Nadine Kühnemann: Feuersbrut (Buch)

Nadine Kühnemann
Feuersbrut
Koios, 2013, Taschenbuch, 646 Seiten, 14,40 EUR, ISBN 978-3-902837-07-3 (auch als eBook erhältlich)

Von Petra Weddehage

Lennian ist der zweite Sohn des Königs von Güraz. Da er latente magische Anlagen besitzt, die nicht als solche erkannt werden, wird er für geisteskrank erklärt und führt fortan ein sehr zurückgezogenes Leben. Als ihn unverhofft Attentäter ins Visier nehmen, rettet ihn ein mysteriöser Unbekannter.

Ronyn, sein Lebensretter, spinnt insgeheim seine eigenen Intrigen, in denen Lennian eine wichtige Rolle spielt. Auch wenn der Königssohn seinem Begleiter aus guten Gründen misstraut, ist dieser doch der Einzige, der endlich etwas Licht ins Dunkel der gefährlichen Verschwörungen bringt.

Lennian muss schnell lernen, sich in der rauen Umgebung, in die er nun geraten ist, zurechtzufinden. Entsetzt erkennt er, dass seine Häscher keine oder kaum politische Motive verfolgen. Es geht um etwas völlig Anderes: Eine uralte Macht regt sich erneut, und die Schar ihrer Anhänger wächst stündlich – und damit die Bedrohung für Güraz.

Nadine Kühnemann erzählt eine fantastische, komplexe Geschichte, die viele Details enthält und mehrere Handlungsebenen mit verschiedenen Akteuren verwebt. Das Publikum muss schon gehörig aufpassen, um alle Informationen in die richtige Reihenfolge zu bringen und nichts Wichtiges zu übersehen.

Die Figur des Hauptprotagonisten ist leider nicht klar umrissen. Erst nach und nach erfährt der Leser, warum der Sohn von seinen Eltern im Hintergrund gehalten wird und wieso sie sich schämen, dass er magische Fähigkeiten hat. Es dauert lange, bis sich das Publikum mit ihm anfreunden kann. Dies liegt vor allem an seinem inkonsequenten Verhalten. Immerhin entkommt er einem Attentat, woraufhin ihn sein Bruder zu überzeugen versucht, dass er sich hinsichtlich seiner Befürchtungen geirrt hat. Zudem ist das Versteck, das er sich anfangs aussucht, ebenfalls nicht sicher, da doch viele am Hof wissen, wohin er sich zurückzieht.

Die höfischen Intrigen, die politische Zusammensetzung sowie das Zusammenspiel der Charaktere gestalten sich gerade anfangs, wenn man eigentlich einen spannungserzeugenden Reißer oder wenigstens einen leichten Einstieg erwartet, recht zäh. Man muss sich erst einmal in die Geschichte einlesen, Lennian und seine Welt kennenlernen, was insgesamt zu lange dauert, bis die Story allmählich in Fahrt kommt. Man braucht wahrlich einen langen Atem, um diesen Mega-Band (fast 650 Seiten zum kleinen Preis von EUR 14,40) zu bewältigen.

Die einzelnen Kapitel hätten eventuell anders aufgeteilt werden können, da innerhalb von ihnen die Geschehnisse von einer Handlungsebene zur nächsten springen. Die Figuren wirken durchaus interessant, aber sie sympathisch und charismatisch aufzubauen, wurde bedauerlicherweise vernachlässigt, sodass man ihnen weniger Verständnis entgegenbringt als den Helden anderer Romane. Sie bleiben letztendlich zu farblos und können nur schwer das Interesse der männlichen Leserschaft gewinnen, die wohl die Hauptzielgruppe des Buchs sein dürfte.

Wer mehr von Nadine Kühnemann lesen möchte, wird im Aavaa Verlag fündig, der ihren Roman „Lichtfänger“ publiziert hat.