wurden, sodass man sie in den Farben sehen darf, die sie vielleicht einst gehabt hatten. Das führt allerdings dazu, dass man nach einem ersten Blick auf das bunte Cover geneigt ist, den Band als Sachbuch für Kinder erst einmal zu übergehen – was außerordentlich schade wäre, denn das Buch ist mitnichten an junge Leser adressiert, sondern an interessierte Laien, die sich mit römischer Geschichte befassen, und an das Fachpublikum.
Beiden Gruppen möchte man diesen Titel wärmstens empfehlen, denn er bietet viele interessante Informationen über die Prätorianer und beschreibt ein spannendes Kapitel der römischen Geschichte.