Fables 19: Das Superteam (Comic)

Bill Willingham
Fables 19
Das Superteam
(Fables 101-107, 2012)
Aus dem Amerikanischen von Gerlinde Althoff
Titelillustration von Joao Ruas
Zeichnungen von Mark Buckingham, Eric Shanover, Terry Moore
Panini, 2013, Paperback mit Klappenbroschur, 164 Seiten, 19,99 EUR, ISBN 978-3-86201-670-9

Von Irene Salzmann

Mister Dark hat die Fables aus ihren Heimen vertrieben, doch können sie sich nicht einfach irgendwo verstecken, denn dieser Feind spürt ihnen unerbittlich nach, will sie auslöschen und die ganze Welt hässlich machen. Frau Totenkinders/Glockenblumes Opfer konnte ihn nur vorübergehend binden, genauso wie die Macht von Flycatcher, aber die Barriere, die Haven vor Mister Dark schützt, wird immer schwächer.

Die meisten Fables wollen kämpfen und fügen sich Pinocchios Anweisungen, dass sie Kostüme tragen und einen Codenamen annehmen sollen wie die Superhelden in den Comics, die er liest. Angeblich würde das den Zusammenhalt stärken und ihnen helfen, sich mutig dem Feind zu stellen. Es gibt aber auch einige Fables, die den Sinn des Aufwands bezweifeln.

Als wäre die Bedrohung durch Mister Dark nicht schon schlimm genug, erscheint Mr. North, der Vater von Bigby Wolf, der seinen siebten Enkel – einen Zephyr – sucht, um ihn zu töten. Das Kind hat bereits Unschuldige ungewollt umgebracht und stellt in seinen Augen eine Gefahr dar, die ausgelöscht werden muss. Tatsächlich quält sich Mr. North mit dieser Aufgabe so sehr, dass er einen überraschenden Entschluss fasst, den sein Sohn am wenigsten von ihm erwartet hätte.

Der Bibliotheksaffe Bufkin hat es geschafft, Baba Yaga und andere Angreifer zu besiegen. Er hält sich nun für einen großen Helden und folgt der Anweisung des Spiegels, weitere große Taten zu vollbringen. Und dann wären da noch Briar Rose und Snow Queen, die Gepettos Gefolgsleute in Schlaf versetzten und seither den Weckversuchen diverser Prinzen widerstanden haben. Die Stadt wird von Goblins niedergebrannt, und die beiden Schläferinnen werden entführt.

Nachdem sich der 18. Band einem Solo-Abenteuer von Bigby Wolf widmete, kehrt die Handlung nun zur laufenden Storyline zurück, in welcher der Kampf gegen Mister Dark seinen Höhepunkt erreicht. Die Fables greifen verzweifelt nach jedem Strohhalm, was mitunter recht merkwürdige Blüten treiben kann. Tatsächlich handelt es sich bei Pinocchios Superhelden-Inszenierung um eine Hommage des Autors Bill Willingham an seine großen Vorbilder Jack Kirby, Steve Ditko, John Romita und andere – das geht aus der Widmung hervor. Infolgedessen werden einige bekannte Marvel- und DC-Charaktere auf freundlich-humorige Art parodiert.

Davon einmal abgesehen wird der Konflikt mit Mister Dark beigelegt, und das auf überraschende Weise und leider durch das Erbringen eines großen Opfers von einem Sympathieträger, der nun eine Lücke mehr hinterlässt. Seine Tat bleibt von vielen unbemerkt beziehungsweise wird einem anderen zugeschrieben, und so entstehen Mythen. Sein Eingreifen hat den Nimbus von deus ex machina, aber anders hätte der Autor die Problematik nicht so elegant und nur durch weitere Tode lösen können.

Parallel dazu begibt sich der Affe Bufkin auf eine Reise, die ihn mit skurrilen Flüchtlingen zusammenbringt, denen er helfen möchte. Das wäre, wie er meint, seine vierte Heldentat. Ein weiterer Schauplatz ist Gepettos Stadt, aus der Briar Rose und Snow Queen entführt werden. Ihr Schicksal ist ungewiss. Somit gibt es zwei Cliffhanger, obwohl das Hautthema abgeschlossen werden konnte.

Die Zeichnungen wirken trotz verschiedener Künstler homogen, zumal nie ein Wechsel ‚mittendrin‘ in einer Episode stattfindet, und sehr gefällig, dem Inhalt der Serie angemessen, zu der der glatte, idealistische Superheldenstil trotz des Themas weniger gut gepasst hätte.

„Fables“ 19 vereint gekonnt die spannende Storyline mit einer Hommage und macht durch zwei Cliffhanger neugierig auf das Kommende. Das hohe zeichnerische Niveau wird gehalten. In der Summe ist „Fables“ eine Ausnahmeserie, die Akzente setzt zwischen den eher gleichgeschalteten Superhelden-Reihen, die in vielen Fällen gewiss nicht schlecht sind – doch Abwechslung tut immer gut.