Alexander Drews: Sagredo (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 05. Juli 2014 11:49
Alexander Drews
Sagredo
Begedia, 2013, Taschenbuch, 408 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-943795-53-0 (auch als eBook erhältlich)
Von Andrea Tillmanns
Eigentlich kommt der junge Wissenschaftler Ilja in das abgelegene kastilische Dorf Sagredo, um dort an einem Forschungsprojekt zu arbeiten. Als er die Studentin Marisol kennenlernt und sich von ihr überreden lässt, ein leerstehendes Haus zu erkunden, gerät er jedoch mitten in einen Strudel von Gewalt und Tod, in den immer mehr Menschen hineingezogen werden. Sie alle sind auf irgendeine Weise mit der längst verstorbenen Chilla verbunden, über deren Schicksal sich die Dorfbewohner in Schweigen hüllen, obwohl sie alle zu wissen scheinen, was Chilla zugestoßen ist. Und die mysteriösen Todesfälle kommen den Beiden immer näher…
In „Sagredo“ vermischt sich die Atmosphäre einer heutigen Kleinstadt mit der des Dorfes während der Franco-Ära, die in Chillas Tagebucheinträgen immer wieder auflebt. Und Manches, wie die Engstirnigkeit vieler Bewohner, das Festhalten einiger Männer an der Macht, die Unterdrückung vieler Frauen und Ähnliches, scheint sich nur äußerlich geändert zu haben. Die Schilderung der Todesfälle und anderer Verbrechen ist zum Teil sehr brutal ausgefallen, dennoch entwickelt die unaufgeregt erzählte Geschichte einen solchen Sog, dass man das Buch nur schwer zur Seite legen kann. Zumal Chillas Geheimnis und die Frage, was die Protagonisten damit zu tun haben, den Leser immer weniger loslässt, je weiter man liest.
Ein ungewöhnliches, beeindruckendes Buch, das scheinbar lapidare, berührende und auch grausame Szenen um die einzelnen Bewohner Sagredos zusammensetzt, bis sich am Ende ein unerwartet facettenreiches Bild ergibt.