Anja Bagus: Aetherresonanz – Ein Annabelle Rosenherz Roman (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 07. November 2014 11:25
Anja Bagus
Aetherresonanz
Ein Annabelle Rosenherz Roman
Aetherwelt-Trilogie 2
2014, Paperback, 422 Seiten, 12,00 EUR (auch als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Willkommen zurück im schönsten und mondänsten Kurbad des Reiches. Baden-Baden begrüßt Sie als seine Gäste. Hier, inmitten einer betörenden Umgebung, erwarten Sie Kurbäder und Wanderwege, das nahe Elsaß lädt zu kulinarischen Köstlichkeiten, Karlsruhe bietet kulturelle Höhepunkte zuhauf. Selbst, wenn Sie vom Æther verändert – so mancher nennt es selbst heute, anno 1912 noch verdammt – wurden, finden Sie in dem Adlerhorst beim Amt für Ætherangelegenheiten verständnisvolle Aufnahme und Hilfe.
Und hier treffen wir Annabelle Rosenherz, die aufgeweckte, selbstbewusste Forscherin und Sufragette wieder, die ihren Forschungen nachgeht und versucht, die Welt ein wenig besser, gerechter zu machen. Selbst von Æther berührt, weiß sie, mit wieviel Angst, Ausgrenzung und Ablehnung die Verdorbenen behandelt werden.
Als ermordete Frauen und Kinder in ihren Betten aufgefunden werden, deren Ableben ein Rätsel ist, wird das Amt für Ætherangelegenheiten zu den Nachforschungen hinzugezogen. Während die Gebrüder Paul und Friedrich Falkenberg dem ermittelnden Kommissar Schneider auch mit Hilfe von Mannwölfen und deren besonderer Sinne zu Hilfe eilen, begibt sich Annabelle, einer Einladung eines alten Freundes ihre verschollenen Vaters folgend, in die Bader-Ætherwerke.
Dass die Spur der Morde hierher führt, dass die Fabrikantenfamilie in ihrer Trauer um die vor Jahren bei der Geburt des Sohnes verstorbene Ehefrau und Mutter gefangen ist, das ist bei weitem nicht das Schlimmste, auf das Annabelle und die beiden Falkenbergs stoßen – sie stoßen auf Leben der besonderen, der ungewöhnlichen, der Ætherart…
Im zweiten Band ihrer Trilogie um die wackere und mutige Annabelle Rosenherz schließt die Autorin nahtlos an die Geschehnisse im Auftaktroman an. Statt den Leser aber mit einer eher langweiligen Hochzeitsgeschichte zum Gähnen zu bringen, präsentiert sie uns zwei Handlungsstränge, die es in sich haben.
Auf den ersten Blick scheinen die Plots wenig, nein eigentlich nichts miteinander zu tun zu haben. Hier geht es um die unerklärlichen Morde an Frauen und Kindern, dort um einen Besuch bei einem Freund, von dem Annabelle sich Hinweise auf den Verbleib ihres verschollenen Vaters erhofft. Dass unsere selbstbewusste Heldin einmal mehr in Gefahr gerät, aus der sie sich selbstredend aus eigener Kraft zu befreien versucht, war so nicht geplant. Eigentlich wollte sie sich über ihre Gefühle, über die Pläne für ihre Zukunft, klar werden; nun ist sie, und mit ihr einmal mehr die Welt um sie herum, in Gefahr.
So ist dies, bei all der gefühlvoll und nachvollziehbar geschilderten Gemütslage der Protagonistin, auch wieder ein Roman voller Dramatik, Tempo und Verbrechen. Mehr noch, geschickt vermengt sie Steampunk-Elemente mit künstlicher Intelligenz, stellt sich und ihren Lesern die Frage, wann Denken zu Leben führt, wie Eigenverantwortung und Opferbereitschaft dazu führen, dass Intelligenz entsteht. Verpackt hat sie dies, nach einer ganz kurzen etwas geruhsameren Einstiegsphase, wiederum in einer rasante Handlung, in der auch für das eine oder andere übernatürliche Element Platz ist.
Das hat Pepp, Spannung und Tempo, unterhält vorzüglich – wobei man den ersten Band gelesen haben sollte, um der Handlung in allen Details folgen zu können.