Gesa Schwartz: Daimon – Die Chroniken der Unterwelt 3 (Buch)

Gesa Schwartz
Daimon
Die Chroniken der Schattenwelt 3
Titelillustration von Max Meinzold
Lyx, 2014, Paperback mit Klappenbroschur, 736 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-8025-8459-6 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Wer hätte sich das gedacht: Nando, der leibhafte Sohn des Teufels, reist begleitet nur von seiner Dschinniya und einem Engelskrieger durch die Schattenwelt auf dem Weg in die neun Kreise der Hölle, während Himmel und Hölle – beziehungsweise deren Abgesandte – ihnen in seltener Einhelligkeit nach dem Leben trachten.

Nando weiß, dass er nur mit Hilfe des einstigen Heerführers des Teufels eine Chance hat, die Reise zum innersten Kreis der Hölle erfolgreich zu bestehen. In Or’lok, der letzten freien Stadt der Dämonen, will er sich mit seinem Mentor Drengur treffen; allein, dieser wurde von Kymbra gefangengenommen, die die von Drengur selbst vernichtete Spiegelstadt wieder auferstehen lässt.

Nando nähert sich, allen Widerständen und dem wachsenden Einfluss Luzifers zum Trotz, langsam der Heimstatt seines Vaters an – doch schon auf dem Weg dahin muss er erkennen, dass nicht etwa die Dämonen oder der Teufel sein größter Feind sind – er selbst, das Dunkel, das in ihm lauert, gilt es zu besiegen, sonst ist der Kampf bereits verloren, bevor er richtig begonnen hat…

Vor einigen Jahren veröffentlichte Gesa Schwartz bei Lyx mit „Grim – Das Siegel des Feuers“ ihren ersten Roman, der von Fans, Lesern und Kritikern einhellig mit Begeisterung empfangen wurde. Das gediegene, qualitativ hochwertige Hardcover zeigte, dass auch der Verlag von der bis dato unbekannten Autorin und ihrem Buch überzeugt war – das verlegerische Risiko lohnte sich.

Schon vor dem Abschluss der „Grim“-Trilogie begann Schwartz eine neue Reihe, „Die Chroniken der Unterwelt“ betitelt. Zwar nicht länger im Hardcover, dafür aber als sorgfältig und liebevoll gestaltete Paperbacks mit Klappenbroschur blieb sie sich inhaltlich treu. Wieder erwartete ein Urban-Fantasy-Plot den Leser, wobei sie vorliegend statt Paris, der Stadt an der Seine, zunächst Rom als Handlungsort wählte. Mit dem jungen, entwicklungsfähigen Nando, zu Beginn scheinbar ein ganz normaler Mensch mit einer Gabe für das Geigenspielen, schuf sie eine interessante Identifikationsfigur, der der Leser gerne folgte.

Schon im ersten der drei Romane um die Unterwelt ließ sie immer wieder quasi zwischen den Zeilen durchaus nachdenkenswerte Fragen in ihre Handlung einfließen. Es ging und geht um Freiheit, um Verantwortung, um Pflicht und Freundschaft. Wie drückt dies der Pirat Sierrock während der Überquerung des Evron so treffend aus: „Ich spreche von Freiheit, und dem Willen, den eigenen Weg zu gehen, ganz gleich was geschieht“ (S. 114). „Wer bist du selbst? Du ahnst es nur, deshalb sage ich es dir: Es gibt nichts Gefährlicheres für Dich als die Nacht, die in Dir liegt!“ (S.123). So muss Nano zunächst sich selbst kennenlernen, sich hinterfragen und akzeptieren, bevor er sich dem Meister der Lügen stellen kann.

So ist dies, sowohl die gesamte Trilogie als auch der abschließende Roman, auch ein Werk, in dem es um das Erwachsenwerden geht, darum, zu akzeptieren, wer man ist, sich seiner Verantwortung zu stellen und zu wachsen.

Verpackt hat die Autorin diese Botschaften in eine fesselnde Handlung, die ihre Anleihen in der antiken Mythologie findet, diese aber ausweitet und zu etwas Eigenem verändert. Der Plot selbst bietet sich rasant und interessant voller Höhepunkte an, der Kampf mit sich selbst wie auch gegen die Widersacher sorgt für Spannung und Dramatik, das Finale ist gelungen.