Daniel Suarez: Control (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 16. November 2014 14:58
Daniel Suarez
Control
(Influx, 2014)
Übersetzung aus dem Englischen von Cornelia Hohlfelder-von der Tann
rororo, 2014, Taschenbuch 496 Seiten, 12,99 EUR, ISBN ISBN 978-3-499-26863-2 (auch als eBook erhältlich)
Von Christel Scheja
Daniel Suarez machte zunächst als Systemberater Karriere und arbeitete an der Entwicklung von Systemen der Militär-, Finanz- und Unterhaltungsindustrie mit, bis er 2006 sein erstes Buch, „Daemon“, unter Pseudonym im Eigenverlag veröffentlichte und damit das Internet im Sturm eroberte. Das war auch sein Sprung in die Buchwelt. „Control“ ist sein vierter Roman, der inzwischen direkt bei einem großen Verlag in den USA erscheint.
Jon Grady gelingt ein Durchbruch, der ihn hoffen lässt, den Physik-Nobelpreis zu gewinnen. Es gelingt ihm, die Schwerkraft aufzuheben. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse, denn bei den ersten Probeläufen vor Publikum erscheinen plötzlich Terroristen und verurteilen ihn und seine Mitarbeiter zum Tode. Während die Öffentlichkeit nur erfährt, dass die Versuche fehlgeschlagen sind und alle Beteiligten dabei starben, erwacht John Grady in einem Gefängnis.
Das sogenannte Bureau of Technology Control hat ihn auf eine einsame Insel verfrachtet, wo er den Rest seines Lebens verbringen soll. Der Grund dafür ist einfach, dass die Menschheit für seine Entwicklungen noch nicht reif sein könnte und vor allem den Interessen der Industrie schadet. Denn die hoch geheime Regierungsorganisation achtet sehr genau darauf, welche Erfindungen frei egeben werden dürfen und welche nicht, die Verantwortlichen nehmen einen gottgleichen Status ein. So wird auch Grady vor die Wahl gestellt: entweder irgendwann mit dem BTC zu kooperieren oder aber in einem unterirdischen Gefängnis grausamen Experimenten und Folter ausgesetzt zu werden. Aber der Physiker ist niemand, der sich leicht brechen lässt und er findet in den Stunden höchster Not Hilfe.
Düstere Zukunftsvision oder ein Polit-Thriller, der durchaus vorstellbare Hintergründe haben könnte – Daniel Suarez weiß jedenfalls, wovon er spricht, und hat durch seinen ehemaligen Brotjob genug Wissen, um ein glaubwürdiges Szenario zu entwerfen. Dazu kommt eine actionreiche Handlung, die immer wieder mit neuen Überraschungen aufwartet.
Zusammen mit Jon Grady, einem Wissenschaftler und Ingenieur der noch von gesundem und den Menschen zugewandten Forscherdrang erfüllt ist, erhält der Leser einen bösen Blick hinter die Kulissen, in denen Wirtschaft und Politik bewusst den Fortschritt kontrollieren und damit ein Monster in ihrer Mitte schaffen, das sich verselbstständigt hat. Denn das BTC ist längst außer Kontrolle geraten, hat angefangen, sich zu pervertieren und dem Größenwahn zu dienen – und genau das ist die Grundlage für die Handlung, die flott und kurzweilig vorangetrieben wird, immer wieder mit neuen Enthüllungen aufwartet und dabei wohligen Grusel auslöst.
Dazu kommt auch noch ein im Genre nicht so oft verwendetes Detail, das der Geschichte auch noch einen versöhnlichen Klang gibt. Die Figuren selbst sind leidlich ausgearbeitet, allerdings entwickeln neben der Hauptfigur nur noch ein, zwei andere Charaktere etwas mehr Profil, was aber in der rasanten Handlung nicht unbedingt stört.
Alles in allem erfüllt „Control“ alle Erwartungen, die man an einen politischen Verschwörungsthriller mit futuristischen Anklängen stellt und bietet damit kurzweilige Unterhaltung, die trotz allem zum Nachdenken anregt.