Siri Lindberg: Lilienwinter – Nachtlilien 2 & Winterdrachen – Nachtlilien 3 (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 23. August 2014 11:50

Siri Lindberg
Lilienwinter
Nachtlilien 2
Titelillustration von Konrad Bak
Hardcover, 326 Seiten, 21,99 EUR (auch als Paperback und eBook erhältlich)
Siri Lindberg
Winterdrachen
Nachtlilien 3
Hardcover, 296 Seiten, 21,99 EUR (auch als Paperback und eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Vor nicht allzu langer Zeit war das Leben der jungen Bildhauerin Jerusha noch schwierig. Ihre Beziehung war, gelinde gesagt, problematisch, ein Fluch lastete zudem auf ihrer Familie.
Um diesen zu lösen machte sich die junge Frau auf, den Verursacher des Fluchs zu suchen und um Auflösung zu bitten. Auf ihrer Reise wurde sie vergewaltigt, gejagt und verfolgt, traf aber auch auf neue Freunde und Verbündete. Der Drache Kórionas, der Schattenspringer Grisho und der erblindete Kämpfer Kiéran unterstützen sie bei ihrer Queste, die sie ins Reich der legendären Elis führte. Hier traf sie auf Aláes, den Verursacher des Fluchs und konnte diesen lösen. Aláes wurde gefangen esetzt, Jerusha kehrte mit Kiéran an ihrer Seite in ihr Heimatdorf zurück.
Soweit die Vergangenheit. Allerdings könnte der Frieden, den sie sich erhofft, von nur kurzer Dauer sein. Gerüchte über einen bevorstehenden Feldzug der langlebigen Elis gegen die Menschen machen die Runde, als eines Nachts ein ungewöhnlicher Gast an Jerushas Tür klopft. Um sich selbst ein Bild von der Welt der Menschen und deren Plänen zu machen, beabsichtigt Qedyr, der König der Elis, inkognito durch das Reich der Menschen zu reisen.
Während Jerusha versucht, die alte Wunde, die die Vergewaltigung in ihr geöffnet hat, durch eine direkte Konfrontation mit dem Täter zu schließen, werden ihre Gefährten vom berüchtigten Kriegsherren Cerdus gefangegenommen und in dessen Feste verschleppt. Hier, an dem Ort an dem Kiéran die ersten fünf Jahre seines Lebens verbracht hat, liegt er schwerverwundet darnieder, sind seine Schutzbefohlenen im Verlies eingekerkert. Davon nichts ahnend, macht sich Jerusha auf, dem Drachen Kórionas zu helfen. Dafür, dass er ihr den Aufenthaltsort des magischen Rubins verraten hat, droht ihm der Ausschluss durch den Rat der Drachen. Nur eine Pilgerfahrt zu den Quellen der Ewigkeit kann das drohende Unheil verhindern.
Erst spät, fast zu spät, erfährt Jerusha, dass ihr Geliebter und die Elias gefangengenommen wurden. Nun ist es einmal mehr an ihr, das Schicksal zu wenden und die Gefangenen zu befreien – denn neuen Ungemach droht, hat doch Aláes die Gunst der Stunde genutzt, ist aus dem Gefängnis ausgebrochen und hat die Macht über die Elis an sich gerissen – der Krieg, den alle fürchten, scheint unabwendbar zu sein.
Vor ein paar Jahren erschien bei Piper der vermeintliche Debütroman einer bis dato unbekannten Autorin. Siri Lindbergs „Nachtlilien“ bot auf den ersten Blick gewohnte Unterhaltung. Eine junge Erzählerin macht sich in einer archaischen Welt auf eine Queste, besteht Abenteuer, Kämpfe aber auch schmerzhafte Niederlagen und findet im Finale ihr Glück. Was den Roman aus der Masse der Veröffentlichungen heraushob; war die sehr einfühlsame Zeichnung der Protagonistin, die mit einer sehr glaubwürdigen und nachvollziehbaren Charakterentwicklung punkten konnte. Später wurde bekannt, dass sich hinter dem Pseudonym niemand anderes als Katja Brandis „verbarg“, die mit ihren in Daresh angesiedelten Romanen (Ueberreuter und Otherland) bereits bewiesen hatte, dass sie fesselnd zu fabulieren weiß.
Trotz der unbestrittenen sprachlichen wie inhaltlichen Qualität des Romans hörte man seitdem von Sara Lindberg leider nichts mehr. Dies ändert sich mit vorliegenden zwei Büchern, die aus dem Einzelroman eine Trilogie machen.
Angeregt von den Bitten ihrer Leser hat Lindberg, um bei dem Namen zu bleiben, sich ihrer Erzählerin erneut zugewandt, die offenen Punkte aufgegriffen und fortgeführt.
Wie bereits im ersten Band verbindet sie dabei packende Abenteuer in einer typischen Fantasy-Welt mit Figuren, die der Leser nicht mehr vergisst. Dabei scheut sie sich auch nicht, schwierige Themen anzugehen. Wie verarbeitet eine Frau solch ein dramatisches, prägendes Erlebnis wie eine Vergewaltigung, was für einen Mut erfordert es, sich der Tat und dem Täter zu stellen? Oder die Bürde, aber auch die Freude von Verantwortung, von Freundschaft und Nächstenliebe sind Themen, die unauffällig, aber immer präsent in den Text einfließen.
Inhaltlich geht es ohne Zäsur ein paar Monate nach den Ereignissen des ersten Teils weiter, wobei der Mittelband zwar in sich abgeschlossen ist, aber eigentlich nahtlos in den abschließenden dritten Teil mündet.
Beide vorliegenden Bücher lassen sich auch ohne Vorkenntnis des ersten Teils lesen, die Autorin hat jeweils eine Zusammenfassung vorangestellt, und bietet kurzweilige aber auch nachdenklich machende Unterhaltung in einer sprachlich vorzüglichen Ausarbeitung.