Nymphs 1.1: Verführerischer Vollmond, Sari Luhtanen & Mikki Oikkonen (Buch)

Nymphs 1.1
Verführerischer Vollmond
Sari Luhtanen & Mikki Oikkonen
(Nymfit. Montpellierin legenda)
Aus dem Finnischen von Alexandra Stang
Fischer Fjb, 2014, Taschenbuch, 304 Seiten, 8,99 EUR, ISBN 978-3-7335-0022-1 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

Sie sind jung, schön und unsterblich, aber was sie suchen ist letztendlich doch das Glück in der Liebe zu dem oder der Auserwählten. Nachdem lange Jahre Vampire diese Stellung innehatten, rücken jetzt wieder mythische Gestalten nach, in die sich die jungen Heldinnen des Buches verwandeln. „Verführerischer Vollmond“ von dem finnischen Autorenteam Sari Luhtanen und Mikki Oikonnen greift bewusst die Nymphen auf und startet damit eine neue romantische Fantasy-Saga.

Die sechzehnjährige Didi will es endlich wissen. Kurz vor ihrem sechzehnten Geburtstag hat sie sich in einen Klassenkameraden verliebt, der ihre Gefühle erwidert und nach einer aufregenden Party landet sie endlich mit ihm im Bett und verliert ihre Jungfräulichkeit. Doch nach dem leidenschaftlichen Höhepunkt folgt das böse Erwachen. Johannes liegt tot neben ihr. Auch die Ärzte können nicht herausfinden, an was er wirklich gestorben ist, sie stellen nur natürliche Ursachen fest.

Doch das verunsichert Didi, denn die Polizei beschäftigt sich weiter mit ihr. Und dann sind da noch zwei Frauen unbestimmbaren Alters, die sie eines Tages einfach entführen und ihr die schreckliche Wahrheit enthüllen: Das Mädchen ist wie sie nicht ganz menschlich, sondern eine Nymphe. Das bedeutet zwar, dass sie unsterblich ist und immer schön bleibt, dafür aber in jeder Vollmondnacht einen hohen Preis bezahlen wird. Denn wenn sie nicht die Lebenskraft ihrer Bettgefährten nimmt, wird sie sterben. Sie können ihr nur beibringen, wie man verhindert, dass der Partner stirbt.

Doch wird Didi das aushalten können – und zudem die Gefahren erkennen, die in dieser neuen Welt noch auf sie lauern? Denn die Nymphen sind nicht die einzigen übernatürlichen Wesen in dieser Welt

Liest man sich die Biographien der Autoren genauer durch, ahnt man, dass es sich bei „Verführerischer Vollmond“ um einen Roman handelt, der die Geschichte der gleichnamigen Fernsehserie „Nymphs“ nacherzählt, was leider sonst mit keinem Wort erwähnt wird. Allerdings wird den deutschen Lesern hier nur die erste Hälfte des Originalromans präsentiert, erst in „Tödliche Liebe“ wird man den Abschluss lesen können.

Dementsprechend seicht ist die Geschichte gehalten – es passiert zwar eine ganze Menge, aber die Figuren bleiben seltsam distanziert; man erfährt zwar einiges aus ihrer Vergangenheit, aber letztendlich kratzen die Informationen nur an der Oberfläche.

Die Geschichte entspricht in Vielem den gängigen Klischees: Natürlich ist die Heldin erst einmal unerfahren und unwissend, diejenige, mit der der Leser die neue Welt erforschen und kennenlernen kann. Und wie so oft kommt sie zunächst nicht mit der Situation zurecht, da sie bisher zu sehr in einer behüteten Umgebung gelebt hat. Wesentlich sympathischer sind da schon die beiden Frauen, die sich um Didi kümmern; an ihrem Schicksal nimmt man mehr anteil.

Ansonsten verläuft alles nach vertrauten Mustern. Neben Didis Schwierigkeiten, sich als Nymphe zurechtzufinden, kommen noch Probleme mit anderen Mächten hinzu, denn die drei sind nicht die einzigen übernatürlichen Wesen – und ihre Feinde ausgerechnet diejenigen, die ihrem ganz besonderen Zauber nicht verfallen. Dazu kommt ein wenig Romantik für die junge Heldin, die nun Trost bei einem alten Freund sucht, und viel Drama um die älteren Frauen, die mit allen Mitteln versuchen, das Problem abzuwenden.

Alles in allem liest sich der Roman flüssig und problemlos; wenn man aber wirkliche Überraschungen und vor allem Charakterentwicklung sucht, wird man eher enttäuscht sein, denn in dem Buch macht sich einmal wieder bemerkbar, dass die Oberflächlichkeit, die für eine Fernsehserie genau richtig ist, bei einem Roman nicht funktioniert.

Wer „Nymphs“ im Fernsehen oder auf DVD genießen konnte, wird sicherlich seinem Spaß an „Verführerischer Vollmond“ haben, ansonsten ist der Roman zwar unterhaltsam geschrieben, ragt aber nicht aus der Masse gleichartiger romantischer Chick-Lit-Bücher heraus, da er vor Klischees strotzt, die man vielleicht schon zu oft gelesen hat.