Justice League Dark 4: Forever Evil: Blight: Hexenkessel (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 26. Oktober 2014 14:02
J. M. DeMatteis, Ray Fawkes
Justice League Dark 4
Forever Evil: Blight: Hexenkessel
(Justice League Dark 24-26, Trinity of Sin: The Phantom Stranger 14+15, Trinity of Sin: Constantine 9+10, Trinity of Sin: Pandora 6+7, 2013/2014)
Aus dem Amerikanischen von Josef Rother
Titelillustration von Mikel Janin
Zeichnungen von ACO, Fernando Blanco, Mikel Janin u.a.
Panini, 2014, Paperback, 204 Seiten, 19,99 EUR, ISBN 978-3-96798-086-1
Von Irene Salzmann
Im sogenannten „Trinity War“ bekämpften sich drei Justice Leagues mit der Folge, dass die Büchse der Pandora geöffnet wurde und das Crime Syndicat von Erde 3 auf die DC-Haupterde gelangte und deren Helden überwältigen konnte. Unter der Herrschaft der Eindringlinge beginnt eine Zeit, in der praktisch jeder „forever evil“ ist.
Auch die Justice League Dark wurde zerschlagen, und als John Constantine im Haus der Mysterien zu sich kommt, weiß er nicht, ob seine Kameraden lediglich verschwunden oder gar tot sind. Da es ihm nicht gelingt, eine Spur zu finden, versammelt er einige Wesen um sich, die ebenfalls über Magie gebieten, doch Nightmare Nurse, Swamp Thing, Phantom Stranger, Question und Pandora wurden mehr als einmal von Constantine getäuscht und sind bestenfalls Partner wider Willen im Kampf gegen das sich ausbreitende Böse.
Dieses hat Gestalt angenommen und nennt sich Blight. Er ist auch dafür verantwortlich, dass Constantine selbst mit Hilfe der anderen die verschollenen JLD-Mitglieder nicht aufspüren kann – ausgenommen eines von ihnen, dessen Geist im Körper des toten Sea King von Erde 3 festsitzt. Er und der Engel Zauriel verstärken das Team im Kampf gegen den scheinbar unbesiegbaren Blight.
Das Paperback „Justice League Dark“ 4 ist der erste von zwei Bänden innerhalb des „Forever Evil“-Crossovers und besteht nicht nur aus Heften der Titelserie, sondern auch aus denen ‚verwandter‘ Reihen beziehungsweise Spin-offs, die chronologisch aneinandergefügt wurden, sodass ein durchgehender, komplexer Handlungsstrang den Leser in ein spannendes, düsteres Abenteuer entführt, bei dem nicht weniger als die Rettung der Erde, wie sie jeder kennt, auf dem Spiel steht.
Bei den Protagonisten handelt es sich ausschließlich um Magier und magische Wesen, von denen die meisten einst schwere Schuld auf sich luden und von höheren Mächten eine mehr oder minder undurchsichtige Rolle zugewiesen bekamen, die sie erfüllen müssen, um vielleicht in ferner Zukunft Vergebung zu erlangen. Nicht immer sind ihre Aufgaben klar umrissen, und die kryptischen Anweisungen lassen sie oft am Sinn ihres Tuns und an einem großen Plan zum Wohle der Menschheit zweifeln.
Auch wenn mittlerweile die Superhelden längst nicht mehr eindimensional gut sind und regelmäßig Krisen durchmachen müssen, so passen diese innerlich zerrissenen Magier, die gerne ihre eigenen Ziele über das Allgemeinwohl stellen und weder richtig gut noch böse sind, mit ihren speziellen Kräften nicht so ganz ins konventionelle DC-Universum, sodass sich die Berührungspunkte in Grenzen halten und die JLD ihre Kämpfe weitgehend im Verborgenen austrägt.
Um gegen das Böse bestehen zu können, sind Zweckbündnisse erforderlich, auch wenn die Partner alles andere als Freunde sind. Ein gemeinsamer Feind, jedoch auch Gefälligkeiten, die eingefordert werden, bringt sie notwendigerweise temporär zusammen. Opfer für Erkenntnisse und größere Macht/Zauber werden verlangt, und die Konsequenzen offenbaren sich erst sehr viel später.
John Constantine ist wenig zurückhaltend bei der Wahl seiner Mittel, was seine Kameraden zu spüren bekommen, er selber aber auch auf sich nimmt. Das macht ihn, den Anführer der JLD und der aktuell zusammengewürfelten Truppe, zu einer Person, bei der man nie weiß, ob man sie sympathisch oder abstoßend finden soll. Constantine kann charmant und gefühlvoll sein, dann wieder gibt er sich skrupellos und egoistisch: Er ist ein Trickser, der von den Autoren so gekonnt in Szene gesetzt wird, dass die anderen Figuren selbst in ihren eigenen Serien in seinem Schatten stehen.
Dabei sind auch sie interessant durch ihre Geschichte und mehr noch durch ihren Entwicklungsprozess, doch in einigen Fällen wird die Religion/Mythologie ein bisschen zu arg strapaziert, werden Beziehungen mühsam konstruiert. Umso krasser wirkt der Charakter schließlich, wird ihm nun das Superheldencape umgelegt, was insbesondere für Pandora gilt, die optisch sehr an Zealot von den WildCATS erinnert (und Constantine ähnelt durchaus Grifter…).
Infolgedessen sind die persönlichen Konflikte der Figuren wenigstens so interessant wie der vordergründige Kampf, der den Leser durch Spannung, Drama und Tragödie sowie unvorhersehbare Entwicklungen unterhält, vor allem jedoch die Kulisse stellt, vor der sich die Protagonisten beweisen müssen, über sich hinauswachsen oder enttäuschen und scheitern.
Selbst wenn einem die magischen Kämpfe vielleicht zu abgehoben und brutal erscheinen, so geht von den Charakteren ein eigentümlicher Reiz aus, der neugierig macht, wie es für sie weitergeht – insbesondere Antiheld Constantine fesselt das Publikum durch das Wechselbad der Gefühle, das er auslöst.
Von daher sind die ansprechenden Illustrationen, die trotz mehrerer Zeichner erstaunlich homogen ausfallen, nur noch eine sehr erfreuliche Zugabe, die den Wunsch unterstützen, wenigstens noch den nächsten Band zu lesen, um einen relativ abgeschlossenen Story-Arc aus dem „Forever Evil“-Crossover genießen zu können.