Gruselkabinett 93: Das Haus der sieben Giebel, Nathaniel Hawthorne (Hörspiel)

Nathaniel Hawthorne & Marc Gruppe (Script)
Das Haus der sieben Giebel
Gruselkabinett 93
Sprecher: Dagmar von Kurmin, Helmut Winckelmann, Horst Naumann u.a.
Cover von Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2014, 1 CD, ca. 80 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-5025-4

Von Christel Scheja

„Das Haus der sieben Giebel“ dürften den meisten Fans düsterer Phantastik wohl am Ehesten durch die Verfilmung mit Vincent Pryce in Erinnerung sein. Weniger bekannt ist vermutlich die etwas anders gewichtete Erzählung von Nathaniel Hawthorne (1804-1864), die nun in der „Gruselkabinett“-Reihe präsentiert wird.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts sorgte Colonel Pyncheon dafür, dass sein Nachbar Matthew Maule der Hexerei bezichtigt und hingerichtet wurde. Er konnte sich so dessen Land unter den Nagel reißen und dort eine hochherrschaftliche Villa errichten lassen, das sogenannte „Haus der sieben Giebel“. Allerdings brachten seine Machenschaften der Familie nur Unglück, so dass jetzt nur noch Hepzibah Pyncheon in ihm lebt.

Allerdings ist ihr junger Nachbar Holgrave so fasziniert von dem Gemäuer, dass er die alte Dame bittet, ihn doch als Untermieter aufzunehmen. So wird er nach und nach immer tiefer in die Geheimnisse der Familie hineingezogen. Denn nicht nur Hepzibahs Nichte Phoebe zieht bald ebenfalls in das Haus, seine früheren Bewohner haben es auch nicht wirklich verlassen.

Nach und nach erfährt Holgrave mehr über die ruhelosen Seelen, die das Haus durchstreifen und die düsteren Geheimnisse, die Menschen und Gemäuer überschatten… doch ist er noch wachsam genug, um das drohende Unheil aufzuhalten, das schon eine ganze Weile auf seine Chance lauert?

„Das Haus der sieben Giebel“ beginnt eher beschaulich, stehen doch im Mittelpunkt zunächst nur der junge Mann, der von dem Gebäude fasziniert ist, und die alte Dame, die die Bürde trägt, die Ehre und den Ruf ihrer Familie aufrecht zu erhalten. Durch die Ankunft ihrer Nichte beginnt sich aber etwas zu verändern.

Nun folgen die Rückblenden, in denen man mehr über die Vergangenheit und die Verbrechen der Pyncheons erfährt, die Lügen, mit denen sie sich nicht nur das Land sondern noch viel mehr ergaunert haben. Schuld und Sühne treten in den Vordergrund – und die Frage, inwieweit man für die Verbrechen seiner Vorfahren verantwortlich gemacht werden darf.

Der Zuhörer teilt dabei die Sicht von Holgrave, der als Beobachter nach und nach Alles erfährt und schließlich ebenfalls Partei ergreifen muss. Und der Sprecher macht es einem auch leicht, seinem Standpunkt zu folgen. Herausragend ist auch Dagmar von Kurmin, die genau die richtige Balance zwischen freundlicher alter Dame und Vertreterin ihrer Familie findet.

Nach und nach enthüllt sich so in spannenden Szenen die wahre Geschichte der Familie und ihres Hauses, jedoch muss man gelegentlich schon genau hinhören, um die Zeitsprünge mitzubekommen und sich nicht verwirren zu lassen. Daher fordert das Hörspiel einiges mehr an Aufmerksamkeit als sonst. Immerhin helfen Musik und Soundeffekte dabei ganz und gar in die Handlung abzutauchen.

Ähnlich komplex wie die Vorlage ist auch das „Gruselkabinett“-Hörspiel zu „Das Haus der sieben Giebel“, kommt damit aber dem Original viel näher als jede der bekannten Verfilmungen, so dass es sich durchaus für die Liebhaber düsterer Phantastik aus dem 19. Jahrhundert lohnt, einmal in die Geschichte hineinzuhören, die trotz aller Nähe zum Werk von Nathaniel Hawthorne spannend und modern inszeniert wurde.