Douglas Wynne: Der Teufel von Echo Lake (Buch)

Douglas Wynne
Der Teufel von Echo Lake
(The Devil of Echo Lake)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Christian Jentzsch
Festa, 2014, Taschenbuch, 378 Seiten, 13,95 EUR, ISBN 978-3-86552-306-8 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Alles änderte sich in Billy Moons Leben, als er zunächst die alten Schallplatten der Beatles, die seine Mutter auf dem Dachboden aufbewahrte, fand und sein Onkel ihm die ersten drei Akkorde auf der Gitarre beibrachte. Er wollte, nein er musste Musik machen, wollen den Pfad zu unsterblichem Ruhm einschlagen. Allein, zunächst blieb es bei der Absicht, die erste Band floppte, das Leben erschien ihm sinnlos und leer.

Just an dem Abend, als er sich, nach einem weiteren missglückten Gig, das Leben nehmen wollte, hielt eine Limousine auf der Brücke, von der er sich herabstürzen wollte, und ein in edlem Zwirn gekleideter Mann bot ihm seine Hilfe an. Ein Platinring später war die Allianz zwischen Künstler und Produzent geschlossen. Auch wenn Billy immer das Gefühl hatte, seine Seele verkauft zu haben – der Erfolg kam.

Nach zwei Alben, zwei Welttourneen und Star-Ruhm steht nun die Aufnahme des dritten Albums an. In den von hohen Gebirgen umgebenen Wäldern nördlich von New York, einen Steinwurf vom legendären Woodstock entfernt, soll er in einer zu einem Tonstudio umgebauten Kirche seiner Muse freien Lauf lassen und Hitsongs aufnehmen. Immer mit von der Partie ist dabei sein unheimlicher Produzent, ein junger Tontechniker und ein seltsames Wesen, das in den Wäldern haust.

Als sich das Verhältnis zwischen Produzent und Künstler rapide verschlechtert, als Billy bedroht und genötigt wird, findet er in Pan, dem Wesen aus den Wäldern, einen Freund, auf den er bauen kann…

In den letzten Jahren erschienen viele herausragende Horror-Romane innerhalb der Festa-Taschenbuch-Reihe. Zumeist boten diese eine eher grelle, lautstarke Art der Weird Fiction an, badeten Autor und Leser in Blut und Grauen. Vorliegender Roman ist anders, ganz anders. In seinem Debütroman erzählt Douglas Wynne uns eine zum Teil ergreifende Geschichte eines Künstlers, der gnadenlos vermarktet wird. Man merkt dem Text an, dass der Autor weiß, von was er da schreibt. Die Berichte über die Arbeit im Studio wirken, soweit ich dies nachvollziehen kann, akkurat und authentisch, bilden aber nur den Rahmen für ein faszinierendes Charaktergemälde.

In der einfühlsamen Zeichnung der beiden Erzähler, Billy und des Tontechnikers Jake, liegt denn auch die große Stärke des Romans. Beide werden über den Verlauf des Textes hinweg als glaubwürdige Figuren porträtiert, deren Schicksal uns als Leser anrührt. Leise, fast unbemerkt, schleicht sich dann das Übernatürliche in die Handlung ein. Ist der Produzent tatsächlich der Teufel, dem Billy für seinen Erfolg die Seele verkauft hat, oder nur ein skrupelloser Despot, der alles für den Erfolg tut? Und was ist das für ein merkwürdiges Wesen, das im Wald haust? Eine Einbildung eines überlasteten Menschen, ein Tier oder ein übernatürliches Wesen? Hier wird mehr angedeutet als beleuchtet und dies tut dem Text gut. Vieles bleibt der Phantasie des Lesers überlassen, der dem Geschehen fasziniert und innerlich angespannt folgt.

So ist dies ein Roman, der sich eher an die Fans des leiseren, subtileren Horrors à la Peter Straub oder T.E.D. Klein richtet, ein Buch, das mich ob der beschriebenen Schicksale gepackt und an die Seiten gebannt hat.