Ted Chiang: Das wahre Wesen der Dinge (Buch)

Ted Chiang
Das wahre Wesen der Dinge
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Karin Will
Titelillustration von Elena Helfrecht
Golkonda, 2014, Paperback mit Klappenbroschur, 284 Seiten, 16,90 EUR, ISBN 978-3-944720-17-3 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Seit einigen Jahren wird der 1967 geborene Chiang im angloamerikanischen Sprachraum mit so gut wie jedem Preis ausgezeichnet. Hugo Award reiht sich an den Nebula Award und dies bei einem Oeuvre, das angesichts knapp 25 Kurzgeschichten und Novellen eher als übersichtlich zu bezeichnen ist. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, fand sich lange Zeit kein Verlag, der die wunderbar pointierten, intelligenten Geschichten dem deutschen Leser zugänglich machte.

Dies änderte sich erst, als Hannes Riffel und dessen Golkonda Verlag zugriff und mit „Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes“ einen ersten Sammelband mit seinen Geschichten vorlegte. Selbst Dennis Scheck adelte die Veröffentlichung in „druckfrisch“ mit seinem fundierten Lob und sorgte so für erhöhte Medien-Aufmerksamkeit.

Schnell wurde deutlich, dass hier ein Autor seine Stimme erhob, der erst nachdenkt und dann und nur, wenn er auch etwas zu sagen hat, zur Tastatur greift. Chiangs Geschichten sind immer wohlüberdacht, logisch, phantasievoll und, ja ich wage es auszusprechen: anspruchsvoll.

Nun ist der Leser gemeinhin und der Science-Fiction-Freund im Besonderen eigentlich ein Faulpelz. Man liebt es, sich in bekannte Gefilde zu begeben, einander ähnelnde Dauerserien zu goutieren und sich in eine wohlig vertraute literarische Umgebung einzufinden. Dies alles findet man in den Erzählungen Chiangs nicht. Da gibt es keine Weltraumschlachten oder stereotype Erstkontakte, stattdessen begegnet man Persönlichkeiten, Ideen und interessanten Situationen. Das sind Geschichten, die uns als Leser fordern, die man nicht einfach „weglesen“ kann, die sich manches Mal auch erst zögerlich erschließen, dann aber umso wuchtiger wirken.

Intelligent, innovativ und faszinierend, das sind die Adjektive, die mir hier in den Sinn kommen – so sollte SF eigentlich sein und dies trifft auf alle Preziosen Chiang’scher Fertigung zu.